Die E3 2013 ist vorbei, aber wo waren die Innovationen in der Spieleindustrie? Größtenteils wurden Fortsetzungen großer Spielereihen präsentiert, die sich ihren Erfolg zwar durchaus verdient haben. Aber auch Neues muss immer wieder ausprobiert werden, denn Stagnation ist auf Dauer langweilig. Wir haben euch die sieben besten Spiele zusammengefasst, die (noch) nicht auf eine große Historie zurückblicken können.
Gestern haben wir in uns die lang ersehnten Blockbuster der E3 2013 angesehen, die mehr oder weniger ausschließlich Fortsetzungen sehr erfolgreicher Spielereihen sind. Heute geht es um die Spielereihen der Zukunft. Wer besitzt das Potenzial in fünf Jahren den Spielemarkt zu dominieren, wie es jetzt Battlefield, The Elder Scrolls und Assassin's Creed machen? Wer überzeugt durch liebevolle neue Charaktere und ein neues Storyformat? Wer geht auf aktuelle politische Themen ein und wer bringt endlich mal moderne Technologie in seine Spiele? Mit Watch Dogs könnte ein wirklich komplettes Spiel entstehen, das mehr oder weniger alle diese Fragen mit Ja beantworten kann. Murdered: Soul Suspect und Beyond: Two Souls konzentrieren sich auf die Story, während Destiny, Tom Clancy's The Division und Titanfall die neuen Top-Online-Shooter sein wollen. South Park: Der Stab der Wahrheit fällt als Serienadaption etwas aus der Reihe und wird die Fanbase erst überzeugen müssen, ob es an das Original herankommen kann.
Watch Dogs
Eines der vielversprechendsten neuen Spiele auf der E3 war Watch Dogs. Keiner hatte es so richtig auf der Rechnung, aber jeder fand es nach der Präsentation super. Das Spiel wirkt ein wenig wie eine Mischung aus GTA und Deus Ex. Nach einem Blackout, für den fiese Hacker verantwortlich sein sollen, fängt die amerikanische Stadt Chicago an, alles und jeden zu überwachen. Gleichzeitig blühen aber Korruption und Dekadenz bei den oberen Gesellschaftsschichten, während die ethischen Werte verfallen. Was technologisch möglich ist, wird gemacht. Das bedeutet überall Kameras, Luftraumüberwachung und arme Schlucker, die zu Quasi-Sklaven werden müssen, um zu überleben.
Der Hauptcharakter Aiden ist ein mobiler Hacker, der das System wie die Saiten einer Harfe spielt. Vom Smartphone aus hackt er Ampeln, Kameras, Computer und die Elektrizität ganzer Stadtviertel, je nachdem was ihm momentan den größten Vorteil bei seinen Operationen bringt. Ist er zu langsam, klaut er einen Sportwagen und düst durch die Stadt, auch wenn sich die Polizei gelegentlich an seinen Fersen heftet und selbstverständlich spektakulär abgehängt werden muss.
Aiden versucht in diesem alternativen Chicago seinen eigenen Moralcode zu befolgen und wird sogar im Multiplayer-Modus dazu Gelegenheit haben. Spieler können sich dabei in die Sitzungen anderer Spieler einloggen und übernehmen einen beliebigen bedeutungslosen Nicht-Spieler-Charakter (NSC). Sich selbst sehen alle Spieler immer als Aiden, andere Aidens werden jedoch nicht erkannt.
Beyond: Two Souls
Bei Beyond: Two Souls stehen direkt über dem Titel des Spiels zwei Namen: Ellen Page und Willem Dafoe. Beide Schauspieler, bekannt aus Juno und Inception beziehungsweise Platoon und Der blutige Pfad Gottes, leihen den zwei Hauptcharakteren ihre Gesichter und Stimmen. Der Spieler steuert in Beyond: Two Souls Ellen Page/Jodie Holmes, ein Mädchen mit paranormalen Talenten, das dummerweise in die Fänge der amerikanischen Regierung geraten ist.
Nach einer kurzen aber harten Ausbildungszeit am Beginn des Spiels, wird sie zu einer Superspionin und Attentäterin mit Spezialfähigkeiten und tourt um die halbe Welt. Auf der E3 wurde zum Beispiel eine Mission in Somalia vorgestellt, bei der Ellen/Jodie einem Warlord seine Grenzen aufzeigen soll. Dabei schneidet das Spiel auch heikle Themen, wie zum Beispiel Kindersoldaten an, was ja durchaus auch die jugendlichen Ellen/Jodi und ihre Karriere als Agentin direkt betrifft.
Beyond: Two Souls ist kein Grafikfeuerwerk. Das ist auch nicht verwunderlich, denn es wurde noch für die Playstation 3 entwickelt. Dafür wirkt der gelungene Hauptcharakter Jodie wunderbar verloren in der brutalen Welt des Spiels. Der Fokus liegt eindeutig auf der spannenden Geschichte und der Sympathie des Spielers für Jodie. Und bis jetzt scheint das den Entwicklern auch hervorragend zu gelingen.
