Ab kommenden Jahr will Apple den Datenschutz für die Nutzer weiter erhöhen und diese speziell vor dem Tracking durch Apps und Websites bewahren. Allerdings sieht Facebook das ganz anders.
Seit einigen Wochen läuft das soziale Netzwerk Facebook gegen Apples neueste Bemühungen Sturm. Der iPhone-Hersteller kündigte auf der WWDC 2020 an, dass man den Datenschutz mit iOS 14 noch ernster nehmen will. Dazu führte man beispielsweise Anzeigen bei der Verwendung von Mikrofon und Kameras ein, lässt nur noch einen ungefähren Standort für ausgewählte Anwendungen zu oder gibt Apps nicht mehr den vollen Zugriff auf die eigenen Fotos.
Mit iOS 14.3 führte man nun den nächsten Schritt ein: Datenschutzlabels im App Store. Dadurch will man die Transparenz erhöhen und Nutzer aufzeigen, welche Funktionen einzelne Apps verwenden. Im kommenden Jahr soll dann das übergreifende Tracking für Apps und Website eingeschränkt werden – sofern der Nutzer dies wünscht. Dies gilt für jede einzelne App und kann jederzeit geändert werden. Jedoch macht dies vor allem Werbetreibenden Probleme.
Apples Bemühungen lassen Werbepreise sinken
Durch ein reduziertes Tracking sowohl im Web als auch über App-Grenzen hinaus können Facebook und Co. weniger Daten über die Vorlieben der Nutzer sammeln und dadurch weniger zielgerichtete Werbung schalten. Anders als allgemeine Werbeinhalte kostet zielgerichtete Werbung ein Vielfaches und ist damit deutlich lukrativer, da die Wahrscheinlichkeit eines Kaufs stark erhöht wird. Durch Apples neue Maßnahmen soll dies jedoch schwieriger werden, da man die Zustimmung der Nutzer benötigt. Dies gefällt Facebook natürlich gar nicht, da man mit hohen Einbußen rechnet.
Aus diesem Grund schaltete man bereits gestern große Werbeanzeigen in den amerikanischen Printmedien. Apple reagiert schnell und sagte in einem Statement gegenüber 9to5Mac, dass man Nutzern lediglich die Möglichkeit zur freien Entscheidung gibt, ob man sich verfolgen lässt oder nicht und man dies sogar von Fall zu Fall entscheiden kann. Apple zufolge braucht es dafür auch keine Facebook und meint, dass die dort verantwortlichen Personen für mehr Transparenz sorgen sollten.
Facebook kämpft für die kleinen Unternehmen?
Dies soll Facebook jedoch nicht auf sich sitzen gelassen haben, sondern holt zum Gegenschlag aus. Wie es aus Buzzfeed-Redakteur John Paczkowski via Twitter heißt, soll nun eine Fortsetzung folgen, in der Facebook Apple direkt angreift und sagt, dass man damit das freie Internet bedroht. In diesem Fall bedeutet „frei“ kostenlos, da sich dadurch einige Unternehmen gezwungen sehen werden, Inhalte nicht mehr werbefinanziert bereitzustellen, sondern sie hinter Paywalls verstecken könnten.
Facebook argumentiert, dass besonders kleine bis mittelgroße Unternehmen betroffen sein sollen, die durch personalisierte Werbung während der Pandemie höhere Umsätze erzielen konnten. Dies sollen Analysen des Social-Media-Giganten zeigen, was in diesem Zusammenhang fraglich erscheint, da diese nicht aus unabhängiger Quelle stammen. Weiter heißt es, dass die Werbetreibenden hohe Verluste einfahren könnten. Auf Twitter gab es nicht ohne Augenzwinkern schon den Vorschlag, dass das Milliarden-Unternehmen Facebook bei den kleinen Unternehmen die Gebühren verringern oder gänzlich abschaffen könnte, um ihnen zu helfen, wenn sie ihnen so am Herzen liegen.
Es bleibt natürlich abzuwarten, wie sich der Streit zwischen Apple und Facebook weiter entwickelt. Was meint ihr zu dem Thema? Sind Facebooks Anschuldigungen völlig überzogen oder berechtigt? Würdet ihr für bislang kostenlose Inhalte bezahlen, wenn dadurch die Qualität steigt und ihr gleichzeitig weniger nervige Werbung erhaltet? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.