Test

Blaupunkt Endeavour 1010: Günstiges Android-Tablet in iPad-Optik

Mit dem Endeavour 1010 bietet Blaupunkt ein 9,7-Zoll-Tablet mit "Retina-"Auflösung und Alu statt Plastik für nur 200 Euro. Unser Test zeigt, wo Kompromisse eingegangen werden mussten.

Im Gegensatz zu den meisten anderen ausgewachsenen Android-Tablets verfügt das Blaupunkt-Modell nicht über ein 10,1-Zoll-Display. Stattdessen hat der Bildschirm im Endeavour 1010 eine Diagonale von 9,7 Zoll. Damit ist er genauso groß wie bei den iPads von Apple (außer natürlich dem iPad mini). Tatsächlich ist die Auflösung mit 2.048 x 1.536 sogar identisch zum mindestens dreimal so teuren iPad Air (beide mit 16 GB).

Dementsprechend ist die Anzeige dank einer Pixeldichte von rund 264 ppi extrem scharf. Das macht sich besonders bei Schrift bemerkbar, so lassen sich Webseiten auch bei geringer Zoomstufe problemlos lesen. Auch Fotos sehen auf dem Endeavour 1010 toll aus und werden dank 4:3-Format Bildschirmfüllend dargestellt. Bei Filmen im üblichen 16:9-Format gibt es dafür schwarze Balken am oberen und unteren Bildrand.

Leider ist die maximale Display-Helligkeit nicht hoch genug, weshalb der Screen bei direkter Sonneneinstrahlung schwer ablesbar ist. Auch Spiele sehen auf dem Endeavour 1010 toll aus, die beeindruckende Auflösung bedeutet aber auch besonders hohe Anforderungen an die Hardware, doch dazu später mehr.

Äußere Werte...

Neben dem knackscharfen Display macht auch die Rückseite aus Aluminium auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Zu dem typischen Mini-Klinke-Anschluss für Kopfhörer oder Lautsprecher gesellt sich beim Endeavour 1010 ein microSD-Karten-Slot, mit dem sich der 16 GB kleine Speicher erweitern lässt.

Eine Version des Blaupunkt-Tablets mit größerem integrierten Speicher wird aktuell nicht angeboten. Dazu gibt es einen Micro-USB- und einen Mini-HDMI-Port. Die passenden Adapter liegen im Karton - vorbildlich. Laut Datenblatt lassen sich mit dem USB-Adapter 3G-Surfsticks nutzen, um das Endeavour 1010 unterwegs online zu bringen. Alternativ bieten sich natürlich Tethering per Smartphone oder ein mobiler Hotspot an.

Die beiden integrierten Lautsprecher tönen ausreichend laut. Leider sind beide an derselben Seite des Tablets angebracht, Stereo wäre uns lieber gewesen. Zudem ragen die Abdeckungen auf den Lautsprechern ein wenig über das Gehäuse hinaus, weshalb man sie beim Erfühlen schnell mit dem gegenüberliegenden An/Aus-Schalter verwechselt.

Der Knopf ist ohnehin schwer zu ertasten. Auch die rekordverdächtig kurze und wackelige Lautstärkewippe lässt sich nur schlecht finden, ohne hinzusehen. Zudem hätten wir uns stabileres Material gewünscht. So ist das Endeavour 1010 alles andere als verwindungssteif und lässt sich auf der Rückseite in der Mitte ein wenig eindrücken. Für den geringen Preis geht die Verarbeitung aber in Ordnung. Mit 8,5 Millimetern ist das Android-Tablet außerdem erfreulich dünn, im Test wirkte die Flunder aber relativ rutschig.

... und innen?

Quadcore-CPUs sind mittlerweile Standard bei allen halbwegs aktuellen Tablets und Smartphones. Allerdings gibt es hier natürlich große Unterschiede. So verwendet Blaupunkt hier den Allwinner-Chip A31. Der Chip kommt ausschließlich bei günstigen Tablets, beispielsweise von Archos, CMX oder Goclever, zum Einsatz. Beim Endeavour 1010 arbeitet der A31 mit bis zu 1,2 GHz - so behauptet es jedenfalls das Datenblatt. In unserem Test zeigten mehrere Apps übereinstimmend maximal 1.008 MHz an.

