Mit der D7100 hat Nikon ein neues Topmodell unter den DSLR-Kameras mit DX-Sensor auf den Markt geworfen. Dabei setzt Nikon den Marktführer Canon mit einer aggressiven Produktstrategie gehörig unter Druck. Gelingt dem Hersteller mit der DSLR-Kamera der entscheidende Schlag? Wir haben die „aufgebohrte“ Nikon D7000 genau unter die Lupe genommen.
Mit der D7100 hat Nikon im März sein lang erwartetes neues Flaggschiff- Modell für Hobbyfotografen vorgestellt. Zwar ist es nicht die von vielen erhoffte größere D300s geworden, die das Sortiment der DSLR mit Halbformatkameras anführt. Doch der kompakte und leichte D7000-Nachfolger bringt mit seinem 24-MP-Sensor eine Leistung, die der alten D300s in fast jedem Bereich weit überlegen ist.
Kompakter Body
Auf den ersten Blick gleicht die D7100 der D7000 wie ein Ei dem anderen. Mit Abmessungen von 107 × 136 × 76 mm ist das neue Modell geringfügig breiter, liegt dadurch aber deutlich besser in der Hand, was vor allem Fotografen mit großen Händen direkt merken werden. Den Nikon-Ingenieuren ist es zudem gelungen, das Kameragewicht um 15 g auf jetzt 675 g zu reduzieren. Damit ist die D7100 die leichteste DSLR in der Klasse der gehobenen APS-C-Spiegelreflexkameras. Wo genau die Gewichtsersparnis realisiert wurde, konnten wir im Test nicht feststellen. Sie ist ohnehin so gering, dass sie in der Praxis kaum spürbar ist. Der obere und hintere Gehäuseteil der D7100 besteht wie beim Vorgängermodell aus einer stabilen Magnesiumlegierung, die der Kamera die in dieser Klasse übliche Robustheit verleihen. Laut Nikon sind alle Bedienelemente abgedichtet, wodurch die inneren Komponenten „weitgehend vor Feuchtigkeit und Staub geschützt“ seien. Auch wenn uns die Formulierung in der Pressemitteilung etwas stutzig machte, ist die D7100 damit bei Spritzwasser oder leichtem Regen einsetzbar. Ein Alleinstellungsmerkmal ist dies freilich nicht. Ambitionierte Hobbyfotografen erwarten zu Recht von ihrer Kamera, dass sie sie bei schlechtem Wetter weiter einsetzen können. Das Gehäuse ist nach wie vor sehr griffig gestaltet. Alle Bedienelemente sind sinnvoll und gut erreichbar angeordnet. Auf der Rückseite links unten gibt es nun eine mit dem Daumen gut erreichbare »i«-Taste, die den schnellen Menüzugriff auf Einstellungen wie Active D-Lightning und Picture Control (Bildstile) erlaubt. Auch die Funktionsweisen der AE/AF-Lock-Taste, der Abblendtaste und der Funktionstaste lässt sich hierüber nun sehr schnell neu festlegen. Mehr Komfort bietet überdies der neue 8 cm (3,2 Zoll) große, brillante TFT-Monitor. Er ist allerdings nach wie vor nicht klapp- und schwenkbar.
