In Tschechien wurde jetzt von einem Gericht ein Urteil über den vermeintlichen LinkedIn-Hacker Yevgeniy Aleksandrovich Nikulin gefällt. In Prag fiel die Entscheidung, dass man den Inhaftierten sowohl an Russland als auch an die USA ausliefern könne. Die letzte Entscheidung in dieser Angelegenheit trifft offenbar der tschechische Justizminister.
LinkedIn-Hacker betont Unschuld
Nikulin wird in Prag vertreten durch zwei Anwälte, einen tschechischen und einen russischen. Letzterer betont, dass sein Mandant überhaupt kein Hacker sei, und nur mit Luxus-Autos gehandelt habe. Trotzdem entschied nun ein Gericht, dass der 2016 inhaftierte Nikulin ausgeliefert werden könne. Er wurde in Prag aufgrund eines internationalen Haftbefehls, den Interpol ausgestellt hatte, festgenommen.
Russen und Amerikaner wollen Nikulin
In den USA wird Nikulin zur Last gelegt, 2012 für namhafte Hacks sozialer Netzwerke wie LinkedIn und Dropbox verantwortlich gewesen zu sein. Doch auch russische Behörden wollen den vermeintlichen Straftäter ausgeliefert haben. Er steht im Verdacht 2009 in Russland umgerechnet etwas mehr als 3.000 Euro über das Internet erbeutet zu haben.
FBI sieht Verbindung zu Manipulation des US-Wahlkampfs
Spannend wird dieser Fall vor allem, wegen der zeitlichen Abläufe und weiterer Vorwürfe gegen Nikulin. Seine Anwälte berichten darüber, dass der vermeintliche Hacker von FBI-Mitarbeitern im Gefängnis besucht worden sei. Der Betroffene selbst behauptet, man habe ihn gezwungen, zuzugeben an der Manipulation der US-Präsidentschaftswahl mitgewirkt zu haben. Bei einer Kooperation wurde ihm gute Behandlung versprochen; Nikulin wurde drei Tage, bevor die USA den Vorwurf der Manipulation der US-Wahl im letzten Jahr öffentlich machten, festgenommen.
Gretchenfrage: Wohin ausliefern?
Das Gericht sieht den Verdacht der Schuld durch die Dokumente, die beide Seiten eingereicht haben, als erhärtet an. Die Tatsache, dass Nikulin in den USA über 40 Jahre Gefängnis drohen und er aber nach Russland wegen eines minderschweren Vergehens ausgeliefert werden soll, wirken auf den Außenstehenden ein wenig merkwürdig. Vielleicht hofft die russische Seite, dass der Betroffene ihr ausgehändigt wird, da das angemeldete Vergehen drei Jahre vor dem LinkedIn-Hack stattfand.
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Die letzte Verhandlung fand überdies in einem sehr kleinen Raum innerhalb des Gefängnisses in Prag statt, unter sehr hohen Sicherheitsauflagen. Ob zu Recht oder zu Unrecht, die Bedeutung Nikulins für Russland und Amerika ist groß. Ein Politikum ist der Fall nun nicht nur im übertragenen Sinn, sondern auch in echt. Denn jetzt entscheidet der tschechische Justizminister Robert Pelikan, wohin Nikulin ausgeliefert werden wird.