Samsung stellte Ende Februar mit den Gear-Geschwistern drei Smartwatches vor. Während die Gear Fit mit ihren gebogenen Display und innovativen Design beinahe alle Aufmerksamkeit auf sich zog, ist es eigentlich die Galaxy Gear 2, die uns aufgrund ihres Funktionsumfanges am ehesten überzeugt.
Nachdem die erste Smartwatch von Samsung, die Galaxy Gear, im Herbst letzten Jahres die Erwartungen aufgrund ihres mäßigen Designs und ihrem uninspirierten Funktionsumfang deutlich enttäuscht hatte, versucht Samsung nun erneut im Wearables-Markt Fuß zu fassen. Auf dem Mobile World Congress (MWC) Ende Februar stellten die Koreaner gleich drei Smartwatches vor. Die Galaxy Gear 2 Neo ist dabei lediglich eine schlankere Gear mit ein paar Neuerungen. Bei der Galaxy Gear Fit handelt es sich mehr um ein Fitness-Armband als um eine Smartwatch. Die Galaxy Gear 2 ist dagegen ein echter Schritt in die richtige Richtung.
Schickes Design & hervorragende Verarbeitung
Samsungs erste Smartwatch war bereits ziemlich gut verarbeitet. Beim Design gab es jedoch so einiges zu kritisieren: Die Galaxy Gear war viel zu klobig, schwer und störte dadurch den Trägre. Die am Armband angebrachte Kamera nervte ebenfalls gewaltig, denn sie verstärkte den klobigen Eindruck. Außerdem war das Armband selbst aufgrund der Kamera und des im Verschluss installierten Mikrofons nicht auswechselbar.
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Bei der Galaxy Gear 2 macht Samsung in dieser Hinsicht nun alles besser. Die Uhr ist mit ihrer Bauhöhe von 10 Millimetern, ihrer Breite von 37 Millimetern und ihrer Tiefe von 58 Millimetern zwar objektiv kaum schlanker als ihr Vorgänger. Durch das dünne Armband ohne Kamera und das um 6 Gramm geringere Gewicht von 68 Gramm wirkt die Uhr jedoch subjektiv deutlich kleiner, schlanker und angenehmer zu tragen als die Gear. Außerdem nutzt Samsung den Smartwatch-Körper selbst wesentlich besser aus. Zwar wird unter- und oberhalb des Displays immer noch zuviel Platz verschwendet. Da der physische Home-Butten und Samsung-typisch auf der Vorderseite unter dem Display sitzt und oberhalb die Kamera angebracht ist, fällt das erst auf den zweiten Blick ins Auge.
Die Unterseite des Uhrenkörpers ist abgerundet, was den schlankeren Eindruck nicht nur im Vergleich zur Vorgängerin verstärkt. Tatsächlich fällt die Galaxy Gear 2 nicht dicker oder klobiger als eine normale Armbanduhr für Herren aus. Lediglich der rechteckige Formfaktor ist etwas ungewohnt. Die Lade-Pins, über die die Smartwatch ihren Akku lädt, befinden sich ebenfalls auf der Unterseite. Direkt darunter sitzt der Sensor für die Pulsmessung. Der qualitativ hochwertige Eindruck der Gear 2 wird lediglich durch das Plastik, das Samsung für die Rückseite verwendet hat, etwas getrübt.
Allerdings ist selbst diese Plastik-Rückseite hochwertig verarbeitet. Die Spaltmaße sind gleichmäßig und sitzen perfekt. Die Vorderseite der Uhr ist aus Metall gefertigt, ebenso wie die verstellbare Uhrenschnalle. Das Armband ist leider aus Gummi. Da im Band keine Kabel mehr stecken, ist es aber leicht gegen ein edleres Armband aus Leder oder Metall austauschbar. Samsung bietet auf seine Webseite einige Varianten an.
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Wir vermissen lediglich eine zweite Kamera direkt oberhalb des Displays, mit der der Träger der Galaxy Gear 2 auch Video-Telefonie betrieben könnte. Dafür hat die Smartwatch das Zertifikat IP67 erhalten und hält nicht nur Staub fern, sondern schützt das Gerät vor eindringendem Wasser bei einer Tiefe von bis zu einem Meter und 30 Minuten Tauchzeit.
Hardware: Völlig ausreichend
Die Galaxy Gear 2 besitzt einen 1,63-Zoll-Screen – genau wie ihre Vorgängerin. Dieser ist groß genug, um alle anzeigten Informationen ohne Einschränkungen anzeigen zu können, aber immer noch so klein, dass die Smartwatch relativ kompakt auf dem Handgelenk sitzt. Leider spiegelt das Display sehr stark, was bei großer Sonneinstrahlung zum Problem wird.
