Toshiba hat seine Android-Serie überarbeitet und drei neue Tablet-PCs vorgestellt. Sie hören auf den Namen Excite Pro, Write und Pure. Letzteres ist das günstigste Modell aus dem Trio: Nur 299 Euro kostet der 10-Zöller. Doch ist er ein Preis-Leistungs-Tipp oder einfach nur ein billiges Tablet mit entsprechend schwacher Ausstattung?
Design und Haptik
Das Excite Pure erinnert beim ersten Blick an ein iPad: Die komplette Front ist schwarz, der Rahmen um den Bildschirm hat mit knapp zwei Zentimetern eine gute Breite. Den obligatorischen iPad-Button sucht man hier aber vergeblich, auch die Webcam sitzt beim Toshiba-Gerät anders als bei der Konkurrenz von Apple über der langen und nicht über der schmalen Display-Seite.
Die Kanten sowie die Rückseite sind grau und leicht abgerundet. Sie wirken auch auf den zweiten Blick nicht annähernd so edel wie etwa beim iPad – und der Eindruck bestätigt sich beim Anfassen. Wir haben schon stabilere Tablets in den Händen gehalten. Schon mit ein wenig Druck lässt sich die Plastikabdeckung leicht eindrücken, was auf dem gegenüberliegenden Display zu Darstellungsfehlern führt. Natürlich wird es im Alltag selten zu solchen Drucksituationen kommen, doch eine etwas widerstandsfähigere Bauweise hätte Toshiba hier schon einsetzen können.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Rückseite zwar leicht angeraut, aber trotzdem nicht sonderlich rutschfest ist. Auch das machen andere Hersteller besser. Mit einer Abmessung von 261 x 179 x 10,5 Millimetern und einem Gewicht von 593 Gramm ist das Excite Pure etwas dicker als etwa das Google Nexus 10 und das iPad 4, dafür aber leichter. Die Maße bewegen sich aber noch im Rahmen dessen, was für 10-Zoll-Tablets normal ist. Das Gerät auch längere Zeit mit beiden Händen zu halten, ist also gar kein Problem.
Display
Der 10,1 Zoll große Bildschirm hat eine Auflösung von 1.280 x 800 Pixeln. Damit liegt das Display etwa eine Generation zurück, denn Geräte mit Full-HD-Auflösung sind mittlerweile schon in größerer Anzahl im Handel erhältlich. Hochauflösende Bilder und Texte sehen etwas unschärfer und verwaschener aus; obwohl man sagen muss, dass der Vergleich auf hohem Niveau stattfindet. Mittelmaß heißt es bei Farbtreue, Kontrast und Helligkeit: Farben wirken etwas blass und zurückhaltend. Sattes Schwarz gibt es nicht. Das Dunkelste, was die Anzeige hergibt, ist eher ein sehr dunkles Grau. Außerdem ist die Helligkeit für den Außeneinsatz unter strahlend blauem Himmel etwas zu schwach. Zwar spiegeln alle Tablet-Displays im Freien besonders stark, doch viele Modelle machen das durch hohe Helligkeitswerte wieder wett – nicht so das Excite Pure. Dafür ist der Blickwinkel des IPS-Panels ausreichend groß, wenn auch die Farben und die Helligkeit darunter leiden, wenn man das Display schräg anschaut. Insgesamt geht die Qualität des Bildschirms für ein Gerät dieser Preiskategorie aber in Ordnung.
Bedienung
Toshiba-Schriftzug auf der Vorderseite, Kamera über der langen Display-Seite und auf der Kante darüber der Ein/Aus-Knopf – insgesamt vermittelt das Tablet den Eindruck, als möchte sein Hersteller die Anwender für die Nutzung im Querformat gewinnen. Doch natürlich funktioniert es genauso gut im Hochformat. Dann verdeckt man mit der Hand auch nicht die beiden Lautsprecher, die links und rechts an den kurzen Gehäusekanten eingelassen sind. Wer das Gerät quer hält, findet sämtliche Anschlüsse auf der linken Seite. Der Micro-USB-Anschluss für die Stromversorgung und den Anschluss am Computer sowie der Kopfhörerausgang sind frei zugänglich. Der Micro-SD-Kartenslot und der Mini-HDMI-Port befinden sich hinter einer Klappe. Das ergibt durchaus Sinn, da diese Schnittstellen wohl seltener zum Einsatz kommen und daher bei Nichtgebrauch nicht weiter auffallen. Dank des gleichmäßig breiten Rahmens, der um das Display läuft, verdeckt man den Bildschirminhalt nicht mit seinen Fingern – da gibt es bei anderen Tablets manchmal schon Probleme
Betriebssystem und Features
Immer seltener setzen die Hersteller von Smartphones und Tablets ein unbehandeltes Android-System auf ihren Geräten ein – von Googles Nexus-Serie einmal abgesehen. Oft legen die Firmen ihre eigenen Benutzeroberflächen über das Betriebssystem und überfordern den Nutzer mit allerlei Zusatzfunktionen, die eingebaut werden. Nicht so Toshiba. Die Japaner setzen auf ein fast unbehandeltes Android 4.2.1 (aktuell ist Android 4.3). Lediglich eine Hand voll Apps findet man nach dem ersten Einschalten des Excite Pure. Leider lassen sich nicht alle davon rückstandslos deinstallieren, dafür müsste man das Gerät zuerst rooten – nicht gerade benutzerfreundlich. Wir finden es in der Regel besser, wenn der Anwender selbst entscheidet, welche Apps er installieren möchte. Aber selbst auf einem komplett jungfräulichen Android-System, wie es etwa auf dem Nexus 10 zum Einsatz kommt, muss man mit vorinstallierten Programmen leben.
