Rund einen Monat hat die jüngste Version von Android mittlerweile auf dem Buckel. Wir hatten das System von Anfang an im Dauereinsatz und verraten Euch, wie sich KitKat im Smartphone- und Tablet-Alltag schlägt.
Wie man es mittlerweile von Google gewohnt ist, gilt das Nexus 5 als neues Mitglied der hauseigenen Nexus-Familie und eröffnete Bühne für die Vorstellung einer neuen Android-Version. Nach drei Ausgaben unter dem Codenamen „Jelly Bean“ hat sich Google bei Android 4.4 für den neuen Namen KitKat entschieden.
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Wer sich davon eine bahnbrechende Renovierung von Android erhofft, wie sie einst Android 4.0 alias „Ice Cream Sandwich“ brachte, wird enttäuscht. Auf den ersten Blick hat Google nur behutsame Neuerungen in sein Mobilsystem integriert. Beim zweiten Hinsehen wird aber deutlich, dass KitKat noch sehr viel mehr zu bieten hat. Wir haben das System seit dem Start auf dem Nexus 5 ausführlich getestet und zeigen Euch, was Android 4.4 wirklich bringt und wo Ihr mit App-Alternativen besser beraten seid.
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Bedienung und Optik: Android wird moderner
Seit Android 4.0 alias „Ice Cream Sandwich“ hat Google laufend an der Optik des Systems gefeilt, was sich in KitKat fortsetzt. Die auffälligsten Neuerungen sind dabei die weißen Status-Icons und die Tatsache, dass Status- und Navigationsleiste in einigen Apps transparent erscheinen – zumindest auf dem Nexus 5, denn die älteren Nexus-Vertreter sind laut Google für diesen Effekt zu schwach auf der Brust. Hardware-unabhängig und hoffentlich bald in ganz vielen Apps zu finden ist der so genannte „Immersive Mode“. Die Entwickler dürfen in KitKat endlich den ganzen Bildschirm nutzen und Status- sowie Navigationsleiste komplett ausblenden. Ist dieser Modus aktiviert, könnt Ihr die Statusleiste per Wischbewegung vom oberen Bildrand aktivieren, um jederzeit zu den Benachrichtigungen zu gelangen.
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Ein Beispiel für diese Funktion ist Googles E-Book-Katalog Play Books, der Buchseiten nun über den ganzen Bildschirm ausbreitet. Davon abgesehen haben sich viele kleine Nuancen verändert, die sich vor allem am neuen Home Screen bemerkbar machen (der übrigens als Teil von Google Such-App auch für andere Androiden verfügbar ist). So ist das kalte Schwarz der Ordner einem freundlicheren Weiß gewichen, die Icons im App-Drawer sind größer und werden anstelle eines schwarzen Grunds direkt über das Hintergrundbild eingeblendet. Apropos Hintergrund: In Android 4.4 hat Google die Auswahl der Wallpaper wesentlich vereinfacht, der merkwürdige Zuschneide-Dialog der früheren Versionen gehört somit der Vergangenheit an. Die Widgets wurden aus dem App-Drawer verbannt und lassen sich nun nur noch per langes Drücken auf den Homescreen einfügen.
Auch der Suchassistent Google Now ist nun noch tiefer mit dem System verzahnt und lässt sich per Wischen nach links jederzeit aufrufen. Nicht möglich ist derweil das Öffnen von Google Now per gesprochenen Befehl „Okay Google“ – wer das praktische Feature ausprobieren möchte, muss die Systemsprache in den Einstellungen auf US-Englisch umstellen. Wer die Funktionen des neuen Launchers nicht nutzen möchte, kann wie üblich Alternativen aus dem Play Store installieren. Der Wechsel zwischen den Homescreens wird unter Android 4.4 einfacher, da Google die Auswahl direkt in die Handy-Einstellungen integriert hat.
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Ebenfalls deutlich verbessert wurde der Dialog zum Öffnen von Dateien. Wenn die Entwickler die neue API verwenden, könnt Ihr zum Öffnen neben dem lokalen Speicher auch auf Apps zugreifen, um beispielsweise Files aus Cloud-Diensten wie Dropbox auf Eurem Androiden zu verwenden.
