Das Huawei G6 bedient, im Gegensatz zum Flaggschiff P6, das mittlere Smartphone-Segment. Wir haben es eine Woche im Alltag getestet und zeigen euch, was es drauf und wo das Smartphone noch hinterher hinkt.
Huawei ist hierzulande endlich angekommen. Fristete das chinesische Unternehmen vor ein paar Jahren noch ein Schattendasein in Deutschland, so ist spätestens 2014 Schluss damit. Huawei ist nach Apple und Samsung drittgrößter Smartphone-Hersteller auf dem Weltmarkt und strebt in Deutschland einen zweistelligen Marktanteil an. Was sein G6 dazu beiträgt, erfahrt ihr in unserem Test.
Schnörkelloses Design
Das Smartphone selbst ist gut verarbeitet. Es ist mit nur 115 Gramm erstaunlich leicht, lediglich 7,5 Millimeter dick und liegt somit gut in der Hand. Die Displaygröße von 4,5 Zoll bewegt zwischen iPhone 5 und Samsungs Galaxy S5 und fängt damit die große Mitte der Nutzer ein. Ein Metallrahmen umspannt das Gehäuse und erinnert ein wenig an das iPhone 4. Die Verarbeitung wirklich gelungen: Das Gerät wirkt stabil und trotzdem leicht, dabei knarzt oder knackt es an keiner Stelle.
Es liegt dank der angenehmen Größe zwar gut in der Hand, die eckigen Kanten stören jedoch ein wenig, sie lassen kein angenehm haptisches Gefühl entstehen, wie es beim Moto G der Fall ist. Etwas ungewohnt ist außerdem die Platzierung der Kopfhörerbuchse, die an der linken Seite ganz unten liegt, sodass der Stecker des Kopfhörers seitlich absteht. Das stört in der Hosentasche ungemein, da das Gerät so in der Breite viel mehr Platz benötigt.
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Öffnet man den sehr dünnen Akkudeckel, erscheint der große Akku, der allerdings fest verankert ist, sowie die die Plätze für die SIM- und eine optional erhältliche SD-Karte, die jedoch nicht größer als 32 Gigabyte sein darf.
Das Display – Gut genug
Das Display löst auf einer Größe von 4,5 Zoll mit 960 x 540 Pixel auf. Das klingt erst einmal nicht gerade beeindruckend, trotzdem erzielt es damit eine Pixeldichte von 245 ppi, was fast der knackscharfen Auflösung eines iPad Air mit Retina Display (264 ppi) gleich kommt.
Mit anderen Worten: Schriften, Icons und Bilder sind scharf dargestellt und sollten so ziemlich jedes Auge zufriedenstellen. Die maximale Helligkeit ist hoch genug, um auch draußen bei starkem Sonnenlicht ein brauchbares Bild zu erzeugen. Besonders beeindruckt das gleichmäßig ausgeleuchtete Display, das selbst bei einem sehr schrägen Blickwinkel gut zur Geltung kommt.
Die Performance
Im Huawei steckt ein Quad-Core-Prozessor von Qualcomm, der mit 1,2 GHz taktet und seine Arbeit ganz ordentlich verrichtet. Eingabeverzögerungen gibt es leidlich beim Multitasking. Ansonsten öffnen sich alle Apps zügig, die Homescreens flutschen und Fotos werden ganz fix geschossen. Das ist umso beeindruckender, weil der Prozessor auf dem Papier gar nicht so eine gute Figur macht: 16.245 Punkte im AnTuTu Benchmark sind noch schwächer als das eineinhalb Jahre alte Google Nexus 4 und das zwei Jahre alte Samsung Galaxy S3 – in der Technikwelt gleicht das einer Ewigkeit.
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Gleichzeitig scheint der Prozessor sehr energiesparsam zu arbeiten, denn auch bei konstanter Nutzung hält der 2.000 mAh Akku sehr lange. Das heißt: In den meisten Fällen hielt er den Tag locker durch und begrüßte uns am nächsten Morgen noch mit ungefähr 30 Prozent Restenergie.
