Wir waren auf das neue Flaggschiff von LG, das LG G3, enorm gespannt, schließlich hatten die Südkoreaner mit dem G2 ein absolutes Glanzstück abgeliefert. Wir haben nun ein Test-Gerät in die Finger bekommen und auf Herz und Nieren geprüft.
LG überraschte uns Anfang Juni mit seinem neuen Flaggschiff G3. Eigentlich hatten wir das Gerät erst im Herbst erwartet. Die Südkoreaner verkürzten jedoch die Wartezeit seit der Vorstellung des letzten Flaggschiffes, des LG G2, auf circa neun Monate.
Der Vorgänger LG G2 beeindruckte mit seiner hervorragenden Hardware. Zudem hatte LG mit der Platzierung der physischen Tasten auf der Rückseite des Geräts Innovationsgeist bewiesen. Die Entscheidung ein absolutes High-End-Gerät zu bauen, das zudem einen rieseigen Akku besitzt, zahlte sich aus. Das LG G2 brachte das südkoreanische Unternehmen nach einer längeren Durststrecke zurück unter die Top-Hersteller von Android-Smartphones.
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Schwachstellen hatte das LG G2 so gut wie keine. Lediglich einen microSD-Karten-Slot vermissten wir. Außerdem war uns im Test die Rückseite etwas zu glatt. Es bestand die Gefahr, dass das Smartphone einfach aus der Hand rutschen könnte.
Leider konnte LG das Erfolgserlebnis beim LG G2 mini und beim LG G2 Pro nicht wiederholen. Beide Geräte enttäuschten nach dem grandiosen LG G2 etwas. Es stand die Befürchtung im Raum, dass LG mit dem G2 ein einmaliges Glanzstück gelungen ist, das das Unternehmen nicht mehr wiederholen könnte.
Ob das neue Flaggschiff LG G3 ein würdiger Nachfolger des LG G3 oder doch nur ein gutes Android-Smartphone geworden ist, lest ihr in unserem Test.
Design: Schlicht und sehr gelungen
Beim Design ist sich LG treu geblieben. Das LG G3 erinnert stark an das LG G2. Das Display ist zwar auf 5,5-Zoll angewachsen. Das Telefon wirkt jedoch trotzdem etwas kleiner als Geräte mit vergleichbar großem Display. Das liegt daran, dass LG die Bezel, die Ränder zwischen Display und Kante des Geräts, sehr schmal gehalten hat. Links und rechts neben dem Display verschwendet das Smartphone nur rund einen Millimeter Platz. Oberhalb hat gerade noch die längliche Ohrmuschel, eine Frontkamera und eine Status-Leuchte Platz. Unterhalb des Displays sitzt nur das LG-Logo. Die Android-Buttons existieren nur als On-Screen-Tasten im Betriebssystem.
Die physischen Tasten hat LG beim G3, wie schon beim G2 und beim G2 mini, auf die Rückseite des Smartphones verbannt. Bei einem Gerät dieser Größe ist das eine sehr gute Idee, schließlich sind die Buttons so bequem mit einer Hand zu erreichen. Nach kurzer Zeit hat man sich an diese ungewöhnliche Platzierung der Tasten gewöhnt. Unterhalb der Hauptkamera sind untereinander die Tasten für Lauter, Power und Leiser angebracht. Rechts neben der Kamera hat LG einen Dual-LED-Blitz verbaut. Auf der anderen Seite der Knipse sitzt ein Laser-Sensor, die den Auto-Fokus der Kamera unterstützt. Am unteren Ende der Rückseite hat LG die Box für die Medienwiedergabe verbaut.
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Die rückseitige Schale des Geräts ist aus Plastik. Sie sieht jedoch aus und fühlt sich an wie Metall. In der Mitte sitzt zudem ein weiteres LG-Logo. Die Rückseite ist zwar schick, aber leider wieder etwas glatt geraten. Der Nutzer kann die Schale außerdem abnehmen. Darunter finden wir den Akku und die Schächte für die microSD-Karte und die microSIM-Karte vor. Mit etwas Fummelei gelingt es sogar die microSD-Karte zu wechseln, ohne dass der Akku herausgenommen werden muss.
An den beiden Seitenkanten des LG G3 hat das Unternehmen auf Knöpfe und Schächte verzichtet. An der unteren Kante findet wir einen microUSB-Slot, über den das Gerät geladen wird, und den Kopfhörerausgang vor. Außerdem sitzt hier ein Mikrofon. An der oberen Kante hat LG ein weiteres Mikrofon zur Unterdrückung der Hintergrundgeräusche angebracht. Zudem sitzt hier ein ein Infrarot-Sensor, mit dem das Smartphone zur Fernbedienung wird.