South Park: Der Stab der Wahrheit
South Park läuft seit 16 Staffeln und um die Jahrtausendwende gab es auch mal einen Kinofilm dazu. Jetzt basteln die Macher Trey Parker und Matt Stone zusammen mit dem Entwickler Obsidian Entertainment an einem Computerspiel. Generell sind Lizenzspiele ja mit Vorsicht zu genießen, bei South Park: Der Stab der Wahrheit scheint jedoch alles zu passen. Die Originalsprecher sind sowohl in der englischen, als auch in der deutschen Sprachausgabe mit an Board und die Grafik entspricht bis ins Detail der Serie. Zudem gelingt es Obsidian Entertainment, den Witz von South Park in die Spielmechanik einzubauen. Fäkalhumor ist in dem Spiel nicht nur ein Nebenprodukt, sondern Fürze sind eine Waffe beziehungsweise ein Werkzeug. Gegner können mit dem Nagasaki-Furz kurzzeitig verwirrt werden, während andere Varianten als als Türöffner dienen können.
Gleichzeitig ist das Spiel eine Persiflage auf Rollenspiele. Cartman und Co. turnen, wie in der Serie auch hin und wieder, in Fantasy-Verkleidung durch South Park und versuchen das Städtchen zu retten. Ob es ihnen gelingt, darf zu Recht bezweifelt werden, endete bis jetzt noch fast jedes Abenteuer mehr oder weniger in einer Katastrophe. Das Spiel selbst scheint dagegen ein anderes Schicksal zu erwarten Die Fanbase ist riesig und Der Stab der Wahrheit scheint alles erfüllen zu können, was ein South-Park-Fan begehrt.
Tom Clancy's The Division
Was haben Rainbow Six, Ghost Recon und Splinter Cell gemeinsam? Alle drei Spielereihen basieren auf Geschichten des Bestseller-Autors Tom Clancy. In letzter Zeit ließ die Begeisterung für diese Spiele jedoch etwas nach, es wurde also Zeit für etwas Neues. Auf der E3 2013 präsentierte Ubisoft letzte Woche Tom Clancy's The Division und scheint damit einen Volltreffer zu landen.
Während die anderen drei Reihen sehr von den Terroranschlägen in New York am 11. September 2001 beeinflusst waren und in den Spielen immer wieder Verbrecher-Staaten und Terroristenzellen bekämpft und ausgehoben werden mussten, sucht sich The Division endlich neue Gegner. Das Spielprinzip ist aber im Grunde immer noch dasselbe: Eine kleine Spezialeinheit wird mit einer Übermacht an Gegnern konfrontiert, besitzt aber die besseren Waffen und erledigt den beinahe unmöglichen Job in Teamarbeit. Der Feind ist jedoch neu. Statt dahergelaufenen politischen Fanatikern geht es diesmal gegen eine Art Zombie-Äquivalent.
In den USA brach kurz vor Spielbeginn eine Virenepidemie aus. Die meisten Menschen sind infiziert und dummerweise auch gewalttätig geworden. Die Geheimdienste oder das Militär, so ganz klar ist das nicht, haben jedoch in weiser Voraussicht auch für diese Bedrohung vorausgeplant und vor Jahren Schläferzellen im Land verteilt. Wir sind Teil einer solchen Zelle und rennen mit unserem Multiplayer-Team durch erstaunlich detailreiche halb zerstörte Städte, immer auf der Suche nach nicht-infizierten Bürgern, um diese in Sicherheit zu bringen.
Aus grafischer und atmosphärischer Sicht glänzt das Spiel. Nicht nur tolle Texturen und Details findet man überall, auch nebensächliche Animationen sind zu bestaunen, die die Welt extrem lebendig und realistisch werden lassen. Sucht zum Beispiel ein Spieler hinter einem Auto Deckung, dessen Tür halb offen steht, schließt die Figur diese mit einer nonchalanten Bewegung automatisch, wenn sie dem Spieler im Weg ist. Auch die Weltkarte wird hübsch eingeblendet. Das Spiel ruft keinen neuen Tab auf, sondern die Karte breitet sich zu Füßen der Spielfigur auf dem Asphalt aus. Genauso verhält es sich mit dem Menü: Es wird einfach über die Smartwatch der Spielercharakters gelegt.
Was will man mehr? Ein ähnliches Spielprinzip, wie bei den sehr erfolgreichen Vorgängern, eine realistisch animierte und detailreiche Welt, neue Ideen bei der Spielmechanik und Zombie-Gegner sollten eigentlich alle Wünsche abdecken.
Destiny
Um dieses Spiel musste man sich vor der E3 2013 Sorgen machen. Nach der ersten Ankündigung kamen lange Zeit keine weiteren Informationen vom Entwickler, der übrigens vor langer Zeit Halo erfunden hatte. Jetzt ist Destiny aber mit einem Paukenschlag in die Medien zurückgekehrt. Das Spiel ist im Prinzip sehr ähnlich wie Tom Clancy's The Division. Auch bei Destiny handelt es sich um einen Online-Shooter in einer dystopischen Welt, also in einer Zukunft in der so ziemlich alles schief ging, was schief gehen konnte. Einige Alleinstellungsmerkmale besitzt es aber doch.
