Test

Galaxy S5 im Test: Eher Evolution als Revolution

Morgen kommt das Galaxy S5 in den Handel. Wir zeigen euch schon heute, was ihr von dem neuen Samsung-Smartphone erwarten könnt, wo es glänzt und wo es scheitert.

Evolution anstatt Revolution: Die Erwartungshaltung beim Galaxy S5 war groß, doch noch größer ist die Enttäuschung. Im Vorfeld spekulierten die Gerüchteköche auf eine extrem hohe, ja sogar noch nie dagewesene Display-Auflösung, die sich über einen gekrümmten Bildschirm streckt. Außerdem kursierte das Gerücht, Samsung bringe zwei technisch unterschiedliche Smartphones heraus – ein günstigeres im Plastikgewand und ein hochwertigeres im Metallmantel.

Linktipp – Galaxy S5: Erste Gerüchte zum nächsten Samsung-Flaggschiff

Als J.K. Shin, CEO von Samsung Electronics, während des Unpacked5-Events auf dem diesjährigen Mobile World Congress in Barçelona das S5 der Weltöffentlichkeit vorstellte, stand es endgültig fest. Nichts von den Gerüchten entspricht der Wahrheit. Im Gegenteil. Samsung hat beim Galaxy S5 zwar hier und dar an der Tuning-Schraube gedreht und einzelnen Komponenten seines Smartphones ein Update spendiert, doch weitgehend auf Neuerungen verzichtet. Die wenigen Innovationen, die das S5 zu bieten hat, haben es allerdings in sich.

Verarbeitung, Design und Display

Ganz vorne mit dabei ist die IP67-Zertifizierung. Laut Definition soll weder das Eintauchen in eine Wassertiefe von bis zu einem Meter über einen Zeitraum von bis zu 30 Minuten noch herumwirbelnder Staub dem Galaxy S5 etwas anhaben können. Und tatsächlich. Nachdem wir eine Badewanne bis zu einem Meter mit Wasser gefüllt, das Smartphone über die maximale Dauer hinweg untergetaucht und es anschließend wieder herausgefischt haben, durften wir feststellen, dass die IP67-Zertifizierung hält was sie verspricht.

Linktipp – Musik-Streaming: Kostenloser Deezer-Zugang für Käufer eines Galaxy S5

Selbst die offene Kopfhörerbuchse an der Stirnseite des Smartphones, bei der der Eindruck entsteht, hier können Wasser ins Innere des Gehäuses gelangen, als auch der Micro-USB-3.0-Port an der Unterseite leisteten den beiden Umwelteinflüsse unüberwindbaren Widerstand. Das liegt nicht zuletzt am verkapselten Klinkenanschluss sowie der an einem Plastikscharnier hängenden Abdeckung. Hier hat Samsung ganze Arbeit geleistet.

Linktipp – Galaxy S4 Active: Outdoor Version des S4 angekündigt

Ähnliches gilt für die Stabilität des Gehäuses, das selbst unter stärkerem Druck weder knirscht noch knarzt. Hinter der leicht abzunehmenden Schale, die aufgrund der IP67-Zertifizierung dennoch lückenlos mit dem Gehäuse abschließt, kommt der Dual-Schacht für Micro-SIM- und Micro-SD-Karte zum Vorschein. Um an die Einschubfächer zu gelangen, muss man allerdings zuerst den Akku entfernen. Einerseits ist das ein zusätzlicher Schritt. Andererseits erlaubt es Samsung, als einer der noch wenigen Hersteller, einen beschädigten oder veralteten Akku eigenhändig auszutauschen. Das spart Reparaturkosten und beschert Samsung somit einen Pluspunkt.

Linktipp – Sony Xperia Z2 im Test - Keine Experimente

Vom Design hätten wir uns allerdings etwas mehr erwartet. Samsung hat seinem Galaxy S5 zwar ein frisches Antlitz verpasst, doch ist gleichzeitig den alten Materialien treu geblieben und verwendet für die Schale daher weiterhin das weniger ansprechende Polycarbonat anstatt sie in edles Kunstleder zu hüllen. Obwohl das Smartphone durch diese Entscheidung an Glamour einbüßen musste, liegt es dennoch gut in der Hand. Dafür sorgen die matt gummierte Pflasterstruktur der Schale sowie die gegenüber dem Vorgängermodell gestiegenen, aber weiterhin vergleichsweise schlanken Maße von 142 x 72,5 x 8,1 Millimetern und das hosentaschenfreundliche Gewicht von 145 Gramm. Außerdem gewährleisten die beiden Rillen im Gehäuserahmen die notwendige Griffigkeit beim Telefonieren, Surfen und Spielen.