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Die Rückseite des LG G3 ist zu den Seitenkanten hin abgerundet und liegt damit gut in der Hand. Insgesamt bekommt man den Eindruck, dass die Südkoreaner ein sehr schlichtes und gleichzeitig edles Gerät gebaut haben. Es steht im Design dem LG G2 in nichts nach. Das Smartphone ist lediglich ein wenig gewachsen. Sogar den einzigen Kritikpunkt am Design des Vorgängers, die etwas zu glatte Rückseite, hat LG beibehalten.
Auch bei der Verarbeitung hat das Unternehmen Fortschritte gemacht. Trotz der abnehmbaren Rückseite knarzt nichts. Die Spaltmaße sind sehr gering und zudem gleichmäßig geraten. Auch verbiegen oder Eindrücken lässt sich nichts. Man hat beinahe das Gefühl ein Unibody-Smartphone in den Händen zu halten.
Absolute Spitzen-Hardware – zumindest beim richtigen Modell
Auch in Sachen Hardware spielt das LG G3 wieder in der höchsten Liga mit – zumindest, wenn man das richtige Modell betrachtet. Das Unternehmen bietet sein neues Flaggschiff einmal mit 16 GB und einmal mit 32 GB internem Speicher an. Ersteres kommt mit einem Arbeitsspeicher von 2 GB, letzteres ist mit 3 GB ausgestattet. Ansonsten gibt es bei den Modellen keine Unterschiede. Der Flash-Speicher beider Baureihen kann mittels einer microSD-Karte um bis zu 128 GB weitert werden.
Das 5,5-Zoll-Display besticht durch eine QHD-Auflösung von 2.560 x 1.440 Pixel. Damit erreicht der Screen eine Pixeldichte von 534 Pixel pro Zoll (ppi). Eine Pixel-Dichte ab circa 350 Pixel ist mit dem Auge zwar nicht mehr wahrnehmbar, subjektiv verbliebt jedoch der Eindruck eines so gestochen scharfen Bildes, wie man es noch nie gesehen hat. Der IPS-LCD-Bildschirm zeichnet sich zudem durch Energiesparsamkeit und getreue Wiedergabe von Farben aus. Gleich beim Bertachten des Standard-Sperrbildschirms bekommt man einen Vorgeschmack auf dieses wunderbare Display und aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
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Unter der Haube taktet ein Snapdragon-801-Quad-Core-Prozessor von Qualcomm mit 2,5 GHz. Leider basiert dieser nach wie vor auf der 32-Bit-Architektur. Die moderneren und schnelleren 64-Bit-Prozessoren für Android-Geräte erwarten wir erst im Herbst zusammen mit dem nächsten Nexus-Smartphone und Android L.
Bei den Verbindungsstandards spart LG absolut nicht. Mit an Bord sind die Wi-Fi-Standards 802.11 a/b/g/n/ac, Wi-Fi Direct, Bluetooth 4.0 und der derzeit schnellste Mobilfunknetzstandard LTE. Zudem kann der Besitzer des LG G3 über die Infrarot-Schnittstelle aus dem Smartphone eine klassische Fernbedienung machen. Die Südkoreaner haben außerdem an einen GPS-Empfänger und an das russische Gegenstück GLONASS gedacht. Neben einem NFC-Chip beherrscht das LG G3 zudem die magnetische Induktionsladung. Damit kann der Anwender das Smartphone kabellos laden, sofern er sich eine entsprechende Ladestation hinzukauft. Im Lieferumfang ist sie nicht enthalten. Selbstverständlich hat LG auch an einen Beschleunigungs-Messer und an einen Lage-Sensor gedacht.
Die 2,1-Megapixel-Kamera auf der Vorderseite ist in erster Linie für die Videotelefonie gedacht und dafür vollkommen ausreichend. Die rückseitige Hauptkamera löst dagegen mit 13 Megapixeln auf. Diese Knipse ist noch ein wenig besser als die hervorragende Kamera des Vorgänger-Modells. Besonders hervorzuheben ist hier der Laser-Sensor, mit dem der Autofokus verbessert wird.
Die Kapazität des herausnehmbaren Akkus ist mit 3.000 mAh genauso groß wie beim LG G2. Allerdings hält die Batterie aufgrund des größeren Displays und der besseren Hardware nicht mehr ganz so lang durch. Ein Tag ohne Gang zur Ladestation ist bei durchschnittlicher Nutzung zwar immer noch locker drin, bei zwei Tagen wird es jedoch eng.
