Es muss nicht immer Android sein. Dell setzt beim Tablet-PC Venue 8 Pro auf Microsofts Betriebssystem Windows 8.1. Der Praxistest zeigt, was das Windows-Tablet alles kann – und ob es für den mobilen Alltag taugt.
Der texanische PC-Riese Dell hat noch nie zu den Herstellern gehört, die ihre Produkte mit schickem Design für Lifestyle-orientierte Kunden aufgehübscht haben. Das gilt auch für den Tablet-PC Venue 8 Pro, ein unspektakulär gestaltetes Tablet im 8-Zoll-Format (17,8 cm) ohne Design-Spielereien. Das Venue 8 Pro ist in erster Linie für Leute gedacht, die ein Tablet für das Arbeiten unterwegs verwenden.
Der Eindruck bestätigt sich, wenn man den Rechner in die Hand nimmt. Zwar ist er für die Größe mit knapp 400 Gramm relativ schwer, liegt aber durch die gummierte und geriffelte Rückseite gut in der Hand. Durch die an der Unterseite gewölbten Kanten lässt sich das Tablet auch leicht mit einer Hand vom Tisch nehmen, ein scheinbar unwichtiges Detail, das aber zur bequemen Handhabung des Geräts beiträgt. Beim Sony Xperia Z geht das nämlich nicht, das liegt flach wie ein Frühstücksbrett auf dem Tisch.
Spiegelndes Display
Nicht besonders überzeugen kann das Display. Das hat zwar aufgrund der IPS-Technik (IPS, In Plane Switching) einen ausreichend großen Blickwinkel, so dass zwei Personen bequem Fotos oder Videos ansehen können, aber besonders hell ist das Display nicht. Vor allem unter freiem Himmel gerät das Display an seine Grenzen, zumal es dann auch stark spiegelt.
Bedienung und Betriebssystem
Das Venue 8 Pro arbeitet nicht mit dem weit verbreiteten Android von Google, sondern mit einem vollständigen Windows 8.1. Anders als auf dem Desktop, wo Windows 8 nicht sehr viele Fans hat, macht das Betriebssystem mit dem Kacheldesign auf Tablets eine gute Figur. Es ist ebenso bedienfreundlich wie Android, (fast) ebenso intuitiv wie Apples iOS und unterstützt bis zu zehn Touchpunkte gleichzeitig. Hauptvorteil ist aber, dass es Anwendern, die zu Hause einen Windows-PC haben, dasselbe Look-and-Feel bietet. Wer mit einem Windows-PC arbeitet, wird mit dem Software-Angebot schnell zurechtkommen.
Der Nutzer kann den Startbildschirm beliebig einrichten und beispielsweise die wichtigsten Anwendungen oder Apps als große Kacheln auf die Startseite setzen. Anwendungen wie Skype, der Cloudspeicher Skydrive, der Mediaplayer, das Malprogramm Paint oder die Textverarbeitung Wordpad finden sich als Icon auf dem Startbildschirm. SkyDrive wurde inzwischen in OneDrive umbenannt.
Am wichtigsten ist aber sicher die bereits vorinstallierte Bürosuite Office Home and Student 2013. Die Suite enthält die Programme Word, Excel, PowerPoint und OneNote. Da es sich leider um eine Version für Heimanwender und Studenten handelt, ist sie für Geschäftsanwender lizenzrechtlich gesehen nicht nutzbar.
Wer mit Word 2013 regelmäßig längere Texte verfasst, sollte sich eine externe Tastatur anschaffen. Mit dem Soft-Keyboard auf dem Display ist das Tippen auf Dauer doch recht mühsam. Die zugehörige Tastatur ist mit 93,40 Euro aber nicht gerade billig. Daneben bietet Dell auch einen aktiven Stift mit druckempfindlicher Spitze und Zwei-Tasten-Bedienung an. Der Stift ermöglicht präzises Schreiben und sorgt auch dafür, dass man beim Navigieren in Windows kleine Schaltflächen zuverlässig trifft. Der Stift kostet 47,08 Euro.