Hoher Bedienkomfort
Ein Großteil der Neuerungen in der D7100 ist darauf ausgelegt, das Fotografieren (noch) komfortabler und einfacher zu machen. So ist die Kamera mit einem professionellen Autofokus-System mit 51 Fokusmessfeldern ausge- stattet (wie z. B. die Topmodelle D4 und D800). Auch die 15 Kreuzsensoren in der Bildmitte entsprechen dem aktuellen Standard der Highend- DSLRs. In puncto Schnelligkeit kann es die D7100 ebenfalls mit den Profi-Boliden aufnehmen. Sie fokussiert in nur 0,3 Sekunden – langsamer als die D4, aber doppelt so schnell wie das Vorgängermodell D7000 (0,6 Sek.). Im Serienbildmodus ist die D7100 trotz höherer Sensorauflösung (24,1 MP) mit durchschnittlich 4,2 Bilder pro Sekunde etwa genau so schnell wie die D7000 (16,2 MP), aber deutlich langsamer als die Vollformat-Profi-DSLR D4 (9,8 B/s bei 16,2 MP). Auch bei der Bildfolge zeigen sich die Unterschiede, wenn auch alle drei Nikon-Modelle hier generell als schnell gelten können:
Bildfolge:
Nikon D4 ................0,2 Sekunden
Nikon D7100 .......... 0,4 Sekunden
Nikon D7000 .......... 0,6 Sekunden
Ein Feature, das ebenfalls an die Funktionalität von Profi-DSLR erinnert, ist die Bildfeldoption. Sie erlaubt bei der D800, zum Beispiel, den Einsatz von DX-Objektiven, in dem die belichtete Sensorfläche verkleinert wird. Die D7100 verfährt bei der neuen „Bildfeldoption 1,3x“ ähnlich. Ist sie aktiviert, wird nicht das gesamte Sucherbild aufgezeichnet, sondern nur der Bereich in der Mitte. Dadurch ergibt sich zur 1,5-fachen Brennweitenverlängerung durch den DX-Sensor (APS-C) ein zusätzlicher 1,3-facher Crop-Effekt: Aus einer 50mm-Brennweite wird somit fast ein 100mm-Objektiv. De facto wird bei der Option allerdings einfach nur ein kleinerer Bildausschnitt mit max. 15,4 MP Auflösung gespeichert – ein Effekt, der sich sehr leicht auch am Rechner simulieren ließe. Immerhin: Wegen der geringeren Datenmenge erhöht sich die Serienbildgeschwindigkeit leicht.
Knackpunkt Bildqualität
Die eigentliche Stärke der D7100 ist ihre Bildqualität. Während Technikexperten die Sinnhaftigkeit von 24 Megapixeln auf dem relativ kleinen APS-C-Sensor bezweifeln, beweist Nikon, dass diese Bedenken in der Praxis kaum von Bedeutung sind. Trotz erhöhter Bildpixel fällt das Bildrauschen erstaunlich gering aus, in den niedrigen ISO-Stufen ist es sogar deutlich besser als beim Vorgängermodell D7000. Bis ISO 800 sind die Bilder absolut grandios anzusehen. Die Schärfe und Klarheit sowie der Detailreichtum der Bilder hat uns im Test beeindruckt. Da die D7100 (wie die 36-MP-DSLR D800E) nicht mit einem optischen Tiefpassfilter ausgestattet ist, zeigte sich in unserem Test, dass selbst feinste Strukturen mit enormer Schärfe aufgenommen werden. Durch den Wegfall des Tiefpassfilters ist die Kamera anfälliger für den störenden Moiré-Effekt. In der Praxis tritt dieser unserer Erfahrung nach allerdings nur extrem selten auf. Die Auflösung der D7100 liegt gemessen am theoretischen Maximum des Bildsensors bei 85,7 % – und damit in etwa auf dem Level der D7000 (85,3 %). Doch erreicht das neue Modell mit 1.714 Linienpaaren (Lp/Ph) einen deutlich höheren Wert als die ältere D7000 (1.391 LP/Ph). Die D7100-Bilder lassen sich also größer aufziehen und erlauben auch Ausschnitts vergrößerungen ohne sichtbare Qualitätsverluste. Ebenfalls aufgebohrt hat Nikon die Videofunktion, die im DX-Format nun die Bildraten 30p/25p/24p erlaubt. Über den separat erhältlichen Funk-Adapter WU-1a (ca. 50 Euro) lassen sich Bilder von der D7100 auf ein Smartphone oder Tablet-PC übertragen.
Fazit:
Mit der D7100 unterstreicht Nikon einmal mehr seinen Führungsanspruch im DSLRBereich. 24 Megapixel, 51 AF-Punkte, robuster Body – das neue DX-Flaggschiff ist ein Traum für jeden Hobbyfotografen. Zudem sind Detailreichtum und Schärfe der Aufnahmen atemberaubend. Doch lohnt sich der Aufpreis von knapp 350 Euro zum Vorgängermodell? Wer auf das letzte Quäntchen Auflösung und die aktuellste Technologie verzichten kann, für den ist die ältere D7000 derzeit sicherlich noch die attraktivere Alternative.