Toshiba hat es mit seinem Tablet-Flaggschiff gut gemeint: Tegra-4-Prozessor, extrem hohe Display-Auflösung, Hülle mit Tastatur und Digitizer für handschriftliche Notizen – das alles spricht für ein Spitzen-Tablet. Doch unser Test deckt auch einige Schwächen auf. Anwendungen sind gelegentlich etwas hackelig, der Netzstecker ist proprietär und die vorinstallierten Apps lassen sich nicht alle deinstallieren.
Der Name des Excite Write ist Programm: Das Android-Tablet richtet sich (nicht nur) an Vielschreiber – sei es per Tastatur oder per Hand. Für beides liefert Toshiba das passende Zubehör mit. Die Hülle hat eine integrierte Bluetooth-Tastatur zu bieten, der Digitizer von Wacom bringt Handgeschriebenes aufs digitale Papier. Das Tablet selbst wirkt dagegen etwas blass. Das Display wird von einem schwarzen, rund zwei Zentimeter breiten Rahmen eingefasst. Die Rückseite besteht aus grausilbernem Plastik, ist an den Kanten leicht abgerundet und angeraut. Trotzdem ist sie alles andere als rutschfest.
Mit 650 Gramm bei einer Größe von 260 x 177 x 9 Millimetern gehört das Excite Write nicht zu den Leichtgewichten der Branche, wirklich übergewichtig ist es aber auch nicht. Das ändert sich jedoch schlagartig, wenn man die Hülle überzieht. Das Gewicht liegt dann bei knapp 1,1 Kilogramm, was dem recht stabilen Hartplastik und der Tastatur geschuldet ist.
Restlos überzeugen konnte uns die Hülle nicht: Die Tastatur, die auch gleichzeitig als Deckel dient, und die Rückseite sind mit einem breiten Lederband verbunden. Das ermöglicht es auf der einen Seite, das Tablet aufzustellen und wie ein Notebook zu benutzen. Auf der anderen Seite ist die Verbindung aber so lose, das es kaum Spaß macht, dass Excite Write in der Hülle im Tablet-Modus zu nutzen. Arretieren lässt sich die Tastatur auf der Rückseite des Tablets nämlich nicht, stattdessen muss man sie mit relativ viel Kraftaufwand festhalten – unpraktisch und ermüdend.
Display: Jenseits von Full HD
Das 10,1-Zoll-Display mit einer Auflösung von 2.560 x 1.600 Pixeln sucht seinesgleichen. Die Pixeldichte von 298 ppi reicht zwar nicht an die Werte eines Nexus 7 mit über 320 ppi heran. Doch es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass der Bildschirm unseres Testkandidaten extrem scharf und detailgenau ist. Das IPS-Panel sorgt für eine hohe Blickwinkelstabilität von annähernd 170 Grad.
Lediglich die Helligkeit lässt zu wünschen übrig, hier kann es in sehr hellen Umgebungen (etwa bei strahlendem Sonnenschein) zu Problemen bei der Lesbarkeit kommen. Im Zusammenspiel mit dem spiegelnden Display wird das Problem noch verschärft – aber damit haben fast alle Tablets zu kämpfen. Gorilla Glass 2 von Corning schützt den Bildschirm vor Kratzern und anderen Umwelteinflüssen. Damit macht die Vorderseite des Tablets einen stabileren Eindruck als die Rückseite.
Bedienung: Schreibmaschine und Notizblock in einem
Äußerlich beschert uns das Excite Write keine großen Überraschungen. Es gibt einen An/Aus-Schalter auf der Oberseite sowie eine Lautstärkewippe auf der linken Seite. Dort befinden sich auch alle übrigen Anschlüsse: Kopfhörerausgang, Ladebuchse sowie Mini-HDMI-Ausgang, Micro-USB-Port und der Slot für Micro-SD-Karten.
Die letzten drei verstecken sich hinter einer kleinen Klappe, die lieblos mit einem kurzen Stück Gummiband am Gehäuserand befestigt ist. Wer hier irgendwo hängen bleibt, darf sich anschließend auf die Suche nach der Abdeckung begeben. Für ein Tablet dieser Preisklasse darf man etwas mehr Verarbeitungsqualität erwarten.
Software-seitig bietet das Tablet Licht und Schatten. Toshiba setzt auf ein nahezu unbehandeltes Android 4.2.1. Lediglich einige Punkte im Einstellungen-Dialog sind hinzugekommen, die sich auf die Kamera, den Tegra-Chip und den Digitizer beziehen. Veränderungen in der Benutzeroberfläche, wie sie etwa HTC oder Samsung stets vornehmen, gibt es nicht. Nutzer dürfen sich also über Android pur freuen. Einige der vorinstallierten Apps – wie etwa TruNote für handschriftliche Notizen und Skizzen oder die eigentlich kostenpflichtige Office-Suite ThinkFree – sind zudem eine echte Bereicherung.
Doch andere vorinstallierte Anwendungen, wie eBay, AccuWeather, diverse Spiele, der Twitter-Client und TuneWiki sind Bloatware. Einige dieser Programme lassen sich nicht einmal deinstallieren, sondern nur deaktivieren. Hier sticht aber nicht nur Toshiba negativ heraus, viele andere Hersteller, wie Samsung oder Asus, überladen ihre Smartphones und Tablets ebenfalls mit nutzloser vorinstallierter Software, die in den meisten Fällen nicht deinstalliert werden kann.
