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Panasonic AG-AC90 für ambitionierte und Profis

Panasonic ist auffallend rührig im Bereich der Henkelcamcorder und nutzt dabei konsequent das Know-how zweier Welten: Bei der Bedienung macht den Profi-Jungs keiner was vor, sie stehen auf Tasten, Drehräder, Anschlüsse satt und ein stabiles schwarzes Gehäuse. Bei der Technik trumpft dagegen immer öfter der Consumer-Bereich auf, denn Displays und Bildwandler lassen sich in Großserie einfach deutlich kostengünstiger und besser bauen.

Mit der AG-AC90 stellt Panasonic jetzt bereits sein zweites Modell aus der firmeninternen Kooperation vor, letztes Jahr fand schon das 3D-Modell HDC-Z10000 viele Freunde. Wir testen den neuen Camcorder für (Semi-)Profis im Labor und in der Praxis.

Professionelles Konzept

Der erste Kontakt ist eine Offenbarung: So baut man Camcorder! Kein Klein-Gefummel, kein Rig zusammenbauen, kein „Ich kann alles“-Gerät. Einfach die sauber ausbalancierte Kamera am Henkel packen, den knackscharfen Bildschirm ausklappen, in einen der beiden Kartenschächte eine SD-Karte schieben und loslegen. Die linke Hand wandert fast automatisch zu den drei Ringen an der Optik, mit denen sich sehr feinfühlig Blende, Fokus und Zoom bedienen lassen. Für Letzteren gibt es auch zwei Zoomwippen, Panasonic-typisch ebenfalls sehr fein dosierbar und mit Anzeigewert im 8,9 cm großen Bildschirm. Der ist als Touchscreen ausgeführt und beherbergt auch das Menü, es bietet allerdings vorrangig Spezialfunktionen. So gibt es unter „Camera Settings“ insgesamt sechs Szenenspeicher, in denen Schärfeverhalten, Farbsättigung, Weißabgleichvorgaben, Schwarzwert, Belichtung, Dynamic Range, Gamma, Knee, Farbmatrix und Skin Detail angepasst werden können. Das Aufnahmeformat ist bei der AG-AC90 AVCHD 2.0 mit bis zu 28 Mbit/s und 1080p50, aufgezeichnet werden kann auf beiden SD-Karten gleichzeitig oder nacheinander. In diesem Menüpunkt gibt es auch Zugriff auf den Timecode und die Userbits. Wichtiger sind aber die Grundeinstellungen für den Audiobereich: Die AG-AC90 besitzt ein internes Mikrofon samt 5.1-Fähigkeit, kann aber genauso gut externe Tonsignale per XLR entgegennehmen. Ein passendes Mikrofon bietet Panasonic mit dem AG-MC200G selbst an, der zusätzliche Halter versperrt nicht wie bei vielen anderen Kameras den Zubehörschuh. Im Extern-Modus schaltet man direkt am Henkel die 48V-Phantomspeisung und den Pegel – ausgesteuert wird dann mit zwei Rädchen an der linken Kameraseite. Sie fallen in den Hauptbedienbereich der Kamera, dem Panasonic glatte elf Knöpfe zuzüglich drei Benutzertasten spendiert hat. Die typischen Kippschalter gibt es zwar nicht, trotzdem findet man sich aufgrund der unsymmetrischen Tastenordnung schnell zurecht. Abgerundet wird das professionelle Bedienkonzept mit einem Sucher, der sich sogar auf schwarz/weiß schalten lässt. Er geht allerdings aus, sobald der Bildschirm aktiviert wird Einen gleichzeitigen Betrieb haben die Entwickler wohl nicht vorgesehen. Bei so viel Profi-Ausstattung fragt man sich ernsthaft, was noch fehlt. Selbst unseren kritischen Augen sind nur wenige Dinge aufgefallen: So gibt es für die Verschlusszeit keine eigene Taste, stattdessen kommt der Touchscreen zum Einsatz, wenn man von den üblichen 50 Hertz abweichen will. Und die alternative Belichtungsänderung per NDFilter kann die AG-AC90 nicht, sie hat nämlich keine. Was vielleicht ein bisschen an ihrer Herkunft liegt. Technisch gesehen ist die AG-AC90 nämlich weniger ein Profi-Gerät.

Hybridtechnik unter der Haube

Die Bauteile Optik, Sensor und Bildverarbeitung ähneln wie schon bei der HDC-Z10000 bis dato aktuellen Consumer-Modellen wie der HC-X909: 29,8 mm Anfangsbrennweite mit 12-fach Zoom und 49 mm Filterdurchmesser sind schon mal identisch, die drei Sensoren mit 1/4,7 Zoll Größe und dreimal 2.680.000 Pixeln klingen ebenfalls stark nach Consumer. Allerdings sind sie in der lichtstärkeren BSITechnik gefertigt, die hält bei den kleineren Modellen erst im Frühjahr 2013 mit der HC-X929 Einzug. Diese Punkte sehen wir allerdings gar nicht negativ, eher im Gegenteil: Profimodelle mussten früher oft mit schlechterer Technik auskommen, um den günstigen Preis auch bei den geringen Stückzahlen halten zu können. Davon ist die AG-AC90 weit entfernt: Mit 1,15 Megapixel-Display, aktivem hybriden Bildstabilisator und Gesichtserkennung ist sie absolut auf der Höhe der Zeit. Andersherum wird eher ein Schuh daraus: Die HC-X909 hat bereits demonstriert, dass die Bildqualität der Consumer-Topmodelle durchaus auch für den Semi-Profibereich ausreichen kann, wenn man sie mit einer sinnvollen Bedienung versieht. Panasonic macht hier durchaus eine neue Klasse auf, ein Vergleich mit Spitzenmodellen à la Sony EX1R ist durchaus angebracht.

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