Unter der Haube taktet ein Dual-Core-Prozessor mit 1 GHz. Der Arbeitsspeicher liegt bei 512 MB. Diese Leistung reicht für die Galaxy Gear 2 völlig aus. Es ruckelt nichts und sämtliche Apps starten ohne größere Verzögerung. Der interne Speicher beträgt nur 4 GB und ist somit nicht erweiterbar. Ein Problem stellt dieser kleine Flash-Speicher jedoch nicht dar. Sämtliche Fotos und Videos, die mit der Uhr aufgenommen werden, schickt die Gear 2 direkt an das gekoppelte Smartphone. Auch die Musik und andere Daten liegen immer auf dem Telefon und werden von der Uhr lediglich ferngesteuert.
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Die Kamera löst mit 2 Megapixeln auf. Damit sind überraschend gute Schnappschüsse und Videos mit Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080) möglich. Löst der Träger die Kamera aus, ertönt ein relativ lauter Verschlusston, der sich nicht abschalten lässt. In normaler Umgebungslautstärke sind damit keine unbemerkten Fotos möglich. Unserer Meinung nach ist das eine gute Entscheidung von Samsung, schützt sie die Privatsphäre Unbeteiligter. Auch beim Start eines Videos ertönt ein kurzes Piepsen, das auf die Aufnahme hinweist, jedoch wesentlich unauffälliger ist.
Einen SIM-Karten-Slot hat Samsung nicht verbaut. Auch WLAN fehlt. Stattdessen verbindet der Träger die Galaxy Gear 2 via Bluetooth 4.0 Low Energy mit dem Galaxy-Smartphone oder -Tablet. Das Pairing der beiden Geräte funktioniert dabei denkbar einfach: Sobald die Gear 2 angeschaltet wird, sucht sie selbstständig nach einem kompatiblen Gerät – in unserem Fall ein Galaxy S5. Das Smartphone fragt den Besitzer anschließend, ob man es mit der Gear 2 verbinden will und lädt nach der Bestätigung die benötigte Software herunter. Nach dieser Installation muss der Träger auf der Gear 2 nur noch einen Code bestätigen. Bisher hat das koreanische Unternehmen 20 Geräte für die Verbindung mit der zweiten Generation der Gears fit gemacht, darunter das Galaxy S5, das Galaxy Note 3, alle drei Galaxy TabPros, das Galaxy NotePro, das Galaxy S4 und das Galaxy Note 10.1 (2014).
Im Test gab es Komplikationen, nachdem der Akku des Smartphones komplett leer war und das Galaxy S5 neu gestartet werden musste. Die Verbindung zwischen den beiden Geräten ließ sich nicht mehr herstellen, auch ein Zurücksetzten der Galaxy Gear 2 half nicht. Das Problem konnte schließlich durch eine Neuinstallation des Gear-Managers auf dem Galaxy S5 behoben werden.
Die Kapazität des Akkus der Galaxy Gear 2 beträgt 300 mAh. Auf den ersten Blick ist das sehr wenig. Allerdings hat die Smartwatch ein kleines Display und keine ernstzunehmenden Stromfresser-Funktionen, wie WLAN. Ein Dauerbetrieb von vier Tagen ist mit der Uhr kein Problem.
Software: Simpel und funktional
Auf der Galaxy Gear 2 läuft kein Android, sondern Samsungs hauseigenes Betriebssystem Tizen. Das zeichnet sich in erster Linie durch angenehm simple Symbole und einfache Bedienung aus, lässt aber auch nur wenige Einstellungsmöglichkeiten zu.
Tipp: Mit dem physischen Home-Button unterhalb des Displays kommt der Anwender immer wieder auf das Ziffernblatt zurück. Wer innerhalb einer Anwendung nur eine Seite zurück will, muss von oben in das Display wischen. Software-Buttons für „Zurück“ gibt es nicht.
Die Anzeige des Ziffernblatts kann der Träger nach den eigenen Präferenzen einstellen. Samsung stellt verschiedene Ziffernblätter zur Verfügung. Außerdem kann die Smartwatch unterhalb der Uhrzeit verschiedene Informationen, wie die aktuelle Schrittzahl, das Wetter oder Shortcuts für Einstellungen oder die Kamera, anzeigen. Auch der Hintergrund der Galaxy Gear 2 kann angepasst werden. Wer mit der Auswahl an Hintergrundbildern und Ziffernblättern auf der Smartwatch nicht zufrieden ist, findet im Gear Manager auf dem gekoppelten Smartphone zusätzliche Optionen.