Kommunikation: Hangouts und Co.
Die Standard-App für SMS wurde in Android 4.4 durch Googles Chat-Tool Hangout ersetzt. Die Integration ist dabei nur bedingt geglückt: Wenn Ihr einem Kontakt, mit dem Ihr bereits per Hangout chattet, eine SMS schickt, wird diese nicht etwa in die bestehende Kommunikation eingebunden, sondern in einem neuen Thread angezeigt. Auch erkennt die App derzeit noch nicht automatisch, ob ein Kontakt gerade per Hangout verfügbar ist und wechselt dementsprechend nicht dynamisch zwischen SMS und Internet-Kommunikation. Fairerweise erlaubt Google das Wechseln der SMS-App direkt in den Handy-Einstellungen, wodurch doppelte Benachrichtigungen der Vergangenheit angehören.
Wer seine Kurznachrichten auf dem klassischen Weg verschicken möchte, dem empfehlen wir die Installation von 8SMS. Wesentlich besser gefällt uns die runderneuerte Mail-App. Diese wurde funktional dem Gmail-Client angeglichen und ermöglicht nun unter anderem das Löschen von Mails per Wischgeste oder das Markieren von wichtigen Nachrichten.
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Die dritte große Neuerung von KitKat ist der Dialer, der Euch nicht mehr wie gewohnt mit dem Nummernblock empfängt. Stattdessen sortiert die App auf der Startseite die am meisten kontaktierten Einträge im Adressbuch vor und ermöglicht über ein Eingabefeld eine Volltextsuche. Diese ist derzeit aber im Gegensatz zu den USA auf die eigenen Kontakte beschränkt. Die Suche nach Geschäften in der Nähe funktioniert noch nicht. Falls Euch die Änderungen nicht gefallen, keine Sorge. Auch hier hält der Play Store massenhaft Alternativen für Euch bereit, darunter beispielsweise die kostenlose App Dialer One.
Produktivität: Endlich Office-tauglich
Microsoft liefert seine Windows Phones samt Office Mobile aus und Apple installiert auf den neuen iOS-Geräten die iWork-Suite vor – da will Google natürlich nicht nachstehen. KitKat kommt dabei ab Werk mit der QuickOffice-App, die Google nach dem Aufkauf immer mehr in den eigenen Cloud-Speicherdienst Google Drive integriert. So lassen sich Word-, Excel- und PowerPoint-Dokumente direkt unter Android bearbeiten, was zumindest für einfache Dokumente gut funktioniert. Komplexe Formatierungen und Makros überfordern QuickOffice hingegen.
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Auch ist die Benutzung von QuickOffice abseits von Google Drive recht umständlich. Zwar könnt Ihr eine Datei aus SkyDrive, Dropbox und Co. auf dem Smartphone oder Tablet öffnen, allerdings werden die Änderungen nicht automatisch zurück synchronisiert. Dennoch hat Google mit der Integration von QuickOffice einen wichtigen Schritt für die mobile Produktivität getan. Auch der Notizdienst Google Keep ist ein fester Bestandteil von KitKat. Zwar ist Keep bei weitem nicht so vielseitig wie beispielsweise Evernote, für schnelle Notizen und Erinnerungen (die zudem auch nahtlos auf andere Geräte synchronisiert werden) eignet er sich allemal.
Sowohl Keep als auch QuickOffice lassen sich natürlich auf älteren Android-Versionen nutzen. Beide Apps gibt es kostenlos im Play Store. KitKat-exklusiv ist hingegen die System-weite Integration eines Druck-Dienstes. Falls Ihr einen Google CloudPrint-kompatiblen Drucker im Netzwerk hängen habt, könnt Ihr unter Android 4.4 aus faktisch allen Apps drucken. Im Test mit einem HP-Drucker funktioniert dies auch reibungslos.