Auf dem Excite Pure richtet Toshiba ab Werk unter anderem einen Datei-Manager, einen Media-Player mit DLNA-Unterstützung sowie eine App namens „Service Station“ ein. Letztere kümmert sich darum, das Betriebssystem und einige Apps auf dem aktuellen Stand zu halten. Die App „TruCapture“ hilft beim Abfotografieren von Whiteboards, handschriftlichen Notizen und gedrucktem Material. Dafür nutzt Sie die rückseitige Kamera und korrigiert die Aufnahme anschließend, indem sie sie zuschneidet, Spiegelungen reduziert, den Hintergrund aufhellt und das Ergebnis als JPEG oder PDF speichert. Eine Texterkennung bietet die Anwendung leider nicht, das wäre jedoch für diesen Zweck durchaus praktisch gewesen. Die App „PrintHand“ steuert Drucker an, die sich im gleichen Netzwerk befinden. So bringen Nutzer Bilder und Texte direkt vom Tablet aufs Papier – sehr praktisch. Daneben spendiert Toshiba noch die Fernsteuerungs-Software Splashtop und die Office-App ThinkFree, die normalerweise gut sieben Euro im Play Store kostet. Der offizielle Twitter-Client, eine Zeichen-App, eigene Stores für Spiele und E-Magazine, eine Wetter-App, sowie die eBay-Anwendungen runden das Angebot an vorinstallierten Apps ab.
Prozessor, Speicher und Co.
Toshiba setzt bei Prozessor und Grafikeinheit auf die dritte Genration des Nvidia Tegra und damit nicht auf die aktuelle Version 4. Mit einer Taktfrequenz von 1,3 GHz und einem Arbeitsspeicher von einem GByte bringt das Tablet dennoch genügen Performance mit, um fast alle anstehenden Aufgaben mühelos zu verrichten. Der Nutzer wischt ohne Verzögerung von Homescreen zu Homescreen, selbst wenn diese mit zahlreichen Widgets belegt sind – was immer etwas mehr Rechenpower erfordert als die bloße Auflistung von App-Icons. Auch Surfen und die allermeisten Spiele machen keinerlei Probleme. Das hätte uns bei einem Tegra-3-Sytem ohnehin sehr gewundert. Aktuelle Rennsimulationen und Ego-Shooter machen aber auch einem Tegra 3 hier und da zu schaffen, kleinere Verzögerungen und Wartezeiten gehören dann dazu. Insgesamt bestätigen aber auch unsere Benchmark-Ergebnisse, dass sich das Excite Pure hinsichtlich der Rechenleistung im oberen Mittelfeld festsetzt. In der Preisklasse mehr als in Ordnung.
Der interne Speicher ist je nach Modell-Variante 16 oder 32 GByte groß. In der 16-GByte-Version bleiben dem Anwender ab Werk noch gut 12 GByte zur freien Verfügung. Wer mehr Platz für weitere Apps und eigene Dateien benötigt, erweitert den Speicherplatz um bis zu 64 GByte – das sollte dann erst einmal genügen. Den unsinnigen Trend, nur noch Geräte ohne Speicherkartensteckplatz anzubieten, macht Toshiba glücklicherweise nicht mit.