Die weiteren Screens findet der Anwender links und rechts neben dem Ziffernblatt beziehungsweise Home-Screen. Auf jedem Screen sind vier Apps im Quadrat angeordnet. Über den Button „Menü“ gelangt man in die App-Übersicht, in der man die die Anordnung der Symbole ändern kann. Hinter der „Steuerung“ verbirgt sich die Laustärke-Regelung der Uhr und die Helligkeitsreglung der Gear 2. In den Einstellungen findet man die tiefergehenden Einstellungsmöglichkeiten, zum Beispiel was passieren soll, wenn der Home-Button zweimal gedrückt wird.
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Der Träger kann direkt mit der Smartwatch telefonieren, wenn sie mit einem Smartphone samt SIM-Karte gekoppelt ist. Hierfür besitzt die Gear 2 eine Kontakteverwaltung und Wähltasten. Benachrichtigungen wie SMS und E-Mails kann man sich ebenfalls auf die Uhr schicken lassen, beantworten muss man sie allerdings am Smartphone.
Weitere Funktionen sind die Kamera-App, die für Schnappschüsse ausreichend ist, und Videos, die die Kamera mit einer Länge von bis zu 15 Sekunden anfertigen kann. Fotos und Videos synchronisiert die App automatisch mit dem gekoppelten Gerät. Die Schrittzähler-App ist leider etwas unzuverlässig, denn sie reagiert auf Erschütterung. Ein zu hartes Absetzen der Smartwatch auf den Tisch zählt die Gear 2 mit. Auch die gemessenen Schritte kann der Träger mit der App S Health auf das Smartphone synchronisieren. Das Sprach-Memo schickt die Dateien anschließend direkt und somit bequem an das Galaxy S5.
Die Schlaf-App ist leider genauso nutzlos wie ihr Äquivalent auf der Galaxy Gear Fit. Es handelt sich dabei lediglich um eine schlechtere Stopp-Uhr. Die Smartwatch zeigt lediglich an, wie lange man bewegungslos gelegen hat. Starten und beenden muss man sie manuell. Angesichts der in der Uhr verbauten Sensoren, insbesondere des Pulsmesser, hätten wir uns da deutlich mehr gewünscht. Die Stoppuhr und der Timer funktionieren einwandfrei. Startet man die Stoppuhr oder den Timer, wird die verstrichene Zeit jedoch nicht direkt im Ziffernblatt angezeigt. Man muss dazu die App öffnen, um weitere Informationen zu erhalten.
Die Sprachsteuerung S Voice funktioniert dagegen hervorragend. Nachdem man die AGBs auf dem Smartphone bestätigt hat, genügt ein Tipp auf das S-Voice-Symbol und der Befehl kann ausgesprochen werden. S Voice hat im Test nahezu jede Anfrage auf Anhieb verstanden und direkt auf der Smartwatch beantwortet. Fragt der Träger zum Beispiel das Wetter ab, bekommt er eine kurze Sprach-Antwort mit den heutigen Informationen, und auf dem Display zeigt die Uhr die nächsten drei Tage in einer Übersicht an. Einziges Manko ist die sehr künstliche Stimme von S Voice.
Der Puls-Messer der Galaxy Gear 2 funktioniert ebenfalls sehr gut. Mit so einer Genauigkeit haben wir nicht gerechnet. Wir haben den Puls-Messer der Uhr laufen lassen und parallel ein Puls-Oxy-Gerät an unserem Finger angeschlossen. Die Unterschiede waren bei fünf Messungen nur minimal. Allerdings muss die Uhr fest am Handgelenk sitzen, sonst erkennt die Gear 2 gar keinen Puls.
Bei der Trainings-App muss der Träger einige Dinge einstellen – unter anderem das Geschlecht, die Größe und das Gewicht will die Galaxy Gear 2 wissen. Vor dem Trainigsstart muss man auswählen, ob man geht, läuft, Rad fährt oder schwimmt. Anschließend misst die Uhr die Zeit, die Schritte und den Puls. Daraus errechnet die Smartwatch die verbrauchten Kalorien. Auch wenn man mit der Galaxy Gear 2 die Blutooth-Reichweite des gekoppelten Smartphones verlässt, misst die Uhr fleißig weiter und synchronisiert die Daten anschließend automatisch, sobald sie sich wieder in Reichweite des Galaxy S5 befindet. Man darf allerdings nicht vergessen, dass S Health die mit dem Telefon und der Gear 2 gemessenen Daten getrennt behandelt. Misst der Anwender einige Aktivitäten mit der Smartwatch und andere mit dem Smartphone lassen sie die Daten nicht zusammenführen.