Multimedia: Für die Google-Welt
Wie mittlerweile gewohnt integriert Google über den Play Store auch die eigenen Mediendienste Play Music, Play Movies und Play Books in KitKat. Wer Videos und Musik aus anderen Quellen abspielen möchte, muss sich einen der zahlreichen Mediaplayer aus dem Play Store besorgen. Allerdings funktionieren noch nicht alle Video-Apps unter KitKat. Gute Ergebnisse konnten wir aber beispielsweise mit dem RockPlayer 2 erreichen, der auch MKV-Dateien unter Android 4.4 abspielt.
Bei der Kamera fährt Google weiterhin einen minimalistischen Kurs. Die Standard-App bietet neben dem Wechsel zwischen Standard- und HDR-Modus nur vergleichsweise wenige Einstellungen. Auch hier bietet der Play Store massenhaft Alternativen, die allerdings noch nicht alle mit der neuen Kamera-API zusammenarbeiten wollen. ProCapture erzielte gute Ergebnisse, die als Testversion im Google Play Store erhältlich ist. Die App bietet zahlreiche Einstellungen und sorgt zumindest auf dem Nexus 5 dafür, dass der überempfindliche Autofokus ein wenig ruhiger agiert.
Etwas uneinig scheint man sich bei Google hinsichtlich der Fotoverwaltung zu sein. So findet sich neben der bekannten (und nicht veränderten) Galerie auch die neue „Fotos“-App aus dem Google+- Paket in KitKat. Letztere lässt sich auch abseits des Social Networks hervorragend als Bildergalerie nutzen. Das Paradoxe ist, dass beide Foto-Apps jeweils unterschiedliche Möglichkeiten zur Nachbearbeitung bieten, die sich eigentlich hervorragend ergänzen würden. So ist die Anwendung von Bildfiltern bei „Fotos“ komfortabler gelöst, während man in der alten Galerie leichter Grundeinstellungen wie Kontrast und Sättigung regeln kann. Wir empfehlen für Bearbeitungszwecke die von Google aufgekaufte App SnapSeed zu installieren, die alle Funktionen in einer Oberfläche vereint.
Unter der Haube: Mehr Android für alle
Natürlich sind nicht alle Neuerungen von Android 4.4 auf den ersten Blick zu erkennen, denn viel hat sich vor allem am Code geändert. So wurden laut Google-Entwicklern viele APIs optimiert, was sich vor allem bei Lokalisierungsfunktionen in einer verringerten Akkulast auswirken soll. Gleiches gilt für die Unterstützung von Audio-Tunneling, was die CPU-Last beim Abspielen von Musik minimiert. Weiterhin unterstützt Google mit Android 4.4 mehr Bewegungssensoren, wovon vor allem Sport-Apps profitieren. So bietet das Nexus 5 einen eingebauten Schrittzähler, der beispielsweise von runtastic Pedometer angesprochen wird. Ein ähnliches Feature gab es bislang nur mit Drittherstellerlösungen, beispielsweise im Samsung Galaxy S4.
Die wohl wichtigste Neuerung von KitKat muss sich allerdings erst noch beweisen: Google verspricht, dass das neue System sehr viel besser auf schwacher Hardware funktioniert. Leider hielt man es in Mountain View aber nicht für nötig, diesen Umstand mit einem Update für die älteren Modelle Galaxy Nexus oder Nexus S zu beweisen. Immerhin läuft Android 4.4 selbst auf dem 2012er-Nexus 7 absolut rund, was man von 4.3 weniger behaupten kann. Große Veränderungen blieben bei der Aktivierung von ART (Android Runtime), einer neuen Laufzeitumgebung, die Google in Android 4.4 erstmals experimentell integriert, bislang aus.
Mittelfristig soll ART im Vergleich zur bislang verwendeten Dalvik-Umgebung für eine deutlich höhere Leistung beim Ausführen von Apps sorgen. Allerdings ist ART noch in einem sehr frühen Stadium und soll vor allem Entwicklern dienen, ihre Apps zu optimieren. Wer die Funktion ausprobieren will, kann sie in den Entwickleroptionen unter „Laufzeitumgebung“ aktivieren; bedenkt jedoch, dass einige Apps derzeit noch nicht mit ART kompatibel sind und ihren Dienst somit verweigern – ein populäres Beispiel dafür ist der Messenger WhatsApp.