Nachdem der Hype und die erste Ernüchterung über die Galaxy Gear nun etwas abgeklungen sind, haben wir die Uhr eine Woche lang im Praxistest ausprobiert. Wie steht es um Samsungs Smartwatch wirklich? Was ist den Koreanern an der Uhr gelungen und woran müssen sie noch arbeiten?
Samsung stellte seine Smartwatch Galaxy Gear Anfang September auf IFA 2013 in Berlin mit großem Trara vor. Die Koreaner wollten mit der Uhr ein nützliches Gadget für das Smartphone in den Markt einführen. Nachrichten, Termine und Benachrichtigungen sollen mit der Smartwatch schnell und einfach abzulesen sein, ohne das Telefon aus der Tasche ziehen zu müssen. Außerdem zeigt die Uhr natürlich die Zeit an.
Linktipp – Äußerst schicke Smartwatch begeistert durch Design
Im Anschluss an die Präsentation der Galaxy Gear waren die Medien jedoch etwas enttäuscht. Die Smartwatch wurde im Vorfeld enorm gehyped und die Erwartungen wurden auf den ersten Blick nicht erfüllt. Wir haben uns die Galaxy Gear eine Woche lang im Praxistest angesehen und sagen euch, was sie kann und was sie nicht kann, aber können sollte.
Gute Verarbeitung, unpraktisches Design
Immer wieder hört man, dass die Galaxy Gear viel zu klobig sei – und da ist etwas dran. Tatsächlich ist die Uhr 3,6 Zentimeter breit, einen ganzen Zentimeter dick und mit 74 Gramm für ihre Größe ungewöhnlich schwer. Für zierliche Handgelenke ist die Smartwatch definitiv nichts. Aber auch an kräftigeren Armen sitzt die Gear nicht richtig: Ihr massiver Verschluss drückt ganz ordentlich in den Arm, wenn man ihn auf einen Tisch ablegt. Bequem ist das nicht.
Die Verarbeitung der Smartwatch ist jedoch hervorragend. Die Uhr wirkt äußerst stabil und wertig. Die Spaltmaße sind minimal und das verwendete Plastik sehr robust. Beim Armband muss man jedoch Abstriche machen. Das gummiartige Material wirkt zwar hochwertig, ist aber leider etwas zu hart und starr, um sich richtig an den Arm zu schmiegen. Das Design wird bei der nächsten Galaxy Gear, die wohl im Sommer 2014 kommen wird, hoffentlich etwas gelungener.
Keine Abstriche bei der Hardware
Im Herz der Galaxy Gear schlägt ein 800-MHz.Prozessor. Der Arbeitsspeicher liegt bei ausreichenden 512 MB RAM. Der interne Speicher ist mit 4 GB etwas niedrig angesetzt, die Smartwatch verlässt sich hier jedoch erfolgreich auf das zugehörige Smartphone. Einstellungen an der Uhr werden in erster Linie in der App Gear Manager auf dem Galaxy Note 3 oder dem Galaxy S4 vorgenommen. Weitere Apps für die Smartwatch werden ebenfalls über das Smartphone heruntergeladen und anschließend auf die Uhr installiert. Das spart Speicherplatz und man muss keine komplizierten Einstellungen am kleinen Display der Galaxy Gear vornehmen.
Das Display besitzt eine Diagonale von 1,63 Zoll und eine Auflösung von 320 x 320 Pixel. Viele Details sind auf dem Bildschirm nicht zu erkennen, allerdings umgeht Samsung dieses Problem mit klar gestalteten Symbolen. Größer dürfte das Display der Uhr sowieso kaum ausfallen, da die Gear sonst noch viel unbequemer am Handgelenk hängen würde. In Zukunft könnte dieses allgemeine Manko der Smartwatches durch ein flexibles Display gelöst werden. Am Verschluss der Uhr ist ein Mikrofon angebracht. Man spricht also nicht „in“ das Display, sondern hält den Arm in natürlicher Haltung neben das Gesicht, als würde man ein Telefon an sein Ohr halten.
