Flexiblerer Start-Bildschirm, Booten direkt in den Desktop, Verbesserungen der Systemsteuerung und natürlich der Start-Button, das sind nicht die einzigen Neuerungen von Windows 8.1. Ab jetzt kann jeder die Preview-Version des neuen Betriebssystems testen.
Anlässlich seiner Entwicklerkonferenz Built in San Francisco lüftete sich der Vorhang für den neuesten Wurf aus dem Hause Microsoft. Wo sich lange nur Gerüchte um Windows 8.1 (auch bekannt als Windows Blue) rankten, ist nun Gewissheit eingekehrt: Der Startbutton ist zurück. Und er lässt sich auch nicht deinstallieren. Seine Funktionsweise ist aber anders als bei Windows 7. Ein Klick auf ihn und er ruft die Startseite auf, anstelle wie beim Vorvorgänger ein Popup-Menü anzuzeigen, in dem man die einzelnen Programme aufrufen konnte. Aber vielleicht ist alles halb so schlimm, wenn man die Startseite als einziges riesiges Popup-Fenster sieht.
Neuer Startbildschirm
Flexibler hat Microsoft seine, ehemals Metro-UI genannte, Kacheloberfläche gestaltet. Neben den Kacheln in einfacher und doppelter Größe, hat das Unternehmen zwei weitere Formate spendiert: Eine sehr kleines, das fast schon an ein Icon erinnert und eine ziemlich großes für die Darstellung von Inhalten, wie zum Beispiel dem Wetterbericht.
Auch bei den Hintergründen der Kacheloberfläche hat sich einiges getan. Konnte man vorher nur zwischen einigen wenigen Farbkombinationen für die Gestaltung der Startseite wählen, sind in Windows 8.1 auch beliebige Anordnungen von Haupt- und Akzentfarben möglich. Man kann sogar dasselbe Hintergrundbild für Desktop und Kacheloberfläche wählen. Um die Übersicht über die vielen Kacheln zu behalten, kann man diese auch verkleinern und so mehr davon auf dem Bildschirm darstellen. Den Zugriff auf alle installierten Programme erhält man mit einer Wischbewegung von unten nach oben. Dort kann man sie nach Name, Installationsdatum, Häufigkeit der Verwendung oder Kategorie sortiert darstellen lassen.
Direkter Start in den Desktop wieder möglich
In einem weiteren Punkt hat Microsoft auf die Kritik seiner Anwender gehört. Nun ist es jetzt optional auch möglich, direkt – wie früher unter Windows 7 – in den Desktop zu booten. Die Grundeinstellung bei der Preview-Version ist freilich immer noch der Start in die Kacheloberfläche.
Diashow im Sperrbildschirm
Konnte man unter Windows 8 lediglich ein einziges Foto auf den Sperrbildschirm legen, ist nun auch eine ganze Diashow möglich. Dazu markiert man in der Systemsteuerung den gewünschten Ordner, und Windows spielt alle Bilder nacheinander ab. Dabei wechseln diese sich in sanften Kamerabewegungen ab. Auch bei der Funktionalität des Sperrbildschirms hat Microsoft einiges verändert. Man kann nun auch Fotos machen, ohne sich im System anmelden zu müssen. Auch die Entgegennahme von Skype-Videoanrufen ist jetzt direkt vom Sperrbildschirm aus möglich.
Suche bei Bildern sogar nach Farbe
Gehörig aufgewertet hat Microsoft die Suchfunktion, die natürlich auf Basis der hauseigenen Suchmaschine Bing erfolgt. So kann man, wenn man beispielsweise nach einer Sängerin sucht, nicht nur die dazugehörigen Songs auf der eigenen Festplatte finden, sondern auch eine Übersichtsseite mit der Biografie der Interpretin.
Aber nicht nur das: In der Bildersuche kann man sogar Bilder mit einer bestimmten dominanten Farbe, einer Größe, der Bildausrichtung, ob es ein Foto, ein ClipArt oder eine Strichzeichnung ist oder ob das Bild lediglich das Gesicht zeigen soll, auswählen. Nach den Worten seines Chefs Steve Ballmer, bettet Microsoft auf diese Weise Bing stark in Windows ein. So kann man von einer Stelle aus in mehreren Orten suchen, ob eben im Web oder als Datei auf dem Rechner – aber auch innerhalb der Apps.
Microsoft Store überarbeitet
Neues gibt es auch bei den Apps selbst. In Windows 8 war es noch nötig, diese von Hand zu aktualisieren. Wie viele davon ein Update erforderten, konnte man an der Zahl in der rechten oberen Ecke der Kachel vom Microsoft Store sehen. Nun werden die Apps automatisch aktualisiert – die Angabe der Updates auf der Kachel entfällt. Geändert hat sich auch der Store. In Windows 8 hat ihn Microsoft noch in Kategorien unterteilt. Nun begleitet der Softwareanbieter ihn redaktionell und gibt Empfehlungen aus. Auch das Layout hat sich geändert.
