Heute begeht Apples App Store seinen fünften Geburtstag. Mit dabei sind inzwischen 900.000 Apps, die auf der Plattform zum Download bereit stehen. Aber fehlt da nicht was? Wir haben uns angesehen, welche Apps der Hersteller aus Cupertino in den letzten Jahren aus seinem Store verbannt hat. Einige flogen zurecht wieder aus dem Laden und hätten es nie rein schaffen dürfen, bei anderen fragt man sich, ob Apple hier nicht unbotmäßig Zensur betriebt.
Apples App Store feiert heute seinen fünften Geburtstag. Die Download-Plattform für Programme für das iPhone, den iPod touch und das iPad wurde am 10. Juli 2008 aus der Taufe gehoben und besaß damals gerade einmal 500 Apps. Mittlerweile befinden sich beinahe eine Million Apps im App Store, die zusammen mehr als 50 Milliarden mal heruntergeladen wurden.
Zwischen Googles Play Store und Apples App Store gibt es einen Unterschied, der dem einen oder anderen App-Entwickler sauer aufstoßen dürfte. Apple kontrolliert nämlich anders als sein Konkurrent Google alle Apps und nimmt sie erst in die App Store auf, wenn sie fehlerfrei sind und inhaltlich ins Konzept passen. Hin und wieder gelingt es jedoch einer App, sich an den wachsamen Augen in Cupertino vorbei zu stehlen und wird erst nachträglich gebannt.
Wir haben uns im Land der verbotenen Apps umgesehen und jene Programme zusammengetragen, die den Store unfreiwillig verlassen mussten, weil sie sich durch Rassismus, Homophobie, unnötige Gewalt oder ihr Überwachungspotenzial negativ auszeichneten. darunter findet sich auch die eine oder andere App, bei denen sich Apple durchaus den Vorwurf der Zensur gefallen lassen muss. Die Apple-Richtlinien sind generell streng.So dürfen Apps zum Beispiel keine Schimpfwörter oder Pornos enthalten. Auch duldet Apple keine Kritik an sich selbst in seinem Store. Gelegentlich werden auch Apps verbannt, weil sie keinen Mehrwert für das iPhone bringen, wie zum Beispiel „I am rich“, oder weil sie zu viel Mehrwert bieten, wie iTether.
iTether
Viele Mobilfunkanbieter erlauben kein Tethering, mit dem wird das Smartphone zu einem kleinen mobilen Router wird. Notebooks können dabei über WLAN mit dem Smartphone verbunden werden und das Internet nutzen, ohne eine extra SIM-Karte am Notebook anschließen zu müssen. Während O2 Tethering einfach erlaubt, muss man zum Beispiel bei T-Mobile einen Aufpreis zahlen, wenn man das Verfahren nutzen will.
Die App iTether umging die Tethering-Sperre bei iPhones, auch wenn Tethering vom Mobilfunkanbieter nicht freigeschaltet war. Apple sah darin eine Nutzung seines Gerätes, die so nicht vorgesehen war und warf iTether kurzerhand aus dem App Store.
Exodus International
Diese App, entwickelt von der gleichnamigen US-amerikanischen Organisation, war auch unter dem Namen „Gay Cure“ bekannt. Exodus International war jahrzehntelang der festen Überzeugung, dass homosexuelle Menschen zur Heterosexualität „umgepolt“ werden könnten. Mit der „Gay Cure „-App versuchte die Organisation Werbung für ihre angeblich erfolgreichen Therapien zu machen und gleichzeitig Homosexualität als fehlerhafte und minderwertige Lebensweise zu verunglimpfen.
Linktipp – Ab Werk mit an Bord: Die App-Grundausstattung des iPhone 5s
Apple nahm die App nach einem kurzen, aber heftigen Proteststurm aus dem App Store. Mittlerweile gibt es die Organisation Exodus International nicht mehr. Vor einem Monat löste sich die Vereinigung nach über 37 Jahren auf. Der letzte Vorsitzende, Alan Chambers, entschuldigte sich öffentlich bei allen Homosexuellen für den Schaden, den diese Organisation angerichtet hatte.
Baby Shaker
das Mini-Game Baby Shaker funktionierte im Prinzip genauso wie Magic Coke Bottle. Wer sein iPhone wie wild schüttelt, wird mit einem "Ergebnis" belohnt. Nur ging es bei Baby Shaker nicht um eine Colaflasche, sondern um ein schreiendes virtuelles Baby, das mit allen Mitteln zum Schweigen gebracht werden musste. Am Ende erschienen zwei rote große X-Zeichen über den Augen des Babys, die dessen Tod markierten. Nach mehreren Beschwerden, hauptsächlich von Müttern und Vertretern aus dem Gesundheitssektor, nahm Apple die App aus dem Store. Die einen fanden die App nur geschmacklos, während andere Bedenken äußerten, dass Eltern unterbewusst negativ beeinflusst werden und ihr Baby am Ende zu Tode schütteln könnten. Die App gab es übrigens nicht umsonst, es mussten 99 Cent hingeblättert werden, um das Baby ins Jenseits zu befördern. Ein Spiel, auf das wir definitiv verzichten können.
Jew Or Not Jew
Die kontrovers diskutierte App präsentierte dem Nutzer Bilder von berühmten Persönlichkeiten, bei denen es zu entscheiden galt, ob es sich bei dem Promi um eine Person jüdischen Glaubens handelte. Der Programmierer Johann Levy, selbst Jude, wollte damit nach eigener Aussage umsetzen, was er in seiner jüdischen Gemeinde beobachten konnte: Ständig würde darüber gestritten, ob dieser oder jener Schauspieler Jude sei. Um das Thema ein für alle mal zu lösen, schrieb er diese Wissens-Test-App.