Linktipp – Samsungs Galaxy Note 4 wird wasserdicht

Obwohl die Gehäusebreite des S5 um knapp drei Millimeter und die Länge um sogar mehr als einen halben Zentimeter gewachsen sind, hat Samsung die Bildschirmdiagonale lediglich um marginale 0,1 Zoll erweitert und den hinzugewonnen Platz nicht gerade optimal ausgereizt. Dafür überzeugt die Luminanz des Super-AMOLED-Displays. Die 404 cd/m² sorgen für eine hohe Leuchtkraft des Bildschirms. An der Full-HD-Auflösung von 1.920 x 1.080 Bildpunkten hat sich gegenüber dem S4 die Punktdichte verändert, die nun bei 432 anstatt der vorherigen 441 ppi liegt. Das liegt an der leicht gewachsenen Display-Diagonale. Nichtsdestotrotz sind die Bildränder messerscharf und die Farben satt – egal von welchem Blickwinkel aus man das Display betrachtet.

Speicher, Prozessor und Co.

Am internen Speicher von 16 beziehungsweise 32 GB (je nach Ausführung) hat sich gegenüber dem Vorgängermodell nichts verändert. Dass Samsung bereits fünf der 16 beziehungsweise 32 GB mit Betriebssystem-Dateien und vorinstallierten Anwendungen belegt, ist zwar bedauerlich, doch dafür lässt sich der integrierte Speicher des S5 über eine separat erhältliche Micro-SD um bis zu äußerst großzügige 128 GB erweitern. Da können derzeit noch nicht viele Smartphones mithalten. Der Arbeitsspeicher von 2 GB ist ebenfalls gleich geblieben. Anstelle eines 1,9-GHz-Snapdragon-600-Prozessors, wie Samsung ihn im S4 verbaut hat, stehen die 2 GB nun einem 2,5-GHz-Snapdragon-801-Prozessor zur Seite. Dass dieser Prozesse schneller berechnet, merkt man bereits beim Wischen innerhalb einer Bildschirmansicht. Hier ruckelt nichts.

Linktipp – Video von Samsungs Galaxy S5 Active aufgetaucht

Die Kapazität des erfreulicherweise austauschbaren Akkus hat Samsung lediglich um 200 mAh erweitert und somit auf die Ladungsmenge von insgesamt 2.800 mAh angehoben – nicht gerade üppig, bedenkt man, dass er nun einen deutlich flotteren Prozessor und ein stromhungriges Full-HD-Display antreiben muss. Anstatt einen neuen Stromsparmodus zu integrieren, der zwar bei einer Akkukapazität von zehn Prozent noch bis zu 24 Stunden Stand-by-Zeit herausholt, wobei das farbige Super-AMOLED während dieser Zeit Inhalte nur noch schwarzweiß anzeigt, wäre es sinnvoller gewesen, wenn Samsung eine Batterie jenseits der 3.000-mAh-Marke verbaut hätte. Anderen Herstellern ist das bereits gelungen. Für den Arbeitsalltag, sofern dieser zwischen acht und zehn Stunden dauert, reicht der Akku jedoch allemal.

Linktipp – LG G3 – Smartphone mit überragendem Display und tollem Design

Im Gegensatz zum dürftigen Akku beeindruckt der Fingerabdruck-Scanner. Auch wenn Apple eine derartige Technologie zwischenzeitlich im iPhone 5s verbaut hat und sie somit nicht mehr als bahnbrechende Neuerung gilt, reagierte der Scanner im Test unabhängig dessen dennoch relativ zuverlässig – manchmal ist es etwas frickelig und daher kann es schon ab und an einmal passieren, dass man den Finger mehrmals hintereinander scannen lassen muss. Gleitet man mit einem der bis zu drei registrierbaren Finger über den Homebutton, entsperrt diese Geste nicht nur das Smartphone, sondern öffnet auch den Privatmodus, wo man sensible Daten vor neugierigen Augen schützen kann.

Linktipp – Hands-on-Video zu den Gear-Geschwistern - Wasserabweisende Fitness-Tracker und krummes Display

Ein weiterer Sensor, der ebenfalls die Fingerspitze misst, ist der erstmals im Galaxy Smartphone verbaute Herzfrequenz-Sensor auf der Rückseite des Geräts. Um den Pulsmesser zu nutzen, muss man zuerst die vorinstallierte Gesundheits-App S Health aktivieren und danach am unteren Display-Rand auf die Fläche „Herzfrequenz“ tippen.

Sobald man die Spitze des Zeigefingers auf den Herzfreuqenzmesser legt, wohl gemerkt nicht drückt, beginnt diese automatisch den Puls zu nehmen. Die App stellt anschließend den zuletzt gemessenen Wert in der Mitte und den zuvor ermittelten darunter übersichtlich dar. So bekommt man einen guten Vergleich – ideal für Sportler, die beispielsweise wissen möchten, bei welchem Wert der Puls vor und nach dem Marathon lag. Dass der integrierte Sensor auch wirklich zuverlässige Ergebnisse abliefert, hat ein handelsüblicher Pulsmesser bestätigt, den wir parallel dazu verwendet haben.