Praktische Features
Nach der Einrichtung eines Microsoft-Kontos kann man sich weitere Apps aus dem Windows Store herunterladen. Die Auswahl ist zwar nicht so gigantisch wie in Apples App Store oder im Google Play Store, trotzdem sind auch im Windows Store alle Themenbereiche gut gefüllt. Spiele wie Dark Arcana oder die Solitaire-Sammlung sind kostenlos, ebenso wie zahlreiche Apps, beispielsweise aus dem Bereich Produktivität.
Das Windows-8-Tablet ist auf eine nahtlose Zusammenarbeit mit Microsofts Cloudspeicher OneDrive (ehemals "SkDrive") ausgelegt. Daten auf dem Rechner können mit OneDrive synchronisiert werden. Auch ein eventuell vorhandener Windows-8-Desktop wird auf diese Weise mit OneDrive synchronisiert, so dass man auf allen Rechnern denselben Datenstand hat. Das ist nützlich, hat aber in der Praxis auch einen Haken. Man kann Daten auf dem Tablet nicht einfach via USB auf den Desktop-PC übertragen. Das Testgerät jedenfalls wurde im Windows Explorer eines Windows-7-PCs nicht angezeigt. Will man beispielsweise Fotos vom Tablet übertragen, muss man immer den Umweg über den Cloud-Speicher gehen.
Prozessor und Akku
Der Akku des Dell Venue 8 Pro ist ausgesprochen zählebig. Die vom Hersteller angegebene maximale Laufzeit von bis zu zehn Stunden lässt sich zwar nur bei der Nutzung von stromsparenden Apps erreichen. Doch wer das Venue 8 Pro beispielsweise nur nutzt, um zu Hause öfter mal im Web Informationen zu suchen oder mit Freunden zu skypen, muss den Rechner erst nach einigen Tagen wieder an die Steckdose hängen. Zur langen Betriebsdauer des Akkus trägt sicher auch Intels Mobilprozessor Atom Z3740D bei. Der Vierkern-Prozessor ist für niedrigen Stromverbrauch optimiert. Der Chip ist nicht gerade ein Sprinter, viele Anwendungen starten mit einer kleinen Verzögerung, insgesamt ist die Leistung aber für alle typischen Mobilanwendungen mehr als ausreichend.
Kamera und Multimedia
In Sachen Unterhaltung und Multimedia kann das Dell-Tablet durchaus überzeugen. Das gilt beispielsweise bei der Musikwiedergabe mit dem Mediaplayer. Der Sound über den Kopfhörerausgang ist neutral, impulsstark, und dabei ausreichend transparent und detailreich. Der Anschluss eines guten mobilen Kopfhörers lohnt sich also durchaus. Der interne Verstärker hat daneben genug Power, um auch größere Kopfhörer mit einem Eingangswiderstand von 250 Ohm zu beschallen.
Die integrierte Digicam des Tablets macht einen guten Job. Die Testfotos wirken sehr fein und die Farben sind natürlich. Als Ersatz für eine kleine Einsteiger-Digicam ist das Tablet also problemlos geeignet. Wer mit dem Venue 8 Pro skypen will, nimmt dafür die zweite, dem Nutzer zugewandte Kamera.
Das Design des Dell Venue ist schlicht und unspektakulär. Ideal für Anwender, die mit dem Tablet einfach nur arbeiten wollen und auf Lifestyle-Design verzichten können.
Die Kombination aus energieeffizientem Atom-Prozessor und leistungsfähigem Akku sorgt für eine lange Betriebsdauer. Das Dell-Tablet muss nur alle paar Tage an die Steckdose.
Contra
Das Display kann nicht ganz überzeugen. Es spiegelt stark und unter freiem Himmel ist die Helligkeit nur knapp ausreichend.
Das vorinstallierte Office Home & Student 2013 ist nur für die private Nutzung lizenziert. Für ein Tablet, das auch im Berufsleben genutzt wird, ist das nicht optimal.