Speicher
Die 4 GB interner Speicher des Huawei G6 stoßen an die unterste Schmerzgrenze. Der Speicher füllt sich rapide, wenn man viele E-Mails erhält, Fotos oder Videos aufnimmt und ein paar Apps herunterlädt. Größere Spiele, wie von Gameloft oder PC-Portierungen, lassen sich überhaupt nicht installieren, da diese oft mehrere hundert MB, teilweise sogar bis zu 1 GB und mehr einnehmen. Zum Glück besitzt das Gerät einen Speicherplatz für eine SD-Karte, mit der man den Speicher um weitere 32 GB aufstocken kann.
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Was den Arbeitsspeicher betrifft, so kommt das G6 mit 1 Gigabyte aus. Das genügt zwar für grundsätzliche Anwendungen, aber ein Blick in die Multitasking-Ansicht verrät, dass schon bei normaler Nutzung oftmals 60 bis 70 Prozent des Arbeitsspeichers belegt sind. Trotzdem läuft der Wechsel von App zu App immer ganz flüssig ab, sodass mehr Arbeitsspeicher nicht nötig erscheint.
Cheese! - Die Kameras
Die Kamera auf der Rückseite nimmt mit 8 Megapixeln auf. Das ist ein Standardwert, der sich in den Bildern zeigt: Bei gutem Licht überzeugen diese mit Schärfe und satten Farben, doch sobald das Licht schwächer wird, geht die Qualität der Bilder schnell in den Keller. Eines fiel jedoch auf: Die Kamera hatte an sonnigen Tagen immer wieder Probleme mit dem Sonnenlicht, das in die Kamera fiel, selbst wenn man die Kamera nicht direkt ins Sonnenlicht hielt. Davon abgesehen sind die Farben so satt und kontrastreich, dass die Bilder teilweise wirken als seien sie bearbeitet.
Die Kamera kennt mehrere Modi. Der wichtigste ist der Intelligente Modus, der wie der Automatikmodus einer Digitalkamera funktioniert, dem Nutzer also alle Einstellungsarbeit abnimmt. Die Bilder werden hiermit erstaunlich gut. Der HDR-Modus wiederum holt aus einem Motiv dank mehrerer Aufnahmen mit unterschiedlicher Belichtung sämtliche Höhen und Tiefen heraus. Das setzt allerdings eine sehr ruhige Hand voraus.
Deutlich interessanter ist die Frontkamera, die mit ungewöhnlichen hohen 5 Megapixeln auflöst. Spätestens wenn man die Frontkamera das erste Mal benutzt und der Selfie-Assistent anspringt, wird klar, an wen sich das Telefon mitunter richtet, nämlich an die Selfie-Community, die Bilder von sich auf Facebook und Instagram veröffentlicht. Doch eine gute Frontkamera hat auch den Vorteil, dass das Bild bei Videotelefonie gestochen scharf ist.
Ein gewöhnungsbedürftiger Look
Beim G6 fällt sofort der andere Look des Interfaces auf. Ein Blick in die Einstellungen verrät, dass Huawei über die Android 4.3 Version ein eigenes Benutzerinterface namens Emotion UI übergestülpt hat. Das kennen Huawei-Nutzer eventuell schon von anderen Geräten, Android- oder iOS-Umsteiger müssen sich aber an den etwas biederen Look vermutlich erst einmal gewöhnen. Das seichte Braun kommt nicht gerade peppig rüber, und obwohl sich vieles am Interface einstellen lässt, haben wir eine Änderung des Farbschemas vergeblich gesucht. Alternativ kann man jedoch einen einfachen Modus aktivieren, der in seiner Funktionalität ein wenig an das Interface des Windows Phones erinnert.
Der Look ist also gewöhnungsbedürftig, hat aber auch seine Vorteile. Das Emotion UI von Huawei macht nämlich Schluss mit dem App Drawer von Android und platziert alles auf eine Ebene: Widgets, App Icons und Verknüpfungen sitzen auf den Home-Bildschirmen und nirgendwo anders. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen, ist aber ein klares Konzept. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass die Suche nach manchen Apps so noch länger dauert. Quillt das Smartphone über vor Apps, kann man auch die Google Suche bedienen, um Apps auf dem Telefon zu finden. Die Spotlight-Suche von iOS erledigt so etwas gefühlt zehnmal schneller.
- Laufzeit: Akku hält ohne Einschränkung in der Leistung lange durch
- Verarbeitung: Das Gerät ist leicht, stabil und sehr handlich
- Frontkamera: Die Frontkamera beeindruckt mit hoher Auflösung und guter Bildqualität