Wer aus Speicherplatzmangel keine Musik auf seinem Smartphone und Tablet sichern möchte, greift inzwischen zu Streaming-Diensten. Aus diesem Grund liefern sich die diversen Music-on-Demand-Anbieter inzwischen ein heißes Kopf an Kopf-Rennen. Wir haben uns Spotify, Simfy & Co genauer angesehen.
Mit der Ankunft der digitalen Audioformate hat sich das Internet in ein Eldorado für Musikliebhaber verwandelt. Dabei wird Musik nicht nur verkauft. Für ein paar Euro monatlich können sich Nutzer inzwischen aus einem schier unerschöpflichen Repertoire unterschiedlicher Musiktitel bedienen. Unter der Flagge „Streaming-Dienste für Musik“ segeln aber durchaus unterschiedliche Angebote.
Kaufen und behalten
Bei iTunes und iTunes Match von Apple kann der Nutzer Musik, die er schon besitzt, in der (i)Cloud speichern. So hat man, eine Internetverbindung vorausgesetzt, von überall Zugriff auf die eigene Musiksammlung. Zudem bietet iTunes Match die Möglichkeit, minderwertig kodierte MP3-Dateien auf der Festplatte durch qualitativ höherwertige Versionen dieser Musiktitel aus dem iTunes Store zu ersetzen.
Amazon Cloud Player
Der seit einiger Zeit auch in Deutschland verfügbare Amazon Cloud Player leistet in etwa das Gleiche wie iTunes Match. Für 24,99 Euro im Jahr gibt es ein Premium-Abo. Ähnlich wie bei iTunes Match kann die eigene Musiksammlung mit dem Angebot des Amazon-Shops abgeglichen werden. Alle dort verfügbaren Titel stehen nach dem Abgleich für den Stream zur Verfügung. Der Rest muss erst in die Cloud geladen werden. Für den Jahresbeitrag lassen sich 250.000 Songs im Amazon Cloud Player speichern, beim ebenfalls möglichen Gratiskonto gibt es Speicherplatz für 250 Songs.
Anhören, nicht kaufen
Anders gelagert als iTunes und Amazon Cloud Player sind Streaming-Dienste wie Spotify oder Simfy. Diese bieten in der Regel gegen eine monatliche Gebühr den Zugriff auf viele Millionen Musiktitel großer und kleiner Plattenfirmen. Der Abonnent kann sie sich nach Belieben anhören. Er erwirbt die Musik allerdings nicht, kann diese nicht speichern und hat nach Beendigung eines Abonnements keinen Zugriff mehr auf die Titel.
Einer der bekanntesten Streaming-Dienste ist Spotify. Diesen können Nutzer aktuell sechs Monate lang in vollem Umfang kostenlos nutzen, müssen dafür allerdings mit Werbeeinblendungen leben. Im Anschluss an die sechs Monate kann man via Spotify Free weiterhin zehn Stunden im Monat gratis Musik hören.
Für den unbeschränkten und werbefreien Spotify-Unlimited-Zugang via Mac und PC sowie eine kostenlose Software werden 4,99 Euro pro Monat fällig. Zum Abo-Preis von 9,99 Euro lässt sich Spotify in Verbindung mit kostenlosen Apps, zusätzlich auch mobil unbegrenzt nutzen. Ein besonderes Angebot bietet derzeit die Telekom derzeit gemeinsam mit Spotify an. Für 9,95 Euro lässt sich zu bestehenden Telekom-Verträgen die „Music Option“ hinzubuchen. Diese beinhaltet einen Spotify-Premium-Zugang mit besonderem Clou: Das Datenvolumen des Smartphones wird durch das Streaming nicht belastet.
Obwohl Spotify nicht mehr zwangsläufig einen Facebook-Account zur Verwendung benötigt, ist der Streaming-Dienst mit dem Social-Media-Riesen noch immer eng verzahnt. Man kann sich nach wie vor über den Facebook-Account anmelden. Wer nicht aufpasst, teilt auch gleich sämtlichen Freunden auf Facebook mit, was er so hört. Wenn das nicht erwünscht ist, muss man in den Einstellungen der Desktop-Version der Spotify-App den Haken bei „Musik, die ich höre, auf Facebook teilen“ entfernen. Via App kann die entsprechende Funktion ebenfalls in den Einstellungen unter „Social“ und „Aktivität anzeigen“ ausgeschaltet werden.
Die Desktop-Version erinnert stark an das Apple-Programm iTunes und zeigt auch alle Titel der vorhandenen iTunes-Mediathek an. Diese lassen sich sogar über Spotify abspielen. Ebenfalls analog zu iTunes lassen sich mit Spotify Wiedergabelisten erstellen, auf die über alle verbundenen Geräte zugegriffen werden kann.
