Nach den Enthüllungen von NSA-Whistleblower Edward Snowden über die Überwachungstätigkeiten der US-amerikanischen und britischen Geheimdienste, trauen viele Deutsche dem Internet nicht mehr so recht über den Weg. Gegenwärtig machen sich 39 Prozent der Internet-Nutzer Sorgen über die staatliche Ausspähung ihrer privaten Daten, wie eine Erhebung des Branchenverbandes BITCOM ergab.
Der aktuelle Geheimdienstskandal ist ein herber Rückschlag für die Internet-Industrie. Viele Nutzer halten ihre Daten in der Cloud für nicht mehr sicher. Nur mehr knapp über ein Drittel (34 Prozent) haben gegenüber staatlichen Behörden noch starkes oder sehr starkes Vertrauen, hingegen misstrauen ihnen 40 Prozent der befragten Personen.
Für die Daten im Netz sieht das Vertrauen noch ungünstiger aus. So antworten 66 Prozent der Teilnehmer der Studie, dass persönliche Daten im Internet eher oder völlig unsicher sind. Vor zwei Jahren lag dieser Anteil noch bei 55 Prozent.
Das Misstrauen hat natürlich auch Konsequenzen. So möchten 43 Prozent der Befragten keine E-Mails mehr mit vertraulichen Inhalten senden und 19 Prozent verzichten auf Cloud-Dienste. Davon sind auch soziale Netzwerke betroffen. Hier wollen sich 13 Prozent abstinent verhalten.
Laut dem BITKOM-Präsidenten Professor Dieter Kempf führt die wachsende Skepsis allerdings nicht zu einer praktischen Veränderung des Verhaltens im Internet.
Während der Schutz des eigenen Rechners gegen Malware durch Sicherheitslösungen wie Antivirenprogrammen weit verbreitet ist, sieht es bei konkreten Maßnahmen gegen Ausspähung erstaunlich schlecht aus. Nur elf Prozent verwenden Proxies wie das Tor-Netzwerk. Eine Verschlüsselung von Dateien setzen nur acht Prozent ein, bei der Verschlüsselung von E-Mails sind es lediglich sechs Prozent. Dabei wäre eine gute Verschlüsselung, am besten mit einem 256-Bit-Schlüssel, ein sehr probater erster Schritt. Auch die mit 4 Prozent kaum genutzte Tunnelung des Internet-Verkehrs über VPN würde zu mehr Datenschutz führen.
Dabei liegt es oft einfach am Wissen. Zwei Drittel der Befragten gaben an, über Schutzmaßnahmen nicht oder nur unzureichend informiert zu sein.