Wer sich ein neues Smartphone zulegt, verkauft in der Regel sein altes Gerät. Wir haben uns bei eBay genauer umgesehen und wollten wissen, ob es einen Unterschied macht, welches Modell man sich zulegt und ob man beim Kauf auf einen bestimmen Hersteller achten sollte.
Smartphones sind Life-Style-Produkte. Das neueste und schnellste Telefon mit dem tollsten Design ist gerade gut genug, um es der Öffentlichkeit präsentieren zu können, auch wenn man die Hardware eigentlich gar nicht benötigt. Leider sind die Geräte entsprechend teuer. Kaum ein High-End-Smartphone ist beim Marktstart für unter 600 Euro zu bekommen, in der Regel kosten sie sogar deutlich mehr.
Apple veröffentlicht einmal im Jahr ein neues iPhone. Da sich die S-Varianten äußerlich kaum von den Vorgänger-Versionen unterscheiden, fällt es jedoch nicht auf, wenn man hier nur alle zwei Jahre zuschlägt. Viele andere Hersteller besitzen jedoch einen deutlich schnelleren Release-Zyklus. Samsung brachte 2013 bisher mehr als 9 verschiedene Modelle auf den Markt. Im Juni wurde das Flaggschiff Galaxy S4 vorgestellt und im Januar soll es bereits das Galaxy S5 geben. Auch Nokia bringt mittlerweile alle 6 Monate ein neues, noch besseres Flaggschiff heraus. Bei HTC, LG und Motorola sieht es nicht viel anders aus. Selbst Google veröffentlicht jedes Jahr ein neues Nexus.
Was also tun, wenn man die neuesten Smartphones nutzen, aber nicht mehrmals im Jahr einen ganzen Urlaub in ein Smartphone investieren will? Die Idee liegt auf der Hand. Sieht das alte Smartphone noch einigermaßen vernünftig aus und funktioniert einwandfrei, steht einem Weiterverkauf prinzipiell nichts im Wege. Der Erlös kann dann in ein neues Gerät gesteckt werden. Hier gibt es allerdings einiges zu beachten: Je nach Verkaufsplattform lassen sich deutlich unterschiedliche Preise erzielen. Auch der Zustand des Geräts spielt eine große Rolle.
Über das Online-Auktionshaus eBay können vergleichsweise sehr gute Preise für gebrauchte Smartphones erzielt werden. Wir haben uns zehn, teilweise ehemalige, Flaggschiffe angesehen und miteinander verglichen, wie deren Wiederverkaufspreise seit Januar diesen Jahres im Schnitt aussahen. Dabei wurden nur Modelle in den Vergleich aufgenommen, die auch heute noch vom Hersteller verkauft werden, denn nur diese dürften eine entsprechend vergleichbare Nachfrage besitzen. Wir wollten in unserem Vergleich ermitteln, ob es einen Unterschied macht, welches Smartphone man sich zulegt.
Die Geräte in unserem Vergleich
Beginnen wir mit dem Hersteller Sony. Hier haben wir uns das Xperia Z und das Xperia V angesehen. Das Z erschien im Februar diesen Jahres und kostet auf der Webseite Sonys derzeit 459 Euro. Das V kam im August 2012 auf den Markt und ist derzeit für 305 Euro zu haben.
Samsung ist ebenfalls mit zwei Telefonen im Rennen. Das Galaxy S3 erschien im Mai des letzten Jahres, der kleine Bruder Galaxy S3 mini im Oktober 2012. Während Samsung das große Gerät immer noch für stolze 439 Euro verkauft, ist das mini für rund 270 Euro zu haben.
Apple hat mit der Veröffentlichung der neuen Modelle iPhone 5s und 5c das iPhone 5 etwas überraschend vom Markt genommen. Lediglich das iPhone 4s, das bereits im Herbst 2011 erschien, wird noch verkauft. Vermutlich waren sich das iPhone 5 und das 5c einfach zu ähnlich. Das iPhone 4S gibt es nur noch in der 8 GB Variante und kostet auf Apples Webseite ohne Vertragsbindung 399 Euro.
Das Nokia Lumia 925 kam erst im Juni diesen Jahres auf den Markt und ist damit das neueste Smartphone in unserem Vergleich. Das Gerät kostete ohne Vertragsanbindung beim Marktstart 599 Euro. Auf der deutschen Webseite von Nokia wird das Gerät leider nicht direkt verkauft, es ist lediglich bei Mobilfunknetzbetreibern – und dort nur mit Vertragsbindung erhältlich. Ohne Vertragsanbindung kann es zum Beispiel derzeit bei Amazon für 350 bis 400 Euro erworben werden. Ebenso verhält es sich mit dem Mototla RAZR HD, das im September 2012 auf den Markt kam. Auch hier muss man sich bei Händlern wie Amazon umsehen, wo es derzeit für rund 390 Euro zu haben ist.
Beim Huawei Ascend P1 handelt es sich um das erste Flaggschiff der Chinesen, das es bis nach Europa schaffte. Dieses Smartphone erschien bereits im Januar 2012 auf dem chinesischen Markt und kostet auf Huaweis Webseite immer noch stolze 450 Euro. In Unserem Vergleich ist es damit nach dem iPhone 4S das älteste Gerät.
