Ratgeber

Gema austricksen: YouTube-Videos entsperren

YouTube-Videos sehen, ist in Deutschland manchmal eine Glücksache. Der Videodienst sperrt auf Betreiben der GEMA insbesondere Musikvideos, um rechtlichen Problemen aus dem Weg zu gehen. Dabei gibt es durchaus Wege, sich auch gesperrte Videos anzusehen.

Immer wenn es am schönsten ist, und man von Musik-Clip zu Musik-Clip springt, kommt ein hässliches rotes eckiges Grinsegesicht. Hämisch verkündet es: „Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar“ und fügt noch hinzu: „Das tut uns leid“. Grund dafür sind die langjährigen Urheberstreitigkeiten mit dem deutschen Rechteverwerter GEMA.

Sperrungen teilweise unnötig

Teilweise agiert Google, zu dem YouTube gehört, in vorauseilendem Gehorsam. So hat Opendatacity herausgefunden, dass wohl 61,5 Prozent der 1000 beliebtesten Videos hierzulande nicht sichtbar sind. Von bestehenden Rechteproblemen sind allerdings nur 8,4 Prozent betroffen. Das bedeutet, dass stolze 53,1 Prozent vorsorglich zensiert wurden. Andere Länder, wie Afghanistan sind mit 4,4 Prozent der gesperrten Videos nicht so fleißig dabei, „verbotene“ Inhalte zu unterbinden. Im Vatikan – vermutlich kein Hort der Lebensfreude – sind ebenfalls nur 5,1 Prozent gesperrt, der nicht gerade sehr demokratische Südsudan reicht mit seinen 15,3 Prozent auch nicht an unser Land heran – das afrikanische Land befindet sich aber auf Platz zwei der Sperrliste, die Deutschland anführt.

Grund für den Zwist zwischen dem Suchmaschinenanbieter und dem deutschen Rechteverwerter ist wie so oft das liebe Geld. Nach Ablauf einer Vereinbarung zwischen den zwei Parteien sollten die durch die GEMA vertretenen Künstler eine höhere Tantieme erhalten. Die Rede war von 0,375 Cent je gestreamtem Video, in dem der Künstler auftritt. Google war das zu teuer, ist doch diese Summe das Dreifache davon, was beispielsweise ein britischer Rechteverwerter erhält.

Verschiedene Wege, die Zensur abzuschalten

Allerdings kann der User die Zensur mit einigen Tricks überlisten. YouTube sperrt die Videos anhand der IP-Adresse, mit der es nachvollziehen kann, aus welchem Land und von welchem Provider der Zuseher auf die Seite kommt. Daher nutzen viele Tools, die das grenzenlose Filmvergnügen versprechen, Proxy-Server. Diese werden für die Datenübertragung vorgeschaltet und „gaukeln“ den Seitenbetreibern einen anderen Herkunftsort vor. Steht ein solcher Server in den Vereinigten Staaten, geht YouTube von einem US-amerikanischen Nutzer aus.

Proxtube

Falls jemand den Mozilla Firefox Browser oder Google Chrome nutzt, könnte Proxtube Abhilfe schaffen. Das Add-on für beide Browser ist relativ schnell installiert: Einfach von der Proxtube-Webseite laden und ausführen. Danach frägt Firefox beziehungsweise Chrome, ob das Add-on installiert werden darf und das war’s auch schon. Im laufenden Betrieb aktiviert man das Programm, indem man das kleine Proxtube-Icon in der rechten oberen Bildschirmecke anklickt. Manchmal fordert das Add-on zur Eingabe eines Captcha-Codes auf, wenn gerade viele Anfragen den Server strapazieren. Dann muss man zwei fast unlesbare Wörter in ein Feld eingeben, um nachzuweisen, ein realer Mensch zu sein und keine automatische Suchroutine, die sich des Proxy-Servers bedient.

Einen kleinen Schönheitsfehler hat Proxtube allerdings schon. Zusammen mit dem Add-on wird auch der Shopping-Berater FoxyDeal installiert, der auf günstige Angebote von ProxTubes Partnern verweist, sobald man im Internet auf Einkaufstour geht. Diesen kann man aber einfach deaktivieren, indem man mit der rechten Maustaste auf das ProxTube-Logo klickt, dann den Punkt „Optionen“ auswählt und anschließend die Frage „Möchtest du ProxTube mit FoxyDeal unterstützen“ mit „Nein, danke“ beantwortet. Zum Abschluss speichert man die veränderten Einstellungen mit einem Klick auf den „Save“-Button ab.