SkyDrive-App nicht nur für die Cloud
Auch die SkyDrive-App wurde renoviert. Früher war sie ausschließlich für Microsofts Online-Speicher zuständig, eine Kachelversion des Datei-Explorers für Inhalte auf dem eigenen Rechner fehlte bislang. Nun kann man auch auf den eigenen Rechner mit der App zugreifen. Jedoch fehlt dem Programm in der Preview-Version die Ansicht auf SkyDrive-Bereiche, die andere für einen freigegeben haben. Ob dies dem Betastadium des Betriebssystems geschuldet ist oder ob diese Funktion gänzlich verschwindet wird man sehen.
Im aktuellen Windows benötigt man, wenn die in SkyDrive gespeicherten Dateien wie bei Dropbox auch offline zur Verfügung stehen sollen, eine Desktop-Anwendung für die Synchronisation. Das kann die neue SkyDrive-App künftig auch selbst. Mit einem Rechtsklick auf die Datei oder das Verzeichnis können die Daten offline verfügbar gemacht werden.
Verschwunden scheint allerdings die Nachrichten-App zu sein, die es unter Windows 8 noch gab – zumindest bei der Preview-Version von Windows 8.1. Mit ihr konnte man beispielsweise Facebook-Chats in der Kacheloberfläche durchführen. Vielleicht findet man ihre Funktion auch in der neuen Mail-App, die zwar derzeit noch nicht in die Preview-Version eingebaut, aber auf der Keynote der Entwicklerkonferenz präsentiert wurde. Demnach wird die App auch weitere Funktionen erhalten, die man jetzt aus dem Online-Dienst Outlook.com kennt.
Virtuelle Tastatur mit Textvorschlägen
Bei der Nutzung der virtuellen Tastatur, beispielsweise in einer Twitter-App, genügt es, nur einen Buchstaben einzugeben, um Textvorschläge zu erhalten. Wenn man mit dem Finger seitlich die Leertaste nach links oder nach rechts langfährt, wird das in der Vorschlagsliste links- oder rechtsstehende Wort ausgewählt. Mit dieser Funktion möchte Microsoft der Tatsache Rechnung tragen, dass immer kleinere Tablets mit Windows 8 ausgestattet werden und so die Bedienung der Bildschirmtastatur zu einer Angelegenheit für spitze Finger wird.
Flexiblere Anordnung von Apps auf dem Bildschirm
In Windows 8 kann man bereits zwei Apps gleichzeitig auf dem Display anzeigen – allerdings in eng definiertem Rahmen, entweder mittig geteilt oder eine App jeweils links oder rechts am Rand. Nun kann der Nutzer seine Apps beliebig in der Breite anordnen, auch die gleichzeitige Anzeige von mehr als zwei Apps auf verschiedenen Bildschirmen ist möglich – man kann sie auch beliebig verschieben, selbst über mehrere Monitore hinweg. Letztere lassen sich zudem künftig mit unterschiedlichen Auflösungen betreiben – jedes Display kann so mit der größtmöglichen Detailtreue arbeiten.
Musik-App mit automatischen Playlists
Auf der Entwicklerkonferenz präsentierte Microsoft als Beispiel für die Web-Integration der Anwendungen die Musik-App. Wenn man sich auf einer Seite mit verschiedenen Musikstücken befindet, kann man die Webseite mit der Musik-App teilen. Diese generiert aufgrund der auf der Webseite enthaltenen Titel automatisch eine Playlist, die dann sofort zur Verfügung steht.
Verbesserungen bei der Foto-App
Wer die Foto-App unter Windows 8 nutzt, wird feststellen, dass sie wirklich nur Bilder anzeigen kann. Bei ihrem Aufruf vom Desktop aus, beispielsweise im Explorer, zeigt sie außerdem nur das eine ausgewählte Bild an. Will man zum nächsten Bild wechseln, so muss man im Explorer das nächste Bild anklicken oder antippen. Windows 8.1 macht es hier besser und lässt auch ein Vor- und Zurückblättern von Bildern zu. Außerdem bietet die App nun auch eine rudimentäre Bildbearbeitung mit automatischer Korrektur, eine Beschnitt-Funktion und einige Effekte.
App „Kochen und Genuss“ mit Freihandbedienung
Neu dabei ist die App „Kochen und Genuss“, in der man aus verschiedenen Rezepten sein Menü zusammenstellen kann. Am Beispiel dieser App hat Microsoft eine Gestensteuerung eingebaut. Da man beim Kochen meistens keine sauberen Finger hat und mit diesen nicht unbedingt den Touchscreen verschmutzen will, ist es praktisch, dass man mit einer Handgeste, die von der Webcam erfasst wird, weiterblättern kann. Der Hands-Free Mode ist schon in Windows 8.1 eingebaut, die Apps müssen aber dementsprechend programmiert werden, damit sie das neue Feature auch unterstützen.
Auch an 3D-Drucker hat Microsoft gedacht. Diese sollen künftig genauso eingebunden werden, wie herkömmliche Drucker. Das bedeutet, dass die Herstellung von dreidimensionalen Modellen aus dem Betriebssystem gesteuert werden könnte und weniger von der Anwendung selbst.
Windows 8.1 folgt seinem Vorgänger in rascher Folge. Das ist von Microsoft auch so beabsichtigt. Betrug der Produktzyklus zwischen den Vorgängerversionen von Windows 8 noch drei bis fünf Jahre, möchte der Softwareanbieter seine Betriebssysteme nun jährlich neu auflegen.
Microsoft zeigt zur Preview ein kleines Video:
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