Gekrümmtes Display im 21:9 Kinoformat, Akku jenseits der 3.000-mAh-Marke, mindestens ein 21 Megapixel Kamera-Sensor - die Wunschliste ist groß, doch noch größer ist der Aufholbedarf bei Samsung, denn der Wechsel vom Galaxy S4 zum Galaxy S5 war eher ein Hopser als ein Sprung. Wir zeigen euch, was wir uns für das S6 wünschen beziehungsweise was Samsung seinen Fans schuldig ist.
Das auf dem diesjährigen Mobile World Congress enthüllte Smartphone Samsung Galaxy S5 kommt zwar erst am 11. April in die Läden, doch schon jetzt basteln die Südkoreaner fleißig am Nachfolgemodell, dem Galaxy S6, von dem die Gerüchteköche eine Revolution anstatt Innovation erwarten. Ähnlich hoch waren zwar auch die Erwartungshaltungen beim S5, doch im Vergleich zum S4 besteht das in knapp zwei Wochen erhältliche Smartphone in erster Linie aus Upgrades – lediglich die IP-Zertifizierung, die Kamera mit einer Auslösezeit von 0,3 Sekunden im HDR-Modus sowie die hinzugekommenen Sensoren, wie Fingerabdruckscanner und Pulsmesser, heben sich vom Vorgängermodell ab.
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Kinoformat-Display ...
Dass es sich beim S6 wirklich um eine Revolution statt Innovation handelt, geht aus einem Patent hervor, das Samsung erst kürzlich angemeldet hat. Das Konzept sieht ein 21:9-Display für Smartphones vor und bringt somit das Kino-freundliche Format auf Mobiltelefone. Gerade im Bereich der Heimvernetzung, auch Smart Home genannt, macht diese Display-Revolution Sinn, denn somit wäre der Nutzer nicht mehr länger auf den Fernseher angewiesen, um Filme im entsprechenden Breitbildformat zu genießen, sondern könnte künftig auf sein Smartphone ausweichen und somit 21:9-Videos ohne horizontalen Streifen auch in anderen Räumen sowie unterwegs abspielen.
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... auf krumm gemacht
Kombiniert Samsung das 21:9-Cinemascope mit einem gekrümmten Display, wie es bereits das bislang nur in Südkorea erhältliche Samsung Galaxy Round besitzt, käme zudem ein erweiterter Blickwinkel hinzu. Das heißt: Die gekrümmten Seitenränder der Fernsehgeräte erweitern nicht nur den Blickwinkel des Zuschauers und stellen somit Inhalte größer dar als sie in Realität sind, sondern ergeben auch höhere Kontraste.
Die Gerüchteköche haben zwar bereits beim S5 ein gebogenes Display erwartet, doch Samsung hat sich dann doch erstmal dagegen entschlossen. Das kann verschiedene Gründe haben. Zum Beispiel ist es möglich, dass Samsung vorerst die Akzeptanz seitens der Nutzer auf den Prüfstand stellen will und das in seinem Heimatland durchführt, bevor es ein gebogenes Display auf den europäischen Markt bringt. Denn eines ist klar: LG, der Konkurrent aus dem eigenem Lande, bietet sein Smartphone mit gekrümmtem Bildschirm, das LG G Flex, bereits hierzulande an und somit ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch Samsung nachzieht. Da LG jedoch bereits einen Vorsprung hat, muss Samsung die Zeit nutzen und seinem gebogenem Display eine Besonderheit spendieren, um LG Paroli bieten zu können – und genau das könnte das 12:9-Format sein.
Patent: Homebutton adé?
Bei näherem Hinsehen fällt auf, dass der Konzept-Skizze des angemeldeten Patents zum 21:9-Cinemascope-Display der integrierte Homebutton fehlt. Diese Schaltfläche dient bislang dafür, das Telefon in den Startbildschirm zu versetzt. Die Skizze enthält zwar nicht jedes Detail, doch andererseits ist davon auszugehen, dass die verantwortlichen Entwickler eine derart zentrale Funktionstaste mit Sicherheit in die Zeichnung aufgenommen hätten – die Frontkamera sowie die Kamera zeigt die Skizze schließlich auch.
Hardware: So tickt das S6 unter der Haube
Unter dem Display brodelt die Gerüchteküche ebenfalls so richtig hoch. Samsung hat – wie bereits erwähnt – beim Sprung vom S4 zum S5 die meisten Spezifikationen lediglich leicht verbessert. Von einer Revolution kann, bis auf ein paar Einzelheiten, somit nicht die Rede sei. Das Display ist von 5 Zoll auf unwesentliche 5,1 Zoll gewachsen. Sowohl der Arbeitsspeicher von 2 GB als auch die interne Speicherbandbreite haben sich nicht verändert. Da mittlerweile die Pro-Serie der Samsung-Tablets mit 3 GB Arbeitsspeicher ausgestattet ist, muss das S6 über mindestens 4 GB verfügen, um herauszustechen.
Eine besonders große Enttäuschung ist der Akku. Hier hat Samsung die Kapazität von bereits mageren 2.600 mAh auf unwesentlich höhere 2.800 mAh aufgestockt. Möchte Samsung künftig mit den großen Flaggschiff-Modellen mithalten, dann muss die Batterie des S6 mindestens über 3.000 mAh betragen beziehungsweise sich im Bereich nahe der 3.500-mAh-Marke aufhalten. Nachdem auch die Auflösung des Kamera-Sensors lediglich von 13 Megapixel auf 16 Megapixel angestiegen ist, besteht auch hier massiver Nachbesserungsbedarf. 21 Megapixel oder mehr müssten es beim Galaxy S6 durchaus sein, um neue Maßstäbe zu setzen, denn das Sony-Flaggschiff, Xperia Z2, löst bereits mit 20,7 Megapixel auf. Der Snapdragon-Prozessor erhielt beim S5 zwar eine höhere Taktung und berechnet Vorgänge folglich mit 2,5 GHz anstatt der vorherigen 1,9 GHz. Doch die Anzahl der vier Kerne ist gleich geblieben.
Tizen OS oder Android – das ist hier die Frage
Tizen OS auf dem Smartphone könnte gestorben sein, bevor es überhaupt das Licht der Welt erblickt – wenigstens, wenn man Sundar Pichai Glauben schenkt. Der Android-Chef sieht auch auf künftigen Samsung-Smartphones, wie dem S6, nicht das Samsung-eigene OS, sondern das Google-Betriebssystem.
Samsung hatte zwar ursprünglich vor, sämtliche seiner Geräte in naher Zukunft mit dem Debian-basierten Tizen OS auszuliefern, um diese somit im Rahmen der Heimvernetzung untereinander einheitlich steuern zu können, doch bislang läuft es lediglich auf der Gear 2 und Gear 2 Neo und somit scheint es erst einmal Android zu ergänzen – was nicht zuletzt daran liegt, dass die Anzahl an Apps für Tizen OS der für Android weit hinterher hinkt.
Sollte jedoch Tizen OS immer attraktiver werden, indem beispielsweise die Zahl an verfügbaren Apps steigt, könnte auch auf dem Samsung-Smartphone-Flaggschiff vielleicht schon bald Tizen OS laufen und Android den Rang ablaufen. Da der aktuelle Smartphone-Platzhirsch dadurch dem Android-Absatz ordentlich schaden würde, ist es nicht weiter verwunderlich, dass Pichai Android als primäres Betriebssystem für Samsung-Geräte eisern verteidigt.