Selbst nach Wochen hält WhatsApp die Öffentlichkeit und die Medien auf Trab - dieses Mal jedoch nicht durch Skandale, sondern durch eine offizielle Stellungnahme des Gründers Jan Koum. Doch: Wie ist seine Reaktion zu verstehen? Geht es hier um einen gerechtfertigten Gegenschlag, um die Vorwürfe richtig zu stellen, oder möchte er lediglich die PR-Maschinerie in Gang setzen, um das Vertrauen der WhatsApp-Nutzer zurück zu gewinnen?
Nachdem Threema seinem heißesten Konkurrenten WhatsApp erst den Kampf ansagte und anschließend der sicherere Messenger aus der Schweiz das Erbe des Facebook-Lakaien antrat, gehen die Betreiber von WhatsApp nun auf Konter-Kurs und melden sich in einem offiziellen Firmen-Blog-Eintrag zu Wort.
Jan Koum, Gründer von WhatsApp, fühl sich zwar einerseits durch die Medienaufmerksamkeit geschmeichelt und hält an der Vision, so viele Menschen wie möglich weltweit zu vernetzen, fest, doch andererseits beschwert er sich auch über die harsche Kritik, die er und sein Unternehmen aus der Öffentlichkeit in den letzten Tage und Wochen kassierte.
„Unglücklicherweise zirkulierte jede Menge falsche und leichfertige Kritik um die künftige Partnerschaft sowie was diese für die Daten und die Sicherheit der WhatsApp-Nutzer bedeutet“ - J. Koum
Gerechtfertigter Gegenschlag ...
Wieso sich Jan Koum erst jetzt zu Wort meldet, obwohl die Debatte in der Öffentlichkeit mittlerweile schon wieder am Abklingen ist, bleibt bis auf Weiteres ein Rätsel. Vielleicht wollte Koum erst einmal den Shitstorm abwarten und den Gemütern die notwendige Zeit geben, sich zu beruhigen, um somit ein offenes Ohr bei den Nutzern zu finden. Vielleicht haben sich die Betreiber auch erst einmal gescheut, in die Öffentlichkeit zu treten. Gegebenenfalls hat Zuckerberg, der nun nach der Übernahme die Zügel in der Hand hält, erst jetzt grünes Licht für ein Statement gegeben. So oder so, für Koum scheint nun die Zeit gekommen zu sein, einige Dinge klar zu stellen.
Linktipp – Stiftung Warentest: Threema ist sicherster Messenger
Laut eigener Aussage schätzt Koum das Prinzip des Datenschutzes. Diese Einstellung basiert auf seiner Kindheit. Für jemanden, der in der Ukraine aufgewachsen ist, die nicht nur derzeit politisch angespannt ist, sondern auch in den 80er Jahren unter eingeschränkter Meinungsäußerung litt, hat Privatsphäre angeblich einen wichtigen Stellenwert. Daher beteuert der Gründer, WhatsApp verfolge das Ziel, so wenig wie möglich über die einzelnen Nutzer in Erfahrung zu bringen und verkündet dabei sogar stolz, dass der Messenger weder den Namen, noch die E-Mail-Adresse oder das Geburtsdatum verlangt, um zu funktionieren. Außerdem hält er in seinem Blog-Eintrag fest, dass es der Medienrummel lediglich darauf abgesehen hat, die Nutzer einzuschüchtern, indem behauptet wird, WhatsApp sammle sämtliche neue Daten.
... oder doch nur reine PR-Maschinerie?
Dass WhatsApp allerdings schon zuvor die Telefonnummer des Nutzers verlangte beziehungsweise verlangt sowie auf dessen Kontakte zugriff und nach wie vor zugreift, lässt Koum einfach mal so unter den Tisch fallen. Auch dass die Gespräche unverschlüsselt über einen zentralen Server laufen und somit jederzeit mitgelesen werden können, was es Datenschnüfflern nur all zu leicht macht, fehlt ebenfalls in seiner Stellungnahme.
Aber davon versucht er abzulenken, indem er behauptet, WhatsApp wäre mit Facebook niemals ein Geschäftsverhältnis eingegangen, würde der Soziale-Netzwerk-Gigant, der immer wieder durch Datenschutzskandale in die Medien geriet, von dem Messenger-Betreibern verlangen, seinen Prinzipien zu ändern. Diese moralische Haltung fällt allerdings schwer zu glauben, bedenkt man, dass WhatsApp 19 Milliarden US-Dollar für die Übernahme durch Facebook erhielt und darüber hinaus bei einer derart horrenden Summe das Ruder weiterhin in der Hand hält.
Erweiterte Sicherheitseinstellungen
Als Entgegenkomme und Zeichen Guten Willens hat WhatsApp gestern allerdings ein Update für seine App herausgebracht, die erweiterte Sicherheitseinstellungen zulässt.
So kann der Nutzer unter den „Einstellungen“ und dem darin befindlichen Menüpunkt „Account“ (zu Deutsch: Konto) im Bereich „Datenschutz“ festlegen wer beispielsweise das Profilbild oder den Status sehen darf. Zur Auswahl stehen „Jeder“, „Meine Kontakte“ und „Niemand“. Tipp: Um auf Nummer sicher zu gehen, aktiviert „Niemand“. Traut ihr euren Kontakten, dann könnte ihr alternativ auch diese Option auswählen.