Stark verändertes Android
Beim Vorgänger-Modell bekam der Käufer noch ein Android, das dem Stock-Android der Nexus-Geräte relativ stark ähnelte. Das hat sich nun geändert. Die Oberfläche des Betriebssystems des LG G3 hat LG stark angepasst. Sie erinnert ein wenig an eine Mischung an Samsungs TouchWiz und Googles nächster Android-Version Android L. Bei unserem Test-Modell war Android 4.4.2 KitKat vorinstalliert. Die beiden Nachfolgeversionen 4.4.3 und 4.4.4 sind zwar bereits seit einigen Wochen für Nexus-Smartphones verfügbar, ein Update für unser LG G3 gab es zum Testzeitpunkt jedoch noch nicht.
Links vom Home Screen befindet sich der G-Screen. Leider ist dieser nicht ganz so schön ausgebaut wie das Magazine von Samsung. Wir finden hier zum einen das LG-Health-Center, in dem Nutzer ihr Fitness-Level, ihren Trainingsfortschritt und ihren ganz allgemeinen Gesundheitszustand mitloggen können. LGs hat passend zu diesem Health-Zentrum vor kurzem auch mit dem Fitness-Armband Lifeband Touch ein Zubehörgerät mit diversen Sensoren auf den Markt gebracht, das seine Daten direkt an LG Health sendet. Ansonsten sind hier zusätzlich Tipps zur Bedienung des LG G3 zu finden.
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Überhaupt hat LG sehr darauf geachtet, dass Neulingen keine Funktion des neuen Flaggschiffes entgeht. Nach der Einrichtung des G3 poppen immer wieder Fenster auf, die auf eine besondere und in der Regel nützliche Funktion hinweisen. Selbstverständlich können erfahrene Nutzer diese Tipps bereits bei der erstmaligen Einrichtung des Telefons abschalten.
Das Design der Android-Oberfläche ist sehr bunt geraten. Vor allem in den etwas unübersichtlichen Einstellungen und im Benachrichtigungszentrum wird man von Farben etwas überfallen. Die App-Symbole sind jedoch sehr schlicht gehalten und erinnern in ihrem flachen Design ohne 3D-Effekt an iOS 7 beziehungsweise Android L. Insgesamt sind wir zwiegespalten: Die flachen Symbole wirken schlicht, die Menüs jedoch überladen und unnötig verspielt.
Vorinstalliert sind die meisten Google-Apps wie Hangouts, Chrome, Gmail, Maps und die Play Stores für Bücher, Filme und Musik. Sie können jedoch, wie auch die wenigen vorinstallierten Apps von LG, allesamt deinstalliert werden. Eine Ausnahme bildet Googles App Store. Auch essentielle Android-Apps, wie der Kalender, die Telefon-App oder die SMS-App kann der Nutzer nicht vom Telefon werfen.
Die App Quick Remote für die Infrarot-Fernbedienung kann ebenfalls nicht deinstalliert werden. Allerdings würden wir das auch nicht empfehlen. Diese App funktioniert überraschend gut. Der Anwender muss die App lediglich starten und das Telefon auf das zu steuernde Gerät, zum Beispiel einen Fernseher, ausrichten. Das LG G3 erkennt bei den gängigen Modellen selbstständig um welches Gerät es sich handelt und richtet sich entsprechend ein. Alternativ kann man auch das entsprechende Gerät aus einer umfangreichen Herstellerliste manuell auswählen.
Da LG den Power-Button auf der Rückseite angebracht hat, kann das Smartphone nicht auf klassische Weise aus dem Stand-By-Modus geholt werden, wenn es auf dem Tisch indem man diesen Knopf drückt. Deshalb hat LG bereits beim G2 das Wake-Up-Klopf-System eingeführt. Damit kann das Smartphone mit einem einfachen Doppeltipp auf das Display aus dem Stand-By-Modus geholt werden. Ein Doppeltipp auf den Home Screen versetzt das Gerät wieder in den Stand-By-Modus.
Diese Funktion ist bei den Nutzern so beliebt, dass LG sie via Software-Update auch bei Smartphones nachgerüstet hat, die den Power-Knopf auf der Seite oder an der oberen Kante haben. Bereits für das LG G2 mini hat das Unternehmen diese Funktion zudem weiter ausgebaut. Das Display ist nun in vier Quadranten eingeteilt: Nutzer können einen Klopf-Code festlegen mit dem das LG G3 nicht nur aus dem Stand-By-Modus geholt wird, sondern auch gleich entsperrt werden kann.
- Hervorragende Verarbeitung und Design. Wie auch beim G2 glänzt das neue Flaggschiff LG G3 in dieser Kategorie. Lediglich Apples iPhones sind hier ernstzunehmende Konkurrenten.
- Die Hardware gehört zum Besten was man für Geld kaufen kann. Kaum ein anderes Android-Gerät ist so allumfassen gut ausgestattet, wie das LG G3.
- Trotz einiger durchdachter Software-Features sind wir hier nicht vollends begeistert. Einige Menüs zeichnen sich durch viel zu knallige Farben aus und sind unnötig umständlich aufgebaut.