Über den integrierten App-Finder in der Seitenleiste von Spotify können zusätzliche Apps in Verbindung mit dem Streaming-Dienst genutzt werden. Sinnvoll sind hier zum Beispiel Apps für Musikempfehlungen, beispielsweise vom Musikmagazin „Rolling Stone“. Außerdem können Titel an Last.fm gemeldet. Mit Apps wie „TuneWiki“ werden auch die jeweiligen Songtexte automatisch mitgeliefert. Zusätzlich finden sich hier Erweiterungen mit Bezug auf Festivals, Konzerte uvm.
Die Soundqualität für den Musik-Stream kann bei der iPad-App von Spotify in den Einstellungen reguliert werden. Die empfohlene Einstellung „Normal“ sendet die Daten mit 96 kbit pro Sekunde, „Hoch“ mit 160 kbit pro Sekunde. Die Stufe „Extrem“ bietet gar exzellente Klangqualität mit 320 kbit pro Sekunde.
Einige bekannte Musikkünstler und Rechteinhaber stellen ihre Werke leider nicht für Streaming-Angebote zur Verfügung und sind daher auch nicht auf Spotify vertreten. Dazu gehören unter anderem die Beatles, Pink Floyd und AC/DC. Davon abgesehen ist das Angebot von Spotify jedoch riesig. Einschlägige Hitparadenstürmer wie Robbie Williams oder Evergreens von Abba lassen sich ebenso finden wie die Werke unbekannter Interpreten. Vielleicht ändert sich die Einstellung zum Streaming ja bald auch bei den fehlenden Musikgrößen. So sind die früheren Online-Verweigerer AC/DC jetzt im iTunes Store vertreten.
Den Gratis-Zugang von Spotify auszuprobieren ist auf jeden Fall empfehlenswert. Nur die enge Facebook-Anbindung kann nerven.
Simfy-Kunden können nach Angaben des Anbieters aus 20 Millionen Songs wählen. Leider wurden die Möglichkeiten zur kostenlosen Nutzung des Dienstes mittlerweile eingeschränkt. Gratisnutzer können nur noch zwei Kalendermonate lang jeweils bis zu 20 Stunden Musik hören. Im Anschluss lassen sich alle Songs nur noch 30 Sekunden lang anspielen. Zudem ist der kostenlose Zugang mittlerweile relativ schwer auf der Simfy-Webseite zu finden. Einen Premium-Zugang gibt es bereits für 4,99 Euro im Monat. Dieser beinhaltet aber nicht die mobile Nutzung des Dienstes mit der kostenlosen App. Dafür ist ein Premium-Plus-Zugang für 9,99 Euro im Monat notwendig. Auch der Offline-Modus ist nur im Premium-Plus-Paket enthalten.
Der Musikdienst Juke stellt nach eigenen Angaben 18 Millionen Songs zur Verfügung und kann 30 Tage kostenlos getestet werden – inklusive der Universal-App für iPhone und iPad. Bei Stichproben wurden Songs von Robbie Williams bis Iron Maiden gefunden und konnten angehört werden. Nach der Testphase kann ein Musicflat-Paket für einen, drei oder sechs Monate bestellt werden. Das Ein-Monats-Abo kostet 9,99 Euro, bei einer Verpflichtung für sechs Monate liegt der Preis bei jeweils 9,67 Euro. Gezahlt werden kann mit Kreditkarte oder via PayPal. Das Testabo läuft automatisch aus. Das kostenpflichtige Angebot muss jedoch mindestens sieben Tage vor dem letzten Nutzungstag gekündigt werden, sonst verlängert es sich automatisch.
Der bekannte – und grundsätzlich kostenlose – Cloud-Service lässt sich auch als Streaming-Alternative für die eigene Musik verwenden. Titel und Alben, die sich in einem Dropbox-Ordner befinden, können über die integrierten Player-Funktionen der kostenlosen Dropbox-App auch auf dem iPad abgespielt werden. Allerdings sind natürlich kaum Sortier- oder Verwaltungsoptionen vorhanden. Hier kann eine App wie „BoxyTunes“ (Universal, 1,79 Euro) helfen, mit der sich Wiedergabelisten, der in der Dropbox gespeicherten Musik erstellen lassen. In unserem Praxistest streamte „Boxy-Tunes“ die Titel allerdings nicht, sondern lud sie auf das Gerät. Dropbox allein ist allerdings eine gute Möglichkeit des einfachen Musik-Streamings.