Google hat es vorgemacht, Apple hat nachgezogen und nun will auch Microsoft auf den Zug aufspringen: die Vergaben eines kostenlosen Betriebssystems. Langsam aber sicher mausert sich Windows Phone und genau diesen Trend will Microsoft nun weiter ausbauen - selbst wenn der neue CEO Nadalla mit der alteingesessen Firmenphilosophie aus der Bill Gates Ära brechen muss.
Als Microsoft sein Smartphone-Betriebssystem Windows Phone herausbrachte, war es dem Unternehmen bewusst, dass es sich erst einmal gegen die Platzhirsche Apple iOS und Google Android durchsetzen muss. Anfangs erschwerten die üppig ausgestatteten App Stores der Konkurrenz, Apple App Store und Google Play Store, den Aufstieg des mager bestückten Microsoft Windows Phone Store und so mangelte es dem Betriebssystem über die letzten Jahre an Beliebtheit.
Die Kehrtwende
Dieser Trend nahm allerdings Anfang dieses Jahres eine drastische Kehrtwende ein. Dem Barometer des britischen Marktforschungsunternehmen Kantar zufolge konnte Microsoft den Marktanteil in den fünf größten EU-Staaten, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien, von 4,7 Prozent auf 10 Prozent ausbauen und somit mehr als verdoppeln. Der große Sprung spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Auf der derzeit in San Francisco stattfindenen Entwicklerkonferenz Microsoft BUILD brüstete sich das Unternehmen aus Redmond mit dem Durchbrechen der 400.000-App-Marke sowie dem Erreichen von 14 Millionen Downloads täglich.
Die Kampfansage von Nadalla
Das durch die steigende Zahlen gewonnene Selbstvertrauen ermutigt Microsoft wohl nun weiter auf Konfrontationskurs mit den Erzrivalen Apple und Google zu gehen, indem es mit einem, wenn nicht sogar seinem zentralen Geschäftsprinzip bricht: Der Kunde muss für die Software bezahlen. Diese Firmenphilosophie geht auf die Gründerzeit zurück, in der Bill Gates aufgrund genau dieser, durchaus weitverbreiteten Geschäftsstrategie Microsoft zum Milliardenkonzern machte. Diese traditionelle Philosophie soll sich unter der Federführung der neuen Microsoft-Gallionsfigur Nadalla nun ändern.
Hersteller, die Smartphones und Tablets mit einer Display-Diagonale unter 9 Zoll produzieren, dürfen das Betriebssystem Windows Phone künftig ohne Lizenzgebühr und somit kostenlos auf ihren Geräten vorinstallieren. In der dazu veröffentlichten Pressemeldung hieß es, man wolle somit Herstellern von Mobilgeräten im unteren Preissegment entgegenkommen.
Gemeinwohl oder Eigeninteresse?
Ob es sich dabei um das Gemeinwohl der Hersteller handelt oder Microsoft dies als eigennützige Strategie entwickelt hat, um einen Keil in den Mobilfunkmarkt zu treiben und somit seinen kürzlich erreichten Marktanteil zu festigen beziehungsweise weiter auszubauen, geht zwar nicht eindeutig hervor, liegt aber äußerst nahe.
Vor allem, wenn man bedenkt, dass Apple sein aktuelles Desktop-Betriebssystem OS X Mavericks für lau hergibt und es somit geschafft hat, dass es seit der Veröffentlichung auf über 40 Prozent aller Macs in Nordamerika läuft. Und genau diese Markenbindungsstrategie scheint Microsoft nun ebenfalls anzuvisieren – allerdings nicht mit Windows, sondern eben mit Windows Phone.
Harte Nuss: Android
Laut der jüngsten IDC-Studie nimmt iOS lediglich 13 Prozent Marktanteil ein. Diese Nuss zu knacken, dürfte nicht mehr all zu schwer sein. Deutlich schwieriger wird der Kampf gegen Google. Android beherrscht 81 Prozent und somit den Löwenanteil auf dem Mobilfunkmarkt – in erster Linie, da das auf Linux basierte Betriebssystem seit Beginn kostenlos ist.
Diesen Vorsprung kurz- oder sogar mittelfristig einzuholen wird sicherlich ein mehr als anstrengendes Unterfangen für Microsoft. Ob es langfristig gelingt, entscheiden letztendlich die Nutzer. Doch dafür müssen Entwickler mehr Apps für Windows Phone programmieren und Microsoft die notwendigen Voraussetzung, wie Eingriffsrechte, schaffen.