Intuitive Bedienung
Die Bedienung der Galaxy Gear fällt durch ihre intuitive Benutzerführung auf. Die Smartwatch wird einfach in ihr Ladegerät gesteckt und via NFC und Bluetooth 4.0 LE mit dem Smartphone gepaired. Das funktioniert aber nur mit Samsung-Smartphones, auf denen Android 4.3 vorinstalliert ist – also dem Galaxy Note 3, dem Galaxy S4, dem Galaxy S4 Active, dem Galaxy Note 2 und dem Galaxy S3.
Im Anschluss installiert das Smartphone die benötigte Software für beide Geräte und zeigt zudem eine kurze Bedienungsanleitung der Uhr an. Die Bedienung fällt nicht weiter schwer: Wischt man von der rechten Kante in das Display, scrollt man durch das Menü der Smartwatch. Hier kann man sich Benachrichtigungen oder Bilder ansehen, wobei letzteres auf dem kleinen Display etwas umständlich ist. Außerdem können hier das Sprachmemo, der Media Player, die Sprachsteuerung S Voice, der Schrittzähler oder die Einstellungen gestartet werden. Etwas versteckt im Menü findet man weitere Funktionen, wie den Kalender, den Timer oder die Wettereinstellungen.
Wischt man von der linken Kante in das Display landet man bei den Kontakten und den Anrufprotokollen. Ärgerlich: E-Mails kann man auf der Uhr nicht betrachten. Ein Software-Update oder eine App könnte diesen Nachteil jedoch beheben. Wischt man von Oben in das Display landet man im Aufnahmemodus der 1,9-Megapixel-Kamera, die im Armband eingebaut ist. Die Knipse ist allerdings gerade einmal für Schnappschüsse und kurze Videos tauglich.
Befindet man sich in einem Untermenü und vollführt die Kamera-Geste, funktioniert sie wie eine Zurück-Taste und man landet im übergeordneten Menü. Die seitlich angebrachte, einzige physische Taste der Galaxy Gear stellt die Home-Taste des Gerät dar und führt immer zurück zur Uhrzeit auf dem Home-Screen. Der Home-Screen selbst in anpassbar: Man kann sich die Uhrzeit digital oder analog anzeigen lassen, zudem erhält man wahlweise Wetterinformationen, die absolvierte Schrittzahl (sofern man den Schrittzähler aktiviert hat). Auch Shortcuts für die Kamera, S Voice oder Benachrichtigungen können dort hingelegt werden. Die einzelnen Einstellungen nimmt man im Menüpunkt Einstellungen vor.
Ein Wisch von unten startet die Telefonfunktion der Uhr. Das Tippen der sehr kleinen Ziffern ist jedoch etwas fummelig. Tippt man mit zwei Fingern zweimal auf den Bildschirm gelangt man in die Einstellungen, in denen man die Lautstärke und die Display-Helligkeit verändern kann. Zudem wird hier der Ladestand des Akkus angezeigt.
Schwacher Akku
Der Akku der Galaxy Gear lässt leider etwas zu wünschen übrig. Speicherplatz und Rechenleistung können an das Smartphone ausgelagert werden, zusätzlicher Strom jedoch nicht. Der Litium-Ionen-Akku mit seiner Kapazität von 315 mAh ist etwas schwach auf der Brust, wenn man die Funktionen der Uhr richtig nutzt.
Lässt man sich nur die Benachrichtigungen auf die Uhr schicken, liest die Zeit ab und nutzt die Kamera für das ein oder andere Bild oder nimmt ein Sprachmemo auf, hält die Uhr locker mehrere Tage durch. Läuft jedoch im Hintergrund der Schrittzähler und nutzt man regelmäßig die Telefonfunktion der Smartwatch oder steuert das Smartphone via S Voice geht der Akku schnell zu neige. Mit ein wenig Pech ist am Ende der Batterie noch etwas Tag übrig.