Die aktuelle Generation der Smartphones macht (fast) so gute Fotos wie kompakte Digicams. Mit Foto-Apps lassen sich die Bilder optimieren und mit Effekten versehen. Tech.de stellt die besten Apps für Windows Phone vor und erklärt, worauf es beim Fotografieren ankommt.
Die Fotoindustrie hat ein Problem. Der Absatz von preiswerten Digicams geht immer mehr zurück. Ihren Platz haben mittlerweile die Smartphones eingenommen, die vom Photoindustrie-Verband als "Immer-Dabei-Kamera" gesehen werden. Hersteller wie Nikon, Olympus oder Fujifilm konzentrieren sich inzwischen immer mehr auf hochwertige Kompaktkameras und überlassen im Einsteigerbereich den Smartphones das Feld.
Dass man mit Smartphones fotografieren kann, ist nicht neu. Doch seitdem die Handys den Anwender mit raffinierten Kameramodulen mit fünf und mehr Megapixeln verwöhnen, gibt es kein Halten mehr. Das Smartphone ist zur Alltagskamera für den schnellen Schnappschuss geworden. Der derzeitige Spitzenreiter im Megapixel-Rennen ist Nokia mit dem Lumia 1020, einem Windows-Phone-Handy, das dank raffinierter Algorithmen und eines hintergrundbeleuchteten Bildsensors (1/1,5 Zoll) auf sagenhafte 41 Megapixel kommt. Mindestens ebenso wichtig für die Bildqualität des Nokia dürfte jedoch das Objektiv von Carl Zeiss sein.
Aber auch andere Hersteller mischen mit im Megapixel-Rennen. Samsungs Android-Handy Galaxy S5 hat eine 16-Megapixel-Kamera, Sonys Xperia Z1 protzt mit 1/2,3-Sensor und 20,7 Megapixel.
Bei den Smartphones lassen sich Einstellungen wie Belichtungszeit, ISO-Wert oder Fokus wie in einer Digicam individuell einstellen. Auf den großen Touchdisplays kann der Anwender die Bilder bequem weiter bearbeiten.
So gesehen also beste Voraussetzungen für den Hobbyfotografen. Aber es gibt einen Haken.
Die Grenzen der Foto-Handys
Bei all der Begeisterung über Megapixel und Fotofeatures darf man nämlich nicht vergessen, dass die Smartphone-Kameras auch Schwächen haben. So muss man ein Mobiltelefon immer mit beiden Händen halten und die Einstellung von Belichtung und Schärfe ist in der Regel umständlicher als bei guten Kompaktkameras. Ein gutes Zoomobjektiv – bei Digicams selbstverständlich – sucht man beim Smartphone vergeblich. In die flachen Gehäuse passt nun mal kein Objektivtubus mit verschiebbaren Linsen. Der Digitalzoom ist keine Alternative, da er die Bildqualität verschlechtert. Schließlich ist auch noch die Auslöseverzögerung zu erwähnen, die man beim Smartphone in Kauf nehmen muss.
Doch für den ambitionierten Hobbyfotografen sind die Smartphones ohnehin nicht gemacht. Sie sollen vielmehr als "Immer-dabei-Kamera" den originellen Schnappschuss oder das muntere "Selfie" ermöglichen.
Mobiler Mini-PC mit Bildbearbeitung
Hier kommen die Foto-Apps in Spiel. Sie verwandeln das Mobiltelefon in einen Mini-PC mit Bildbearbeitungsprogramm. Die Funktionsvielfalt von Photoshop können die Apps nicht bieten, aber Basisfunktionen wie Bilder zuschneiden, Rote-Augen-Korrektur, Horizont begradigen oder Helligkeit und Kontrast anpassen beherrschen sie allemal.
