Nachdem Samsung am Montag sein Galaxy S5 auf dem MWC vorgestellt hat, gerät das S4 nun ins Hintertreffen - so scheint es wenigstens. Doch: Der Schein trügt, denn ein altes Smartphone muss noch lange nicht in den Ruhestand. Wir zeigen praktische und kreative Möglichkeiten, ein ungenutztes Android-Handy abseits vom Telefonieren, Simsen und Internetsurfen einzusetzen.
Der Hightech-Branchenverband Bitkom stellte vor einigen Wochen fest, dass die Deutschen über 100 Millionen Alt-Handys horten. Darunter lagern in Schubladen und Kisten sicher viele Android-Smartphones, die gegen ein neues Modell ausgetauscht wurden – die Schlagzahl, mit der Hersteller neue Geräte auf den Markt bringen, erhöht sich ständig. Doch: Die alten Knochen einfach ungenutzt herumliegen zu lassen, dafür sind sie zu schade. Immerhin steckt auch in alten Modellen noch eine Menge Rechenkraft und Funktionalität. Man kann sie also entweder wiederverkaufen oder ihnen einen neuen Job geben – etwa als Streaming-Client, Überwachungskamera, digitaler Fotorahmen oder GPS-Tracker für den Notfall. Wir stellen an dieser Stelle viele spannende Alternativen vor.
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Smartphone als Überwachungskamera
Jedes Android-Smartphone besitzt eine Digitalkamera zum Fotografieren und Filmen. Abseits von Urlaubsbildern und kleinen Clips für YouTube lässt sich die Linse als Überwachungskamera einsetzen. Es kommt – wie bei allen hier vorgestellten Tipps – nur auf die richtige App an. Das kostenlose Android-Programm Motion Detector Pro verwandelt euer Handy in einen Bewegungssensor. Sobald sich vor der Kamera etwas oder jemand bewegt, schießt sie ein Foto, das auf einen Server geladen wird. Ihr werdet dann per E-Mail oder SMS benachrichtigt, über den angehängten Link gelangt Ihr gleich zur Aufnahme. Wie gut oder schlecht die Kamera auf Bewegungen im Sichtfeld reagieren soll, könnt ihr konfigurieren.
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Alternativ zur Speicherung der Bilder auf den Servern des Anbieters lassen sie sich auf dem internen Speicher beziehungsweise auf der SD-Karte ablegen. Der Zugriff von unterwegs wird dann aber schwieriger. Möchtet ihr hingegen eine durchgehende Videoüberwachung, kommt IP Webcam zum Einsatz. Diese App streamt das Bild der Kamera live ins Netz. Über den eingebauten Server ist es beispielsweise per Browser erreichbar. Möchtet ihr außerhalb des eigenen WLAN darauf zugreifen, müsst ihr den Router mittels Port-Forwarding so einrichten, dass ihr von außen über den Port 8080 auf das Smartphone zugreifen könnt. Ein DynDNS-Service sorgt zudem dafür, dass auch euer Router immer über die gleiche Adresse von unterwegs erreichbar ist.
DLNA-Erweiterung für die Musikanlage
DLNA hat sich in den vergangenen Jahren als ein Standard etabliert, der Musik, Videos und Bilder innerhalb des heimischen WLAN drahtlos vom PC auf den Fernseher oder vom Tablet auf die HiFi-Anlage sendet. Vor allem für die Musikübertragung an eine Stereoanlage, die DLNA nicht unterstützt, eignet sich ein ausrangiertes Smartphone bestens, denn einen Kopfhörerausgang hat jedes Modell zu bieten. Dieser lässt sich per Klinke-Chinch-Adapter an den AUX-Eingang einer Anlage anschließen. Alternativ genügen auch ein paar Aktivboxen. Dabei kann man dann meist auf den Adapter verzichten. Damit das Telefon Musik per DLNA-Protokoll empfängt, installieren Sie beispielsweise die App BubbleUPnP. Sie ist nur eine von vielen Anwendungen, die Google Play unter dem Stichwort „DLNA“ auflistet.
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Einmal gestartet, klinkt sich BubbleUPnP als so genannter Media-Renderer ins Netzwerk ein. Das bedeutet, dass der DLNA-Servern (dort sind die Media-Dateien gespeichert) und der Control Point (steuert die Wiedergabe) es als möglichen Empfänger erkennen und nutzen können. Viele Netzwerkspeicher (NAS) bieten etwa einen DLNA-Server, aber auch ein Windows-Rechner wird beispielsweise mit Hilfe des Windows Media Players oder des Twonky Servers zu einem DLNA-Server, liefert also die Musik. Besonders interessant wird es, wenn Sie ein weiteres Smartphone – etwa das neue Modell, das ihr täglich nutzt – als Control Point einsetzen. Dann verwandeln Sie es in eine Art Fernbedienung, mit der ihr die Musikwiedergabe steuert, also etwas vom NAS auf das Smartphone streamen lasst, das an der Musikanlage angeschlossen ist. Auch dafür installiert ihr BubbleUPnP. In Sachen DLNA ist das Programm ein wahres Multitalent, als DLNA-Server lässt es sich ebenfalls nutzen. Die kostenlose Version der App hat ein paar Einschränkungen, mit denen ihr eventuell leben könnt – ein Versuch kostet nichts. Die Bezahlvariante ist für 3,49 Euro zu haben.