Die Bluetooth-Tastatur hat uns im Test überzeugt, sie erinnert mit ihrer Größe an ein Netbook-Keyboard. Dank des guten Druckpunkts und ausreichen Platz zwischen den Tasten lässt sich darauf relativ flott und fehlerfrei tippen. Ein Magnet in einer breiten Vertiefung hält das Excite Write an seinem Platz. Löste man es vom Magneten, wird die Tastatur deaktiviert und man nutzt stattdessen wieder das On-Screen-Keyboard oder den Stift.
Das ist äußerst praktisch, wenn man schnell zwischen Notebook- und Tablet-Modus hin und her wechseln will: Man muss nicht jedes Mal die Bluetooth-Funktion ein- und ausschalten. Der Akku der Tastatur muss übrigens etwas umständlich geladen werden, indem man Tablet und Hülle mit einem USB-Kabel verbindet.
Wer eine saubere Handschrift hat, wird von der Texterkennung des Tablets angetan sein. Statt der Tastatur lässt sich Text per Stift eingeben – und zwar in jeder App, die Text entgegennimmt. Nutzer mit Sauklaue dürften weniger Gefallen daran finden, sie tippen mit der Tastatur (ob virtuell oder physisch) wahrscheinlich schneller. Mit der App TruNote kann man zudem wie auf echtem Papier schreiben und malen. Schreibutensilien verschiedenster Form, Farbe und Beschaffenheit stehen zur Verfügung.
Über den Screenshot-Button lassen sich jederzeit Bildschirmfotos aufnehmen, die sofort in TruNote geöffnet werden. Anschließend ist es möglich hineinzuschreiben oder etwas darauf zu markieren – sehr praktisch für Präsentationen. Weniger praktisch ist hingegen, dass weder Tablet noch Hülle eine Möglichkeit bieten, den Stift zu verstauen. So kann der Digitizer schnell verloren gehen.
Ausstattung: Prozessor, Speicher, Akku
Der Tegar-4-Chip rechnet mit einer Taktrate von 1,8 GHz. Dazu kommen zwei Gigabyte Arbeitsspeicher. Die Benchmarks zeigen, dass das Excite Write derzeit zu den schnellsten Tablets auf dem Markt gehört – zumindest theoretisch. In der Praxis ärgerten wir uns häufiger über Verzögerungen beim Starten von Apps und beim Aufrufen des App Drawers. Vor allem diese alltäglichen Banalitäten sollte eine derart potente Hardware locker schaffen.
Full-HD-Videos und aufwändige Spiele (Rennsimulationen, Ego-Shooter) machten unserem Testkandidaten hingegen keine Schwierigkeiten. Der interne Speicher ist 32 Gigabyte groß, davon bleiben noch 25,83 Gigabyte für eigene Apps und Dateien frei. Die die Kapazität lässt mit einer Micro-SD-Karte um maximal 32 Gigabyte erweitern. Schön, dass Toshiba dem Branchen-Trend nicht folgt und weiterhin einen Speicherkarten-Slot einbaut.
Die Lautsprecher stammen vom Audiospezialisten Harman/Kardon. Der Sound ist für ein Tablet durchaus gut und nicht so blechern und krächzend wie man es von vielen Konkurrenten kennt. Für dauerhaften Musikgenuss sind aber auch diese Boxen nicht geeignet. Man sollte zudem von den Optionen zur Audio-Verbesserung in den Einstellungen Gebrauch machen, da sie den Klang deutlich aufpolieren. Unverständlich: Toshiba hat die Boxen jedoch genau dort platziert, wo der Nutzer im Querformat seine Hände hält. Hier hat sich der Hersteller beim Gehäuse-Design kräftig vertan.
Den ganzen Tag Spiele zu zocken oder Videos zu schauen, ist mit dem Excite Pure nicht drin. Der Akku mit einer Kapazität von 4.380 mAh macht in diesem Szenario nach etwas fünf Stunden schlapp. Alltägliche Aufgaben wie Surfen oder Mailen sind für den Akku aber selbst nach neun Stunden noch kein Problem. Allerdings sollte man sich dann langsam auf die Suche nach einer Steckdose machen.
Apropos Akku aufladen: Warum sich Toshiba für ein Netzteil mit proprietärem Stecker entschieden hat, ist unklar. Dabei gilt in der Android-Welt längst die Micro-USB-Buchse als Standard für das Aufladen des Akkus – und das nicht erst seit gestern. Im günstigeren Schwestermodell, dem Excite Pure, hat es ja auch geklappt. Excite Write-Nutzer schleppen dagegen immer noch ein zusätzliches Netzteil mit. Immerhin: Mit einer Ausgangsspannung von 12 Volt leistet das Netzteil mehr als die üblichen USB-Pendants, so dass der restlos leere Akku nach rund drei Stunden wieder voll ist.
Kamera: 5 Megapixel und gute App
Die Webcam über dem Display bietet eine Auflösung von 1,2 Megapixeln und reicht daher gerade einmal für Videochats. Viel interessanter ist die Kamera auf der Rückseite, die mit acht Megapixeln und LED-Blitz ausgestattet ist. Damit passen Optik und Display auflösungstechnisch gut zusammen: Fotos werden auf dem Bildschirm entsprechend detailgenau angezeigt.
Unser Test zeigt jedoch abermals, dass Tablet- und Smartphone-Kameras Probleme mit schlechten Lichtverhältnissen haben. Neben dem obligatorischen Rauschen hatte das Excite Write Schwierigkeiten, scharfzustellen. Ist der Raum nicht optimal ausgeleuchtet, springt pausenlos der Autofokus an. Besser gelingt das im Video-Modus, hier ist das Bildrauschen aber auffälliger.