Zumeist werden die Apps aber wegen der zahlreichen Effekte genutzt, mit denen man die Bilder schnell und direkt aufpeppen kann. Vor allem Retro-Effekte, die dem Foto verblichene Farben wie aus einem Fotoalbum der siebziger Jahre verleihen, stehen derzeit hoch im Kurs. Keine App ohne Retrofilter. Daneben bieten viele Apps künstlerisch anmutende Bilderrahmen und weitere spannende Features wie die Möglichkeit, mit Schärfe und Unschärfe zu spielen.
Viele Foto-Apps arbeiten nach dem gleichen Muster. Der Anwender wählt nach dem Start der App entweder ein bestimmtes Bild, das bereits in der Medienbibliothek des Handys gespeichert ist und bearbeitet es dann weiter oder er schießt direkt aus der App heraus ein Foto und bearbeitet es anschließend. Eine weitere wichtige Funktion der Apps ist die Möglichkeit, die Bilder aus dem Mobiltelefon heraus zu verschicken und sie beispielsweise auf Flickr oder Facebook hoch zu laden.
Praxistipps: Optimale Fotos mit dem Smartphone
Schöne Fotos und originelle Schnappschüsse sind auch mit dem Smartphone möglich – wenn man die nachfolgenden Tipps beachtet.
Das Mobiltelefon immer mit zwei Händen halten, nur so kann man den Bildausschnitt genau festlegen.
Immer in der bestmöglichen Auflösung und Bildqualität fotografieren.
Bei Aufnahmen in der Dämmerung, die eine längere Verschlusszeit benötigen, beugt man Verwacklungen vor, indem man ausatmet und dann das Foto schießt. In diesem Moment steht man am ruhigsten.
Mehrere Aufnahmen mit unterschiedlicher Belichtung machen. Manche Kamera-Apps bieten dafür Belichtungsreihen. Aussortieren kann man später immer noch.
Bei einem Foto, das mit Effekten versehen wurde, lässt sich der Originalzustand nicht mehr herstellen. Das ist blöd, wenn man später merkt, dass der Effekt misslungen ist. Deshalb sollte man jedes Foto zweimal machen. Eine Version wird in der Foto-App bearbeitet, die unbearbeitete Version zur Sicherheit gespeichert. Besonders gelungene Fotos kann man später am PC mit der "großen Bildbearbeitung" optimieren.
Auf den Zoom verzichten. Der Digitalzoom ist letztlich nur eine Ausschnittvergrößerung und verschlechtert die Bildqualität. Statt den Zoom zu benutzen, sollte man nach Möglichkeit einfach näher ans Motiv rangehen.
Anspruchsvolle Foto-Apps benötigen viel Rechenleistung. Deshalb sollte man nach Möglichkeit ein schnelles Smartphone kaufen. Als besonders leistungsfähig gelten Geräte mit Vierkernprozessor.
Bildbearbeitung-Tools benötigen auch eine Menge Akkuleistung. Man merkt dies schon daran, dass das Smartphone relativ schnell warm wird. Deshalb immer auf einen möglichst vollen Akku achten. Wer das Smartphone intensiv als Digicam nutzt, sollte die Anschaffung eines mobilen Akkuladers erwägen, der das Handy auch ohne Steckdose wieder auflädt.
Was für Digicams gilt, sollte beim Smartphone nicht vergessen werden. Das Objektiv muss sauber und staubfrei sein. Andernfalls mit einem feinen Pinsel oder einem speziellen Optik-Reinigungstuch säubern. Bitte nicht: Draufhauchen und dann mit einem Ärmel "sauber wischen".
Auf Blitz nach Möglichkeit verzichten. Gesichter wirken bei geblitzten Fotos zumeist unschön, außerdem produzieren die LED-Blitzlichter hässliche Schatten und überstrahlte Bildpartien.
Nicht gierig sein und mehrere Apps auf einmal installieren. Am besten sollte man zuerst eine App installieren, diese ein bisschen ausprobieren und erst dann überlegen, ob man eine andere Apps benötigt.