Damit gönnt sich der Allwinner-Chip selbst auf dem Homescreen oder beim Surfen regelmäßig kleine Denkpausen. Der gemächliche Eindruck lässt sich mit Benchmarks bestätigen. So liegt das Endeavor 1010 beim HTML-5-Test des Vellamo-Benchmarks mit 1.092 Punkten hinter dem eineinhalb Jahre alten Nexus 7 (Tegra 3, Quadcore, echte 1,2 GHz). Dabei muss man jedoch erwähnen, dass das Nexus 7 im Test mit Android 4.4 lief, während beim Blaupunkt-Modell lediglich Android 4.2.2 zur Verfügung stand. Beim Passmark-Test ist der Vorsprung des Nexus 7 zudem geringer.

Dafür brach der Vellamo-Test auf dem Blaupunkt-Test mehrmals mit dem Hinweis ab, es stünde nicht genug Hauptspeicher zur Verfügung. Dabei verfügt das Endeavour 1010 wie das Nexus 7 immerhin über ein Gigabyte RAM. Tatsächlich berichten mehrere Anwender in Foren von Problemen wegen zu wenig Speicher. Auch hier haben wir genau nachgeforscht: Laut Android-Einstellungsmenü und den Apps CPU-Z sowie Vellamo stehen lediglich 580 statt 1.024 MB zur Verfügung. Der geringe Speicher macht sich auch in der Praxis bemerkbar: Nach einem App-Wechsel wurden Anwendungen, die im Hintergrund liefen, im Test erstaunlich schnell wieder geschlossen. So kann es passieren, dass Ihr euren Fortschritt in einem Spiel verlieret, weil ihr zwischendurch den Browser aufgerufen habt. Ohnehin ist das Endeavour 1010 nicht für grafisch anspruchsvolle Spiele geeignet, was sicher auch an der enorm hohen Auflösung liegt. Technik-Fans vermissen zudem weitere Funktionen wie NFC oder eine Unterstützung für das WLAN-5-GHz-Band.

Software - da fehlt doch etwas

Bei der Oberfläche nutzt Blaupunkt größtenteils die Standard-Optik von Android. Auffällig ist jedoch, dass typische Apps von Google wie Maps, Gmail oder Chrome nicht vorinstalliert sind. Sogar die Standard-Kontakte-App fehlt. Immerhin lassen diese sich alle über den Play Store separat installieren, beziehungsweise über geeignete Alternativmärkte. Erfahrene Android-Anwender dürften sich freuen, dass das Endaevour 1010 also praktisch ohne die übliche Bloat-Ware auskommt, die das Betriebssystem unnötig aufbläht. Somit stehen von den 16 GB dem Nutzer immerhin rund 12 GB zur Verfügung. Neulingen fällt der Einstieg allerdings schwerer, da grundlegende Apps fehlen. Außerdem vermissen wir im Einstellungsmenü die Option, nach neuen Software-Updates zu suchen. Laut Blaupunkt soll noch in diesem Jahr ein System-Update auf Android 4.4 folgen.

Zwar wird das Paket Softmaker Office 2012 mitgeliefert. Die drei Apps für Text, Tabellen und Präsentationen bieten grundlegende Office-Funktionen, liefen auf dem Blaupunkt-Tablet aber relativ langsam. Auffällig: Das Endaevour gehört zu den wenigen aktuellen Tablets, auf denen mit dem vorinstallierten Browser noch Flash funktioniert.

Wie zu Beginn erwähnt, eignet sich das Blaupunkt-Modell dank hoher Auflösung gut, um beispielsweise Urlaubsfotos der Familie zu präsentieren. Jedenfalls sofern die Bilder nicht von der 5-Megapixel-Kamera des Tablets selbst stammen. Die kleine Linse auf der Rückseite nimmt nämlich Fotos nur mit relativ starkem Rauschen auf - selbst bei üblicher Zimmerbeleuchtung. Mit der schwachen Frontkamera (2 Megapixel) macht Videotelefonie nur wenig Spaß. Unverständlich ist zudem, warum die Foto-App lediglich englische Texte bietet.

Mehr zum Thema
zur Startseite