Nun sind schon einige Tage vergangen, seitdem Facebook den Messenger WhatsApp übernommen hat. Was sich eigentlich in der Zwischenzeit zugetragen und was ist aus der Konkurrenz Threema sowie Telegram geworden? Laufen diese beiden Apps nun dem Facebook-Verbündeten den Rang ab? Wir sind der Sache auf den Grund gegangen.
Als Facebook hierzulande in der Nacht vom 19. Januar auf den 20. Januar bekannt gab, es übernehme WhatsApp für 19 Milliarden US-Dollar, überschlug sich nicht nur die Berichterstattung in den Medien, auch rebellische Stimmen gegen den bislang beliebten und häufig genutzten Messenger wurden laut. Obwohl die Verantwortlichen bei WhatsApp in ihrem Firmen-Blog versicherten, dass sich für den Nutzer erst einmal nichts ändere, durchschauten Anwender jedoch sofort das Vorhaben seitens Facebook: Nutzerdaten sammeln und die Weltherrschaft auf dem Messenger-Markt übernehmen - eine klare Sache.
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Seitenwechsel
Um dem Abgreifen von Telefonnummern und anderen persönlichen Informationen entgegenzuwirken und zu vermeiden, dass Facebook und sein künftiger Verbündeter WhatsApp Gespräche eigennützig ausschnüffeln, wenden sich nun immer mehr Nutzer von diesem Messenger ab und laufen zu Konkurrenz-Apps über. An vorderster Stelle steht Threema. Der Funktionsumfang dieser Anwendung hinkt zwar WhatsApp in einigen Aspekten noch hinterher, doch dafür verschlüsselt Threema – anders als die Konkurrenz – Unterhaltungen über eine asymmetrische Ende-zu-Ende-Chiffrierung, basierend auf dem anerkannten Open-Source-Kryptosystem NaCl.
Spitzenreiter in App-Stores
Anwender scheinen im Zeitalter von Spionageangriffen durch NSA und Co. an einer derartigen Sicherheitsfunktion großen Gefallen gefunden zu haben. Schon seit einige Tagen nimmt Threema Platz eins in Apples App Store ein. Und auch im Google Play Store hat sich die App in die Herzen der quasselfreudigen Nutzer katapultiert. In der Kategorie „Erfolgreich in Android-Apps“ liegt sie zwar noch hinter den Game-Knallern Clash of Clans und Empire: Four Kingdoms, doch bereits drei Plätze vor WhatsApp. Auch in seiner eigenen Kategorie „Top kostenlos in Android Apps“ hat die Messenger-Alternative aus Russland, Telegram, die umstrittene Anwendung WhatsApp schon längst auf Platz zwei verdrängt.
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Dass Threema das Erbe von WhatsApp antritt, spiegelt sich nicht nur in der Rangliste der einzelnen Stores, sondern auch in den Nutzerzahlen wider. WhatsApp hat, so heißt es in Medienberichten, zwischenzeitlich rund 500.000 Nutzer verloren – bedenkt man, dass WhatsApp bislang jeden Tag 500.000 neue Nutzer hinzugewinnen konnte und insgesamt 450 Millionen Menschen weltweit diesen Dienst nutzen, ist dieser Einbruch erstmal verschwindend gering. Das kann sich jedoch schnell ändern. Aktuelle Zahlen verrät WhatsApp zwar nicht, doch zieht man in Betracht, dass die Messenger-App innerhalb der zwei wichtigen App-Stores bereits ordentlich an Fahrt verloren hat, ist davon auszugehen, dass auch die Nutzerzahlen langfristig abnehmen.
Des einen Leid ist des anderen Freud
Etliche der Nutzer, die sich von WhatsApp abgewandt haben, laufen offensichtlich nun zu Threema über. Noch am selben Tag der Übernahme von WhatsApp durch Facebook verdoppelten sich die Threema-Nutzerzahlen laut Süddeutsche.de von 200.000 auf 400.000 – und laut Aussage des Threema-Mitbegründer kamen noch am gleichen Tag weitere 200.000 Nutzer hinzu. 80 Prozent der Nutzer stammen dabei aus dem Raum Deutschland, Österreich und deutschsprachige Schweiz, erklärte Martin Blatter. Vergleich: In den USA ist zum aktuellen Zeitpunkt Threema nicht einmal unter den ersten 200 Apps in der Kategorie „Top Paid iPhone Apps“ zu finden, was sich langfristig allerding noch ändern kann und vermutlich wird.
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Weitere Nutznießer aus Russland
Obwohl die Messenger-Alternative Telegram nicht mit den Sicherheitsstandards von Threema mithalten kann und von Stiftung Warentest sogar als „sehr kritisch“ eingestuft wurde, scheint das die Nutzer nicht zu interessieren – es entsteht sogar der Eindruck, dass es manchen Anwender sogar egal ist, welchen Messenger sie künftig verwenden, so lange es nicht WhatsApp ist. Die Nutzerzahlen von Telegram sind im Angesicht des Umbruchs und besonders durch den Ausfall von WhatsApp am vergangenen Wochenende ebenfalls gestiegen. Laut einem Tweet der Betreiber, meldeten sich knapp 5 Millionen Nutzer am 24. Februar an – aufgrund dieser hohen Neuregistrierung kam es bei Telegram sogar zu einer Ausfallzeit von zwei Stunden.