Der ehemalige Kollege, die neugierige Ex-Freundin und nicht zuletzt die NSA: Manchmal scheint einfach jeder an unsere Daten zu wollen. Viele Spuren, die wie im Internet hinterlassen, entziehen sich unserer Kontrolle, was wir in sozialen Netzwerken freiwillig über uns preisgeben jedoch nicht. Einige Informationen sollte man einfach nicht ins Internet stellen, andere sollten nur von erwünschten Personen eingesehen werden. Facebook bietet mittlerweile einige Privatsphäre-Einstellungen die das ermöglichen. Wir stellen sie euch vor.
Wenn staatliche Behörden oder große Unternehmen unsere Metadaten, also zum Beispiel unsere Telefonverbindungen, abfangen, ist vor allem die Politik gefragt. Wir Bürger können die Politiker zwar mit Wahlen und Demonstrationen beeinflussen, aber eben nicht steuern welche Metadaten wir produzieren. Anders verhält es sich in den sozialen Netzwerken, wie Twitter, Youtube, Google+ und Facebook. Die Inhalte dieser Seiten stellen wir freiwillig in das Internet, um uns mit Freunden und Familie auszutauschen.
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Dabei haben längst nicht nur unsere Freunde Zugriff auf die Daten, die wir in den sozialen Netzwerken posten. Das Geschäftsmodell von Facebook und Google basiert auf personalisierter Werbung. Facebook selbst will daher nur allzu gerne wissen, wo unsere Interessen liegen, um die passenden Anzeigen schalten zu können. Programme von Drittanbietern verfolgen in der Regel ein ähnliches Geschäftsmodell und sind ebenfalls hocherfreut über Zugriff auf unsere Inhalte. Das Bonmot „Wenn du nicht zahlst, bist du nicht der Kunde, sondern das Produkt“ ist hier das Motto.
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Aber auch die Personaler von Firmen würden sich liebend gern durch unser Profil klicken. Sie wollen wissen, ob der Bewerber vertrauenswürdig ist, ob der Arbeitnehmer wirklich krank ist oder blau macht und ob der freie Mitarbeiter vielleicht ein schlechtes Bild auf das Unternehmen werfen könnte. Außerdem besteht immer die Gefahr, dass sich ein Stalker über Facebook Kontaktdaten oder den aktuellen Aufenthaltsort besorgt.
Das kann passieren, muss aber nicht. Facebook besitzt einige Privatsphäre-Einstellungen, die man definitiv in Anspruch nehmen sollte. Wir wollen unsere Daten schließlich nur mit unseren Freunden teilen, nicht mit der ganzen Welt. Bevor wir aber zu den Einstellungen selbst kommen, befassen wir uns erst mit einigen Faustregeln, die für alle persönlichen Informationen gelten:
1. Kompromittierende Informationen sollten nicht im Internet gepostet werden. Erotische Bilder und Berichte von der letzten Sauftour haben in sozialen Netzwerken einfach nichts verloren.
2. Programmen sollte man niemals Zugriff auf das eigene Profil gestatten. Das betrifft zum Beispiel auch Facebook-Spiele.
3. An die Nettikette denken! Kompromittierende Informationen über andere sind tabu, schließlich will man selbst auch nicht ins Gerede komen.
4. Keineswegs sollte man sozialen Netzwerken Passwörter von anderen Diensten überlassen.
5. Seinen Arbeitgeber sollte man im Internet außen vorlassen. Natürlich kann man angeben, wo und womit man seine Brötchen verdient, alle weiteren Informationen sind jedoch meist nicht gern gesehen.
Wer sich an diese Regeln hält, dürfte bereits einigermaßen sicher vor den bösesten Überraschungen sein. Allerdings lohnt es sich durchaus, sich auch einmal genauer mit den Privatsphäre-Einstellungen von Facebook zu befassen, um nicht jedes Foto mit der ganzen Welt zu teilen.
Generelle Einstellungen
Facebook bietet einige generelle Privatsphäre-Einstellungen. Hier kann man ein für alle mal festlegen, wer in Zukunft welche Inhalte sehen darf, wie Profilmarkierungen auf Fotos behandelt werden sollen und ob man überhaupt von fremden User gefunden werden kann.
Klickt man in Facebook oben rechts auf das Zahnrad, sieht man im Drop-Down-Menü die Kategorie „Privatsphäre-Einstellungen“.Facebook lädt im Anschluss eine neue Seite.
Ganz oben links unter dem Reiter „Allgemein“, kann das Passwort, der Account-Name und die E-Mai-Adresse geändert werden. Der Reiter „Sicherheit“ erlaubt die Einstellung von verschlüsselten Verbindungen zu Facebook (https), Sicherheitscodes, falls man von einem fremden Browser auf Facebook zugreift und die Registrierung von Smartphones. Das ist nützlich, falls man gehackt werden sollte.
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Interessant ist die Kategorie „Privatsphäre“. Hier kann jeder einstellen, wer welche Posts sehen darf. In der Regel reicht die Auswahl von „Alle“ über „Freunde von Freunden“ und „Freunde“ bis hin zu „Nur Ich“. Auch von wem man gesucht und kontaktiert werden möchte, kann hier festgelegt werden. Außerdem kann man ausschalten, dass das eigene Profil in den Suchergebnissen von Suchmaschinen wie Google oder Bing angezeigt wird. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie offen man mit seinem Account umgehen will, seine Inhalte sollte man aber definitiv nicht allen Facebook-Usern oder gar einer externen Suchmaschine zugänglich machen.