Das LG Optimus G sollte im August letzten Jahres ein Neustart für das etwas schwächelnde Unternehmen darstellen. Leider gelang das nur begrenzt. Erst mit dem Nexus 4. dem Nexus 5 und dem LG G2 konnte LG wieder zu den anderen Android-Herstellern aufschließen. An das Optimus G erinnert bei den neuen Modellen fast nichts mehr. Neben dem Design wurde auch der Markenname Optimus zu den Akten gelegt. Allerdings wird das Smartphone immer noch verkauft, wenn auch nicht über LGs Webseite, sondern über dritte Händler. Bei Amazon kostet das Optimus G momentan rund 380 Euro.
Der Wiederverkaufswert der Smartphones
Auch zwei Jahre nach dem Verkaufsstart kann man auf eBay für ein gut erhaltenes iPhone 4S derzeit im Schnitt knapp 270 Euro erzielen. Ein neues Gerät (mit 8 GB Speicher) kostet momentan fast doppelt so viel. Hier muss man allerdings berücksichtigen, dass das iPhone 4S ursprünglich mit verschiedenen Speichergrößen verkauft wurde. Für ein gebrauchtes Gerät mit 8 GB internem Speicher wird man wahrscheinlich keine 270 Euro erzielen, für ein Gerät mit 64 GB Speicher dafür womöglich deutlich mehr als 300 Euro. Auffällig ist, dass der Durchschnitts-Preis für das Gerät von Monat zu Monat konstant um 10 bis 20 Euro fällt.
Das wesentlich neuere Samsung Galaxy S3 kostet gebraucht im Schnitt 200 Euro, ein neues S3 direkt von Samsung mehr als doppelt so viel. Von einem konstanten Preisverfall kann hier keine Rede sein. Von Januar auf Februar verlor das S3 rund 30 Euro an Wert, während es zwischen Juni und Juli, als das neue Galaxy S4 angekündigt wurde, gerade einmal 4 Euro waren.
Beim S3 mini verhält es sich ähnlich. In den ersten Monaten verfiel der Preis für gebrauchte Geräte von Monat zu Monat um 10 bis 20 Euro, pendelte sich Mai auf 3 bis 5 Euro ein, um dann im Herbst auf bis zu 20 Euro zu steigen. Derzeit kostet es auf eBay im Schnitt 153 Euro und ist damit fast halb so billig wie ein neues Gerät.
Sowohl das Sony Xperia Z, als auch das Xperia V besitzen in unserem Vergleich den größten Preisverfall. Das Z fiel gleich im ersten Monat von 570 auf 503 Euro. Die Schritte wurden in den Folgemonaten zwar kleiner, waren aber immer noch bei 30 bis 40 Euro, selbst zwischen September und Oktober liegen sie noch bei 15 Euro. Derzeit ist es für weniger als 300 Euro zu haben. Zugegeben, das Z ist relativ neu und entsprechend hoch gestartet, aber auch das ältere Xperia V fiel innerhalb von zwei Monaten um rund 100 Euro und pendelte sich erst in den letzten drei Monaten auf rund 230 Euro ein.
Das Nokia Lumia 925 startete dagegen sehr gut, der Wiederverkaufswert schien zunächst auf hohem Niveau stabil zu bleiben, brach dann aber innerhalb weniger Monate um mehr als 100 Euro ein – bis Oktober fiel der durchschnittliche Wiederverkaufswert für ein gebrauchtes Lumia 925 mit großen Schritten auf knapp 300 Euro. Möglicherweise ist das mit der Modellschwemme von einigermaßen gleichwertigen Lumias zu erklären. Sowohl das Lumia 920, als auch das 925 und das 928 unterscheiden sich nicht sehr voneinander.
Der Wiederverkaufspreis für das Huawei Ascend P1 fiel in den letzten sechs Monaten sehr konstant um insgesamt 60 Euro. Wahrscheinlich ist das auf das alter des Geräts zurückzuführen. Es ist mittlerweile in einer Preisregion angekommen, wo es entweder für circa 150 Euro verkauft wird oder einfach verschenkt oder weggeworfen wird. Für gut 100 Euro scheint sich kaum jemand die Mühe zu machen, sein Smartphone überhaupt auf eBay einzustellen. Ein neues P1 kostet auf Huaweis Webseite beinahe drei mal so viel, wie ein gebrauchtes Modell. Der Presiverfall ist hier also eindeutig am Größten.
Der Wiederverkaufswert des LG Optimus G ist völlig unberechenbar. Mal fällt der Preis für ein gebrauchtes Gerät innerhalb eines Monats um 80 Euro, nur um im darauffolgenden Monat um 30 Euro zu steigen. Zwar lag der durschnittliche Wiederverkaufspreis im Oktober bei 263 Euro, eine klare Tendenz ist jedoch nicht zu erkennen. Im November könnten es wieder 20 Euro mehr oder 30 Euro weniger sein.
Auch bei Motorlas RAZR HD verhält es sich ähnlich, die Sprünge sind allerdings nicht ganz so drastisch. In den ersten fünf Monaten des Jahres fiel der durchschnittliche Wiederverkaufswert eines gebrauchten RAZR HD um 30 bis 50 Euro pro Monat. Seit Juni ist jedoch auch hier ein Auf und Ab zu erkennen, das sich zwischen 230 und 250 Euro eingependelt hat.
In unserem Vergleich sollten ursprünglich auch das HTC One X+ und das HTC One vorkommen. Allerdings konnte uns eBay aufgrund der Namensähnlichkeit der Modelle keine zuverlässigen Daten liefern.