Im Web finden sich neben dem bekanntesten Anbieter Streetspotr mittlerweile einige Unternehmen, die Besitzern von Smartphones mit spontanen Mini-Jobs vor Ort bares Geld versprechen. Was zunächst ähnlich vertrauenswürdig erscheint wie die blumigen Jobangebote per E-Mail aus Übersee, ist im Kern eine interessante Übertragung von Crowdsourcing auf die Arbeitswelt. Zeit für einen Selbstversuch.
Die Idee hinter dem Geschäftsmodell Micro-Jobbing ist eng mit den technischen Fähigkeiten aktueller Smartphones verknüpft. Via GPS und dem mobilen Zugang zum Internet landen aktuelle Arbeitsaufträge auf dem Display der User, inklusive einer detaillierten Beschreibung und einer Checkliste mit allen zu erledigenden Aufgaben. Die Ergebnisse werden im Anschluss über Formulare innerhalb der App des Anbieters eingetragen. Als zusätzliche Information oder Beweis für die Anwesenheit vor Ort dient ein Foto mit der Kamera. Die meisten Jobs sind so innerhalb weniger Minuten erledigt, die Vergütung liegt meist bei niedrigen einstelligen Eurobeträgen.
Viele Firmen, die solche Aufträge vergeben, verdienen ihr Geld mit Datenbanken zu verschiedenen Themen. Prominente Beispiele sind hier die Branchen Gastronomie und Immobilien. Teilweise werden freie Suchaufträge nach neuen Restaurants oder Bauprojekten vergeben. Oft soll aber auch einfach nur geprüft werden, ob ein alter Eintrag überhaupt noch aktuell ist. Unterm Strich ist für diese Unternehmen selbst eine große Zahl von bezahlten Kleinstjobs in der Regel günstiger als die Beschäftigung eigener Firmenscouts in Vollzeit. Da jeder der sogenannten Spots nur einmal bearbeitet werden kann, sorgt die Konkurrenz der Nutzer untereinander für eine zügige Bearbeitung.
Arbeiten als Streetspotr
Größere mediale Aufmerksamkeit und damit auch ein in den vergangenen zwei Jahren stetig gewachsenes Jobangebot hat seit dem offiziellen Start Streetspotr aus Nürnberg generiert. Jobs gibt es zurzeit neben Deutschland auch in Österreich und der Schweiz, wobei sich die meisten Aufträge in der Nähe großer Ballungszentren befinden. Vor der Sichtung des Angebots in der eigenen Umgebung ist nach dem Start der App allerdings zunächst eine kostenfreie Registrierung erforderlich. Diese kann auch bequem über die offizielle Website durchgeführt werden. Angegeben werden muss hier unter anderem Name und Anschrift. Innerhalb der Community werden User als Standard mit Vornamen und dem ersten Buchstaben des Nachnamens angezeigt. Wer will, kann in den Optionen der App später auch den Vornamen abkürzen lassen.
Einmal angemeldet, zeigt Streetspotr das gewohnte Kartenmaterial von Google Maps. Jobs in der Umgebung erscheinen als kleine Markierungen, ein Tipper auf den jeweiligen Eintrag öffnet dann eine Kurzbeschreibung des Auftrags, ein weiterer dann den vollständigen Auftrag. Im Eigenversuch in Köln gilt es zunächst zu prüfen, ob es ein Restaurant in der Umgebung noch gibt. Sollte dies der Fall sein, gilt es im Anschluss ein Foto der Location von der anderen Straßenseite aus zu knipsen. Außerdem hätte der Aufraggeber gerne Fotos der kompletten Speisekarte. Als Gegenleistung sollen ein Euro und fünfzig Cent auf das Konto des Streetspotrs wandern. Pech hat, wer an der angegebenen Adresse gar kein oder ein anderes Restaurant findet. In diesem Fall gibt es nur noch fünfzig Cent, was man sich vorab aber erst selber in den ellenlangen „Weiteren Infos“ erschließen muss. Ebenso ist es möglich, dass es beim Restaurant keinen Schaukasten mit der Speisekarte gibt. In diesem Fall bleibt einem nichts weiter übrig, als das Personal um Hilfe zu bitten. Ist der Laden gerade geschlossen oder der Besitzer will von Streetspotr nichts wissen, kann der Auftrag nicht abgeschlossen werden.
Punktejagd für bessere Jobs
Neben dem ungewissen Erfolg bei den über das Kölner Stadtgebiet verteilten Gastro-Jobs fallen aber noch zwei weitere Punkte auf. Etliche der auf der Karte gelisteten Jobs haben als Symbol eine grüne Null, während einige der besser bezahlten Aufträge mit einem roten Sperrvermerk versehen sind. Hier kommt mit den StreetPoints zum ersten Mal die virtuelle Zusatzwährung von Streetspotr ins Spiel. StreetPoints gibt es anteilig auch für jeden bezahlten Auftrag, am einfachsten verdienen lassen sie sich aber über die vielen unbezahlten Spots auf der Karte. Streetspotr mit einem hohem Punktekonto und den damit oft verbunden Leistungsabzeichen wie „Amateurfotograf“ erhalten dafür mehr Angebote und können die zuvor gesperrten Jobs annehmen.
Letztendlich heißt eine bessere Vergütung aber nicht automatisch, dass der Auftrag lukrativer ist. Bestes Beispiel im Test war ein mit schon interessanten fünf Euro bezahlter Job, bei dem es um eine Trend-Spirituose ging. In einem Club soll hierbei geprüft werden, ob der Schnaps dort angeboten wird. Doch damit ist es nicht getan. Zum erfolgreichen Abschluss müssen zusätzlich Mitarbeiter nach der durchschnittlichen Zahl der Gäste an einem Samstag ausgefragt werden. Ein Barkeeper soll dazu Rede und Antwort zu einem kleinen Fragenkatalog rund um das genannte Getränk stehen. Wenn dieser zur gleichen Zeit zehn tatsächliche Kunden zu bedienen hat, kann man sich die eigenen Erfolgsaussichten in etwa selber ausrechnen. Da macht es auch keinen großen Unterschied mehr, dass man zum Abschluss des Auftrags natürlich auch erstmal in die Location muss und es diverse Fotos zu schießen gibt. Mehr als 15 Punkte gilt es für die fünf Euro abzuarbeiten, den in der Regel fälligen Eintritt zahlt man natürlich selber.