Hinter „Chronik und Markierungseinstellungen“ verbergen sich die am meisten unterschätzen Privatsphäre-Einstellungen. Schließlich landet auf Facebook nicht nur, was man selbst hochlädt, sondern auch, was andere über uns in das soziale Netzwerk stellen. Hier kann man einschränken, wer uns öffentlich Nachrichten schicken darf, wer diese Nachrichten sehen darf, und wer uns auf Bildern markieren darf. Facebook bietet sogar die Option, manuell jede einzelne neue Bildmarkierung zu überprüfen und freizugeben, bevor sie im Bild erscheint.
Unter „Blockieren“ kann man sich vor unerwünschten Besuchern schützen, seien es Menschen, Spiele oder Veranstaltungen. Alles, was ein User nachträglich und endgültig von seinem Profil verbannen will, kann hier rausgeworfen werden.
Bei den „Benachrichtigungseinstellungen“ kann man Facebook selbst etwas an die Kandare legen. Hier können Nutzer festlegen, wie, ob und welche Nachrichten erhalten und weitergeleitet werden. Per App aufs Handy, per SMS oder per Mail, sämtliche Benachrichtigungswege können hier ab- oder zugeschaltet werden.
Bei „Blockieren“ kann man Anwendungen nachträglich verbannen. Unter „Anwendungen“ können User die generellen Regeln für Anwendungen festlegen. Diese lassen sich ganz sperren, sogar Anwendungen von Freunde kann verboten werden, auf unser Profil zuzugreifen. Selbst die Meldung, dass unser bester Kumpel gerade ein Spiel spielt lässt sich unterbinden.
Das Aktivitätenprotokoll
Hier können wir unsere einzelnen Aktivitäten einsehen und deren Privatsphäre-Einstellungen ändern. Alles, was wir in der Vergangenheit auf Facebook getan haben, sei es ein Bild hochzuladen oder zu markieren, einen Post zu schreiben oder zu liken, kann hier nachträglich bearbeitet werden.
Klickt man in seinem Profil oben rechts auf seinen eigenen Namen, landet man auf seiner Profilseite, wie sie auch von den anderen Nutzern gesehen wird. Im Titelbild befindet sich der Zugang zum „Aktivitätenprotokoll“.
Auch hier gibt es links ein Menü, bei dem man seine Privatsphäre-Einstellungen bearbeiten kann. Unter der Kategorie „Alle“ erhalten wir eine Übersicht über sämtliche Chronikeinträge, die wir bei anderen gemacht haben oder die von Freunden auf unserem Profil hinterlassen wurden. Sie können alle hier gelöscht werden.
Klickt man auf die anderen Kategorien, zum Beispiel „Deine Beiträge“ kann man die Chronikeinträge filtern und etwas ausführlicher bearbeiten. Es ist möglich Markierungen zu löschen, Einträge aus der Chronik zu entfernen oder zu bearbeiten und festlegen, ob sie nur für Freunde oder öffentlich zugänglich sind.
Die Social-Graph-Suche
Diese Suche wird im deutschsprachigen Raum erst noch eingeführt. Andere User können damit nach sämtlichen öffentlichen Beiträgen oder Aktivitäten suchen, die man im Laufe seiner Zeit bei Facebook im sozialen Netzwerk gepostet hat.
In den Privatsphäre-Einstellungen ist es möglich sämtliche öffentlichen Posts rückwirkend mit wenigen Klicks einzuschränken. Sie sind dann nicht mehr öffentlich und können auch nicht mehr über die Social-Graph-Suche gefunden werden. Diese Maßnahme ist definitiv zu empfehlen. Alternativ kann man auch manuell im Aktivitätenprotokoll die Privatsphäre-Einstellungen für jeden einzelnen Beitrag rückwirkend ändern, wenn man will, dass einige Post über die Suche zugänglich sind.
Fazit
Facebook macht es einem nicht leicht, aber man kann seine Daten einigermaßen privat halten, wenn man die richtige Einstellungen findet. Generell ist es eine gute Idee, Bilder und Texte pauschal nur seinen Freuden zugänglich zu machen. Allerdings sollte man trotzdem darauf achten, was man Online postet. Nicht alle Freunde in der Freundesliste sind notwendigerweise wirklich gute Freunde. Da tummeln sich oft auch Kollegen oder Eltern, die nicht über jedes Detail des Privatlebens informiert werden müssen.
Außerdem landet jede Information in eurem Profil auch immer bei Facebook selbst. Das Unternehmen behauptet zwar diese Daten anonym zu behandeln, jedoch besteht immer die Möglichkeit, dass eine Sicherheitslücke auftritt und die Informationen publik werden.
Ein soziales Netzwerk sollte wie ein öffentlicher Platz behandelt werden. Die privatesten Dinge erzählt man nur bestimmten Freunden und auch nur, wenn sie direkt neben einem stehen. Man schreit sie nicht laut über den ganzen Platz, so dass jeder zufällige Bekannte oder ein völlig Fremder sämtliche Details mitbekommt.