Irgendwann in unserer Zukunft eroberten die Menschen das Sonnensystem und die menschliche Zivilisation florierte. Irgendwann noch viel weiter in der Zukunft kamen diverse außerirdische Völker auf die Erde und in den darauffolgenden Kriegen lief es für keine Seite so richtig gut. Den Menschen blieb eine einzige Stadt auf der Erde als Refugium übrig. Noch weiter in der Zukunft spielt dann Destiny. Der Spieler hat die Auswahl aus drei Rassen und drei Klassen. Alle Klassen stehen allen Völkern offen und jede Klasse ist eine Shooter-Klasse. In den Nebenfähigkeiten sollen sie sich jedoch gravierend unterscheiden.
Und so kämpft man, je nachdem welches Volk man wählt, gegen Nicht-Spieler-Charaktere (NSC), Menschen, zwei verschiedene Alienvölker oder zeitreisende Roboter. Der Charme des Spiels liegt aber hauptsächlich in seinem apokalyptischen Setting. Und dabei handelt es sich nicht um die Ruinen unserer Zivilisation, wie zum Beispiel bei Tom Clancy's The Division, sondern um die Überreste einer Kultur von der wir nur träumen können. Außerdem instanziert das Spiel mehr oder weniger die ganze Welt. Jeder Spieler befindet sich in seiner eigenen Blase, um zu verhindern, dass 200 Spieler gleichzeitig eine Ruine erkunden, die eigentlich einsam und versteckt in der Pampa liegen soll. Man muss diese Blase aber nicht manuell wechseln, um überhaupt jemanden zu treffen. Das Spiel soll erkennen, wer mit wem schon öfter unterwegs war und alte Bekanntschaften automatisch zusammenwürfeln. Eine gute Idee.
Murdered: Soul Suspect
Bei diesem Spiel handelt es sich um ein Last-Gen-Produkt. Gemeint ist damit, dass Murdered: Soul Suspect noch für die Playstation 3 und Xbox 360 produziert wird, obwohl es bereits die nächsten Konsolen-Generationen gibt. Dementsprechend muss man bei der Grafik Abstriche machen.
Die spielt bei Murdered: Soul Suspect allerdings gar keine große Rolle. Denn ähnlich wie bei L. A. Noir liegt der Fokus auf einer spannenden Detektivgeschichte. Die Hauptfigur Ronan O'Connor ermittelt in diesem Spiel in einem äußerst mysteriösen Mordfall, nämlich seinem eigenen. Ronan wurde zwar erschossen, aber so richtig ins Jenseits wurde er nicht befördert. Als Geist treibt er sich nun in seiner Heimatstadt Salem herum und versucht seinen eigenen Tod aufzuklären. Den Täter hat er nämlich nicht erkannt.
Wem Salem nichts sagt: Im 17. Jahrhundert fand dort die größte Hexenverbrennung in den USA statt und das hat in der Geisterwelt seine Spuren hinterlassen. Ronan ist nicht der einzige Untote und begegnet immer wieder schrägen Charakteren, die teilweise etwas mit seinem Fall zu haben, teilweise aber auch nicht. Ronan hat aber noch andere Probleme: Als Geist kann er nicht mehr direkt mit der realen Welt interagieren und muss in lebende Menschen schlüpfen, um Texte zu lesen oder Konversationen zu belauschen. Wie er seinen Fall am Ende löst und warum er eigentlich tot ist, obwohl alle Kugeln in seiner rechten Brust gelandet sind, verspricht eine spannende Reise zu werden.
Titanfall
Ttanfall ist noch ein Science-Fiction-Multiplayer-Shooter, der auf der E3 2013 präsentiert wurde, der aber unbedingt in jeder E3 Spieleliste erwähnt werden muss. Einige ehemalige Call-of-Duty-Entwickler haben mit Respawn Entertainment ihr eigenes Studio gegründet und mit Titanfall ein Spiel gebaut, dass ihre Fähigkeiten voll ausnutzt.
Bergbauunternehmen geben sich in dieser Zukunft nicht mehr mit popeligen Gebirgsminen ab, sondern buddeln sich durch ganze Planeten. Umweltschützer und Rebellen haben da natürlich etwas dagegen und man kann sich vorstellen, was dann passiert: Flinke Einzelkämpfer gegen Maschinenkolosse, Idealisten gegen Firmentruppen und Mechs gegen Luftunterstützung. Ein haufen Spaß eben.
Die Erfahrung der Entwickler mit Online-Shootern ist deutlich zu erkennen. Das Spiel läuft schnell und rund. Trotz der extrem unterschiedlichen Gegnertypen wirkt das Spiel sehr ausbalanciert. Ein Fußsoldat wird zwar einen Mech nicht unbedingt platt bekommen, anders herum ist es für den Mech jedoch auch schwierig, die wendige Infanterie zu treffen oder auch nur im Dschungeldickicht zu finden. Sprints an der Wand entlang, in 20 Metern Höhe, oder Jetpacks tun ihr Übriges, um eine ausgeglichene und dynamische Spielwelt zu erzeugen.