Obwohl die App aus unserer Sicht etwas geschmacklos daherkam, ist sie nicht rassistisch zu nennen. Nur gab es vor rund 20 Jahren einen Saturday-Night-Live-Sketch mit dem selben Namen, in dem bei einer fiktiven Gameshow Juden anhand von physischen Merkmalen erkannt werden sollten. Die Pointe des Sketches war, dass die Frau, die alle Merkmale erfüllte, eine christliche Italienerin war.
Am Ende war es eine wohl eine Konzessionsentscheidung von Apple, diese App aus dem Store zu verbannen. Die schreckliche Vergangenheit der jüdischen Religion, der Sketch, die Aufregung in der jüdischen Gemeinde und die angedrohte Klage einer französischen Anti-Rassismus-Organisation machten Jew Or Not Jew den Garaus. Ein großer Verlust war es nicht.
I Am Rich
Diese App war das Gegenteil von Nutzerwertig. Sie kostete 1.000 US-Dollar und tat absolut nichts, außer das Bild eines Diamanten anzuzeigen. Kunden wurden dabei auch nicht belogen, denn im Beschreibungstext stand klar und deutlich in Großbuchstaben, dass diese App keine Funktion hatte, sondern nur beweisen würde, dass man 1.000 US-Dollar zu viel hat.
Ganze acht Kunden sollen diese App gekauft haben. Apple warf sie leider aus dem App Store, da sie keinen Mehrwert für das iPhone bieten würde. Wir sind da anderer Meinung: I am Rich war ein Statussymbol, genau wie auch das iPhone selbst eines ist. Man zahlt schließlich für das iPhone auch ein paar hundert Euro mehr, als es eigentlich in der Produktion kostet.
VLC
VLC ist, neben MPC, DAS Medienwiedergabeprogramm schlechthin. Beide sind extrem an die eigenen Bedürfnisse anpassbar und spielen so ziemlich alle Dateiformate völlig klaglos ab. Als VLC schließlich eine offizielle App für das iPhone herausbrachte, sah Apple darin eine zu große Konkurrenz für die eigene Software und warf die VLC-App einfach wieder raus. VLC hätte sogar iTunes als Musikwiedergabe- und Synchronisationsdienst vom iPhone verdrängen können, da man mit dem Programm einfach Musik und Filme von einem Gerät auf ein anderes streamen kann und nicht auf bestimmte Dateiformate angewiesen ist. VLC heißt ausgeschrieben eben nicht umsonst Video Lan Client. Wirklich sehr schade.
Phone Story
Phone Story ist eine Apple-kritische App, die es nur noch im Google Play Store gibt. Man kann in Phone Story afrikanische Arbeiter dazu zwingen, giftige Mineralien aus dem Erdboden zu fördern, um dann anschließen bei Foxconn Arbeiter vom Dach springen zu lassen, die in Sklaverei-ähnlichen Verhältnissen das iPhone zusammenschrauben müssen. Völlig klar, dass Apple so viel Kritik nicht verträgt und diese App sofort gehen musste. Wie Phone Story es überhaupt jemals in den App Store geschafft hatte, ist uns ein Rätsel.
iDOS
Dieser Emulator erlaubte es in erster Linie uralte Computer- und Konsolen-Spiele auf dem iPhone wieder aufleben zu lassen. Leider hatte Apple zu viel Angst davor, dass auch neuere raubkopierte Spiele recht einfach über den iDOS-Emulator einen Weg auf das Smartphone finden könnten. Also musste iDOS gehen, noch bevor es überhaupt einen ersten Fall von illegaler Nutzung des Emulatiors gab. Ein echter Verlust für alle Retro-Gamer
Bang With Friends
Bang your Friends heißt die App im Google Play Store und unter diesem Namen ist sie auch wesentlich bekannter. Mit Bang With Friends (BWF) können Nutzer ihre Freunde in der Facebook-Friendlist nach dem Kriterium bewerten, ob sie mit ihnen schlafen würden oder nicht. Nur wenn beide Freunde einen Account bei BWF hatten und sich gegenseitig mit „Ja“ bewertet hatten, erschien ein Hinweis bei beiden Usern. Was die zwei dann im Anschluss taten, blieb ihnen überlassen.
Die App wurde in letzter Zeit kritisiert, allerdings nicht wegen der leichten Geschmacklosigkeit, sondern weil die App automatisch auf Facebook postete, dass sich jemand bei einen BWF-Account einrichtete und mit Facebook verband. Die App-Entwickler verteidigten sich damit, dass die iOS-App Grindr auch nichts anderes tun würde, das änderte allerdings nichts am Rauswurf. Die mediale Aufmerksamkeit von BWF machte wohl den Unterschied. Mittlerweile ist sie aber wieder im App Store zu haben.
Eucalyptus
Eucalyptus verfolgt eigentlich ein nobles Ziel. Mit ihr konnte auf das Archiv des Project Gutenberg zugegriffen werden. Gutenberg stellt gemeinfreie Werke, bei denen das Urheberrecht nicht mehr greift, weil sie bereits zu alt sind, als eBook für alle kostenlos zugänglich ins Internet. Mit Eucalyptus konnten die Nutzer also Schiller, Goethe und Shakespeare auf dem iPhone lesen und sich kulturell bilden.
Dummerweise gehört auch das Kamasutra, eine Jahrhunderte alte indische Sex-Bibel zu den gemeinfreien Werken und befindet sich auf Project Gutenberg, einschließlich bebildeter Anleitungen zu den entsprechenden Sex-Stellungen. Apple verbietet sexuelle Inhalte generell und verbannte wegen des Kamasutras auch gleich Lessing und Co. aus dem App Store.