Linktipp – LG G3 Mini: Durchgesickertes Handbuch verrät Spezifikationen

Kamera

Wie sein Vorgänger verfügt auch das Galaxy S5 über zwei Kameras: eine Frontkamera, deren Sensor weiterhin mit 2,1 Megapixel auflöst, sowie eine Ultra-High-Definition-Videokamera auf der Rückseite, deren Sensor-Auflösung von 13 auf 16 Megapixel erhöht wurde. Das ist zwar nicht gerade viel, doch die geknipsten Bilder können sich durchaus sehen lassen. Genau genommen stellt die Kamera auf der Rückseite selbst bei schlechten Lichtverhältnissen, wie sie bei einem bewölkten Himmel auftreten, sowohl nahegelegene als auch entfernte Objekte auf den Fotos scharf und konstrastreich dar.

Wer beim Fotografieren großen Helligkeitsunterschieden ausgesetzt ist, wie es beispielsweise bei Nachtaufnahmen von beleuchteten Gebäuden und Straßen der Fall ist, dem steht der Real-HDR-Modus zur Seite. Dieser gibt die Helligkeitsunterschiede nicht nur detailliert wieder, sondern auch einen Vorgeschmack auf das Bild beziehungsweise die darauf abgebildeten Kontraste bevor man auf den Auslöser drückt. Die Auslösezeit beträgt dabei sagenhafte 0,3 Sekunden – so werden Schnappschüsse auch wirklich zu echten Schnappschüssen. Bislang kennen wir keine Smartphone-Kamera, die mit dieser Auslösezeit mithalten kann.

Betriebssystem und Funktionen

Ab Werk läuft Android 4.4.2 auf dem Galaxy S5. Obwohl die gleiche Version per Update ihren Weg auch auf das S4 gefunden hat, gibt es dennoch Unterschiede. Samsung hat beispielsweise der TouchWiz-Oberfläche neue Symbole für die Rubrik „Einstellungen“ spendiert, die die Funktionen farblich voneinander absetzen beziehungsweise thematisch zusammenfassen und folglich für mehr Übersicht sorgen. Trotz oder gerade wegen der neu hinzugekommenen Funktionen hat Samsung auch die Struktur der Benutzeroberfläche aufgeräumt und erleichtert es somit dem Nutzer, sich darauf zurecht zu finden.

Zu den debütierenden Funktionen gehört beispielsweise die Möglichkeit, WLAN, GPS, den Ton, Bluetooth sowie die Verriegelung zum Drehen des Bildschirms per Wischen von oben nach unten auf dem Sperrbildschirm zu aktivieren und deaktivieren. Das spart Zeit. Der ebenfalls neu im Software-Paket enthaltene Download-Booster kombiniert die Geschwindigkeit von WLAN sowie LTE und lädt größere Daten ab 30 MB somit deutlich schneller auf das Smartphone. Auch bei den Apps hat sich einiges getan. Der vorinstallierte Datei-Manager Eigene Dateien sortiert Daten und Informationen nun in sinnvolle Kategorien, wie „Eigene Bilder“, „Videos“ und „Audio“. Das erleichtert die Suche nach ausgewählten Dateien.

Die Sprachsteuerung S Voice reagiert zwar grundsätzlich auf die Befehle, doch gerade wenn es darum geht, Sehenswürdigkeiten in einer bestimmten Gegend aufzuspüren, gesteht sie ihre Schwächen und verweist auf das Internet. Hier übernimmt Google Now. Positiv überrascht waren wir von der Funktionssteuerung via Spracheingabe. Nachdem wir auf die entsprechende Schaltfläche getippt und die Befehlskette „WLAN aus“ ausgesprochen haben, hat das System die WLAN-Verbindung getrennt. Doch das funktioniert leider nicht bei jeder Einstellung. S Voice kommt mit dem Aktivieren beziehungsweise Deaktivieren der GPS-Antenne nicht klar. Und wer auf eine attraktive Stimme hofft, wird bei S Voice ebenfalls leider enttäuscht und sollte in diesem Fall auf die Google Sprachsteuerung umsatteln.

Bewertung
Name
Samsung Galaxy S5
Pro
  • IP67-Zertifizierung schützt das Galaxy S5 vor Wasser bei einer Tiefe von einem Meter und einer Dauer von bis zu 30 Minuten sowie Staub
  • Großartige Kamera mit vielen verschiedenen Modi für schönere Bilder
  • Sehr helles Full-HD-Super-AMOLED-Display
Contra
  • Langweiliges Design
  • Immer noch zu schwacher Akku
Mehr zum Thema
zur Startseite