Warnung bei Autodiebstahl
Einen wirklich wertvollen Dienst kann der ausgemusterte Androide leisten, wenn er als Wachhund für euer Auto zum Einsatz kommt. Natürlich kann das Smartphone einen Diebstahl nicht verhindern, aber wenn ihr es eingeschaltet im Auto versteckt, überprüft es per GPS die Position des Wagens. Als Versteck eignet sich etwa der Kofferraum, da hier häufig auch Stromleitungen liegen, die man anzapfen kann. Denn das Handy muss immer eingeschaltet sein – eine Akkuladung genügt nicht. Viele neuere Pkw bieten sogar eine Steckdose im Kofferraum.
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Anti-Diebstahl-Apps, die auf Anfrage die GPS-Koordinaten des Smartphones an seinen rechtmäßigen Besitzer weiterleiten, sind zahlreich im Play Store zu finden. Dazu zählen etwa Cerberus oder Android Lost. Der Android-Gerätemanager von Google bietet selbst einen entsprechenden Dienst. Doch müssen ihr aktiv suchen, um dann womöglich erst Stunden später zu erfahren, dass sich das Smartphone und damit auch das Auto nicht mehr am gewünschten Standort befinden. Eine proaktive Lösung bietet die App Familienorter von Life360. Damit überwacht ihr von einem Handy aus die Position eines anderen Handys. Ihr erhaltet dabei automatisch eine Meldung, sobald sich das Handy im Auto aus einem vorher definierten Radius herausbewegt. Dazu müsst ihr die App auf beiden Smartphones einrichten und für beide Installation je einen Account anlegen. Beide Konten fügt ihr einem gemeinsamen Kreis hinzu, in den ihr sogar weitere Smartphones aufnehmen könnt. Für den genannten Zweck genügen jedoch zwei Konten: eines für das aktuelle Smartphone und eines für das Smartphone im Wagen.
Digitaler Bilderrahmen im Selbstbau
Vor einigen Jahren waren für kurze Zeit digitale Bilderrahmen ein großes Thema. Das scheint nicht mehr der Fall zu sein, seitdem Tablets und Co. immer günstiger zu haben sind. Doch ein digitaler Bilderrahmen kann immer noch seinen Reiz haben – und mit der App Photo Slides verwandelt ihr das alte Smartphone in einen solchen Fotorahmen. Bilder vom internen Speicher lassen sich damit als Diashow abspielen.
Wie lange ein Foto jeweils stehen bleibt, welche Überblendeffekte zum Einsatz kommen, zu welchen Uhrzeiten die App startet und stoppt – all das lässt sich in den Einstellungen konfigurieren. Alternativ kommen die Bilder von einem DLNA-Server, die App unterstützt dabei das entsprechende Protokoll. Denkt aber daran, das Smartphone bei einem Einsatz als Bilderrahmen mit Strom zu versorgen. Eine Steckdose sollte also in der Nähe sein.
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Weitere Möglichkeiten
Für das ausrangierte Smartphone warten noch so viele weitere neue Aufgaben. Somit sollte der Verkauf des Geräts zweimal überdacht werden. Ihr könnt es beispielsweise ganz klassisch als Navigationsgerät im Auto verwenden. Hier kommt zum Beispiel Google Maps in Frage. Die App bietet einen hervorragenden Navi-Modus, benötigt dafür aber in der Regel eine Online-Verbindung. Alternativen für die Offline-Navigation bieten etwa Sygic, CoPilot oder Navigon. Oder wie wäre es als Babyfon? Die App Baby Monitor rüstet entsprechende Funktionen nach und ruft die Eltern sogar an, wenn das Kind Laute von sich gibt.
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Weitere Jobs sind der als Download-Manager für One Click Hoster oder BitTorrent-Client. Dafür stehen Apps wie ShareDownloader oder µTorrent bereit – letzteren kennt man bereits vom Desktop. Für diesen Zweck eignen sich aber eher Smartphones mit großen Speicherkarten oder USB-OTG-Funktion. Damit lassen sich externe Festplatten anschließen und als Speicherort für die Downloads auswählen. USB-OTG beziehungsweise viel Speicherplatz sind ebenfalls sinnvoll, möchtet ihr das Android-Handy als FTP-Server nutzen. Die passende App dazu heißt sinnvollerweise Ftp Server, ist aber noch lange nicht die einzige Anwendung, die entsprechendes leistet. Servers Ultimate verwandelt euer Smartphone in einen Server für so ziemlich jedes Protokoll. Selbst zu einem E-Mail-Server lässt sich das Mobiltelefon umfunktionieren, auch wenn das nur für wenige Anwender wirklich einen praktischen Nutzen haben dürfte.
Nicht zuletzt bietet Android von Haus aus Tethering an – entweder per WLAN oder USB. Ein Smartphone wird somit zu einem Hotspot für unterwegs oder gar zu einer WLAN-Karte für Desktop-PCs. Dafür müsst ihr das Handy einfach mit dem heimischen WLAN verbinden und es per USB-Kabel am Rechner anschließen. In den Einstellungen aktiviert ihr dann unter „Drahtlos & Netzwerk/Mehr/Tethering & mobiler Hotspot“ die Option „USB-Tethering“. Dadurch leitet Android den Internet-Anschluss an den Computer weiter.