Akku
Ein so genannter Co-Prozessor übernimmt bei anspruchsloseren Aufgaben die Rechenarbeit, da er wesentlich stromsparender arbeitet. Im Test mit der App „Battery Benchmark“ hielt der Akku knapp elfeinhalb Stunden durch. Der Benchmark unterzieht den GPS-Empfänger, WLAN- und Bluetooth-Chip sowie den Prozessor einem Stresstest. Dazu schaltet es die einzelnen Komponenten sowie das Display ständig ein und aus und sendet Daten über das Netzwerk. Die App simuliert also eine Dauernutzung durch den Anwender. Beim Playback eines Full-HD-Videos (1080p) sieht das naturgemäß anders aus. In diesem Szenario musste unser Testkandidat nach fast sechs Stunden wieder an die Steckdose. Zwei Hollywood-Blockbuster samt Überlänge sollten also drin sein mit einer Akkuladung.
Anschlüsse und Schnittstellen
Der Micro-USB-Port des Excite Pure ist OTG-fähig. Das bedeutet, dass man mit einem speziellen Adapter USB-Geräte wie Tastaturen und Controller anschließen und mit entsprechenden Apps (Office, Spiele etc.) nutzen kann. Auch externe Speicher mit FAT(32)-Dateisystem erkennt das Tablet. So lassen sich etwa Dateien von und auf USB-Sticks kopieren. NTFS – das Dateisystem kommt meistens bei Festplatten zum Einsatz – erkennt das System allerdings nicht. Über den HDMI-Ausgang lassen sich Bild und Ton auf einem Fernseher oder Beamer mit entsprechendem Eingang wiedergeben. Man benötigt allerdings einen Adapter für wenige Euro, da es sich um einen Micro-HDMI-Buchse handelt. Der Micro-SD-Karten-Slot und ein Kopfhöreranschluss runden die Auswahl an physischen Schnittstellen ab. Drahtlos kommuniziert das Excite Pure per WLAN 802.11 a/b/g/n im 2,4- und 5-GHz-Bereich (inkl. WiFi Direct) und per aktuellem Bluetooth 4.0. Toshiba vertreibt auch eine Variante des Tablets mit HSPA+-Modem, um damit auch unterwegs direkt über das Mobilfunknetz online zu gehen. Auf NFC muss der Nutzer ganz verzichten.
Kamera und Multimedia
Dass Tablet- und Smartphone-Kameras nicht mit einem großen Dynamikumfang und hoher Lichtstärke punkten können, haben Nutzer mittlerweile begriffen. Viele Hersteller versuchen zumindest über die Auflösung Kaufargumente zu schaffen – doch selbst das ist Toshiba nicht gelungen. Die Kamera auf der Rückseite löst mit lediglich 3,1 Megapixeln auf, einen Blitz gibt es nicht. Letzteres ist aber typisch für Tablet-Kameras. Fotos wirken auch bei Tageslicht aufgenommen sehr flau, Details gehen nicht nur aufgrund der geringen Auflösung schnell verloren. Auch in dunklen oder hellen Bereichen der Aufnahme versinkt das Motiv im Nichts. Schon bei dem geringsten Anzeichen von Dämmerung beginnt das Bild obendrein zu rauschen. Insgesamt fehlt es an allem: Farbtreue, Kontrast, Brillanz und Schärfe. Etwas besser schlägt sich die Videofunktion, die Clips mit 720p aufzeichnet. Allzu schnelle Schwenks und Kamerafahrten sollten Nutzer aber nicht machen. Die Webcam auf der Vorderseite ist aufgrund der mickrigen Auflösung von nur 1,2 Megapixeln noch etwas schlechter. Für Videochats ist das okay, als Fotokamera kommt die Frontlinse keineswegs in Frage. Insgesamt lässt sich die schlechte Leistung der Digitalkameras aber verkraften, denn als Fotoapparat kommt ein Tablet-PC eher selten zum Einsatz.
Je einen Lautsprecher hat Toshiba links und rechts angebracht. Im Vergleich zu vielen Konkurrenten, die mit nur einem Lautsprecher auskommen müssen, macht der Stereosound schon mal einiges her.
Der Klang ist im Großen und Ganzen gut, aber natürlich keineswegs vergleichbar mit hochwertigeren Boxen oder dem Hören per Kopfhörer. Letztere gehören nicht zum Lieferumfang des Excite Pure. Für dauerhaften Musikgenuss sind aber auch diese Lautsprecher nicht wirklich zu gebrauchen. Viele Songs klingen recht flach, Bässe sind kaum zu hören, dafür scheppert es bei rockigen und basslastigen Stücken doch recht schnell. Für das eine oder andere YouTube-Video und die musikalische Untermalung von Spielen genügt die Qualität der Audioausgabe jedoch dicke.
Benchmark-Ergebnisse
Passmark System: 2131
AnTuTu Benchmark: 14198
Vellamo Mobile Benchmark (HTML5): nicht durchführbar