ProxMate

Auf dieselbe Technik greift ProxMate zu. Auf der Webseite der Entwickler gibt es Varianten jeweils für Firefox als auch für Chrome, wobei die Macher klar den Webbrowser von Google den Vorzug geben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt war das Add-on für Firefox nicht verfügbar, er würde aber ähnlich installiert werden, wie sein Kollege Proxtube. In der Google-Version öffnet sich ein Fenster und man kann das Add-on als Chrome-App installieren. In der Praxis funktionierte das sehr gut, sogar ohne den Webbrowser neu starten zu müssen. Man kann mit ProxMate nicht nur auf YouTube-Videos zugreifen, sondern auf geradezu jedes Web-Angebot, das in Deutschland gesperrt ist, wie Pandora, Google Play, Grooveshark, MTV, Discovery, iHeart, der Comicserie Southpark, dem Musikdienst Turntable.fm, Vevo, dem Streamingdienst für US-Serien Hulu, Songza, Crundhyroll, Rdio.com und Daisuki.net, wo der Freund japanischer Anime-Videos fündig wird.

Hidemyass

Auf jedem Browser und ganz ohne Plug-in funktioniert die Webseite hidemyass.com. Hier gibt man in die entsprechende Maske den Link des zensierten Videos ein. Daraufhin verbindet sich der Webservice – ebenfalls über einen Proxy-Server – mit YouTube und einer amerikanischen IP-Adresse. Der Dienst ist kostenlos, wenn auch oft überlastet.

Proxy-Server in Browser einrichten

Wenn man dauerhaft „als Amerikaner“ durchs Web segeln möchte, kann man den Proxy-Server seiner Wahl auch dauerhaft in die Einstellungen seines Browsers eingeben. Am Beispiel des Internet Explorers betrachten wir, wie das geht.

Sein Setup erreicht man entweder über das kleine Zahnradsymbol oben rechts oder über die Systemsteuerung. Hier kann man in die Suchleiste (ebenfalls oben rechts) das Wort „Proxy“ eingeben und erhält einen Link zum Einstellungsmenü. Anschließend klickt man im darauf erscheinenden Fenster auf den Button „LAN-Einstellungen“ um dann im nächsten Fenster einen Haken bei „Proxyserver für LAN verwenden“. Darunter gibt man die Adresse des Servers ein.

Eine Liste möglicher Proxies erhält man auf der Webseite von Hidemyass, die sich sich jeden Augenblick ändert. Das Problem bei den Gratis-Servern ist leider, dass sie sich in Punkt Performance von Sekunde zu Sekunde vollkommen anders verhalten. Daher kann es schon vorkommen, dass man seine Einstellungen öfter verändern muss, als es einem lieb ist. Dem gegenüber steht der Vorteil, dass man bei einer YouTube-Suche tatsächlich alle zum Thema vorhandenen Videos angezeigt bekommt. Um Frustrationen vorzubeugen, zensiert der Videodienst nicht nur die Filme selbst, sondern zeigt die dazugehörigen Resultate in den Suchergebnissen überhaupt nicht an.

Vorsicht bei Nutzung von Proxy-Servern!

Aus Datenschutzgründen muss erwähnt sein, dass man zwar anonym bei Anbietern wie YouTube unterwegs ist, aber die Betreiber der Proxy-Server durchaus wissen, von wo und wohin man mit seinen Daten will. Manche Betreiber der Proxy-Server befinden sich in Ländern wie China, Indonesien, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder dem Iran. Deswegen sollte man diese Server nur für unbedenklichen Videospaß nutzen, die Online-Bankgeschäfte über diese Rechner abzuwickeln, empfiehlt sich nicht. Deswegen sollte man Add-ons wie Proxtube oder Proxmate sowie Webservices wie Hidemyass den Vorzug gegenüber einer fixen Belegung eines Proxy-Servers in den Interneteinstellungen des Browsers den Vorzug geben, zumal kostenlose Proxy-Server oft überlastet sind und sich damit die Internet-Geschwindigkeit spürbar reduziert. Sowohl Proxtube als auch Proxmate nutzen Proxy-Verbindungen nur dann, wenn sie einen aufgrund des eigenen Ortes gesperrten Inhalt bemerken.

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